Der Punk tobte den gesamten Tag, hat sich aber noch lang nicht müd´ getobt. Ein langer Tag für den aktiven Punker in Hamburg: Faschismus verliert, FC St. Pauli gewinnt, CAPTAIN PLANET laden in einem mehr oder weniger neuen, selbst verwalteten Zentrum zum Konzert. Soviel zur Ausgangslage.
FACTOMAT aus Berlin wagen den Anfang. Experimenteller Metal- Punk mit Sprechgesang. Sie singen von Armeen von Authisten und flüchtenden Bibern. Zwei Stühle, keine Meinung. Erster „West- Auftritt“ der fünf BerlinerInnen. Wohl etwas zu experimentell und hibbelig für bodenständige Nordlichter. Während der Gitarrist die gerissene Saite ersetzt, ein erneuter Aufruf dem gestressten Polizeivolk noch eine unentspannte Nacht, Überstunden und keinen Feierabend zu gönnen und überhaupt kam Hamburgs neuer Wasserwerfer wohl noch nicht genüge zum Einsatz. Das Konzert verläuft weiter ohne nennenswerte Zwischenfälle. FACTOMAT nehmen die mangelnde Begeisterung mit Humor. Es sei wohl zu kalt zum Rausgehen.
Dass Hamburg rausgehen kann, egal bei welchen Temperaturen, wird aber gleich ab dem ersten Takt von DUESENJAEGER aus Osnabrück unter Beweis gestellt. Das Centro Sociale ist gerappelt voll. Keiner kommt mehr rein, keiner will mehr raus. Ein kleiner überschaubarer Haufen Leute schuppst sich standesgemäß vor der Bühne herum, gröhlt textsicher mit. Begeisterung kann man auch unterkühlten Nordlichtern unterschieben. Die Luft wird tropisch, feucht warm, alkohol- und zigarettenrauchgeschwängert. Der Schweiß perlt nicht nur an den Scheiben. Freunde des Postpunk, das ist Postpunk! Passend zu den vorrangegangenen Geschehnissen des Tages.
CAPTAIN PLANET, wie konnte es passieren, dass ich euch so lange nicht live sah und ebensowenig jemals in eurer Heimatstadt. Heute abend also Premiere. WOW! Und das geht gut. Frankfurt, Wiesbaden, Köln, Münster- alle Shows können ab sofort einpacken. Das hier ist CAPTAIN PLANET Stadt. Die Meute tobt. Keine neuen Songs, aber das hält den Adrenalinpegel und die Textsicherheit oben. 20 Zentimeter lange Nägel, Wespenstiche, Baumhäuser, Reise mit Rambo und das direkt vor der Bühne. Leute oben, unten, Finger, Hände, Fäuste, nasse Shirts, Licht an, Licht aus. Verzweiflung kann so schön sein, wenn man sie aus voller Lunge herausschreit. Kraft und Freude auf und vor der Bühne und für ein paar Minuten der Glaube daran, dass das alles schaffbar ist. Da fehlen mir die Worte und vielleicht braucht es auch nicht mehr. Auf jeden Fall immer ein Grund für einen Konzertbesuch.
Die Faust aufs Auge folgt quasi auf dem Fuß. Schnee draußen und einmal mehr merken: Chucks sind zwar geeignete Tanzschuhe, definitiv keine Winterstiefel, bilden aber somit letztendlich ein Gott- sei- Dank überschaubares und bewältigbares Problem. Es sind die kleinen Momente.... *Klappe!*