Selten waren die Spielregeln für einen Konzert-Abend derart klar:
30 Jahre HELMET bedeutet 30 Konzerte, 30 Städte, 30 Songs, keine Vorbands.
Hamburg, Gruenspan.
Die Zweite von insgesamt 8 deutschen Städten.
30 Jahre Bandgeschichte haben HELMET inklusive längerer Pausen sowie etlicher Besetzungswechsel bereits auf dem Buckel - auch wenn sich die Band 1997 aufgelöst und erst im Jahr 2004 in fast komplett neuer Formation wiedervereint hat. Grund genug, um einmal ordentlich zu feiern ist der „30. Geburtstag“ dennoch. Bereits früh, um 20 Uhr stehen HELMET in Hamburg auf der Bühne. Ganz unspektakulär, ohne Backdrop, größere Ansagen oder Geburtstagsständchen. Immerhin müssen noch 30 lange Songs zum Besten gegeben werden.
Genauso früh wie die Show beginnt, platzt auch das Hamburger Gruenspan aus allen Nähten. Draußen schlängelt sich noch die Schlange in Richtung Große Freiheit, während sich drinnen die Ersten bereits mächtig strecken müssen, um etwas von der Bühne zu sehen. Das Publikum ist größtenteils männlich, um die 40 Jahre alt und groß. Wer die 180 cm nicht überschreitet und nicht bereits frühzeitig das Gruenspan aufgesucht hat, hat Probleme einen guten Blick auf Page Hamilton und Co. zu erhaschen. Vom Hemdträger bis zum Band-Shirt-Träger - alles ist dabei. Einzig Frauen erweisen sich von äußerster Seltenheit und dürften sich vom Anteil irgendwo im einstelligen Prozentbereich tummeln. Eine weitestgehend homogene Masse.
Von der Bühne gibt es wenig Spektakuläres zu berichten. HELMET spielen ihr Set fehlerfrei und ohne große Ausreißer nach oben oder nach unten herunter. Ein Song reiht sich an den nächsten. Selbst kleinere Klatsch- oder Verschnaufpausen gibt es kaum. Über eine halbe Stunde dauert es, bis sich Page Hamilton das erste Mal an das Publikum wendet. Es wird kurz angemerkt, dass man sich freue wieder in Hamburg zu spielen. Im Anschluss geht es weiter wie zuvor. Ein Konzert im CD-Format - kaum Ansagen, kaum Klatschen, kaum Publikumsspielereien. Song reiht sich an Song. Nicht mehr und nicht weniger.
Zumindest der Sound im Gruenspan ist ausgesprochen gut, sodass das „Musik hören“ durchaus zum Genuss wird. Und auch musikalisch wie technisch gibt es wenig bis gar nichts zu meckern. Page Hamilton, Dan Beeman, Kyle Stevenson und Dave Case beherrschen ihre Instrumente in Perfektion, liefern ein Solo nach dem Anderen und lassen das Hamburger Gruenspan im Takt mit wippen. Im Vordergrund steht die Musik. Nicht Page Hamilton, nicht die Zuschauer, nicht die Lichtshow – einzig und alleine die Musik.
Weiterhin positiv anzumerken bleibt, dass im Zuschauerraum kaum gefilmt wird. Nur vereinzelt sind Handys in der Luft zu sehen. Und wenn, dann auch nur für einen kurzen Zeitraum. Kurzes Erinnerungsfoto – fertig. Schön.
Zu einem späteren Zeitpunkt reißt sich Page Hamilton dann doch noch dazu hin, kurz die Band vorzustellen und den nächsten Song anzukündigen. Dennoch bleiben Ansagen wie Interaktionen mit dem Publikum im Allgemeinen eine Seltenheit, was einen etwas lieblosen Eindruck hinterlässt.
Neben eigenen Songs covern HELMET u.a. auch BLACK SABBATH und BJÖRK, was in der Masse an Songs jedoch beinahe untergeht. Nach 26 Songs geht es dann von der Bühne. Es wird kurz geklatscht, gerufen und gewartet und wenig überraschend folgt ein Zugaben-Set von 4 weiteren Liedern ehe die New Yorker die Hamburger in die Nacht entlassen.
Die New Yorker Alternative-Metal-Legenden liefern einen technisch einwandfreien Abend, lassen dabei jedoch die Nähe zum Publikum vermissen. Schade.