12.10.2015: IMAGINE DRAGONS - Mannheim - SAP Arena

15.10.2015
 

 

Die SAP Arena,… ein kleines bisschen Heimat, auch wenn mein letztes Konzert mit Sicherheit 3 Jahre her ist. Zu selten kommen hochkarätige, bekannte Bands nach Mannheim. Stattdessen geben sich NICKELBACK, HELENE FISCHER und PUR im Jahresabstand die Klinke in die Hand. Schade eigentlich, wohne ich doch gerade einmal einen Feldweg weit entfernt.

Nun, nach über 3 Jahren Abstinenz, geht es mal wieder auf ein Konzert. IMAGINE DRAGONS halten mit ihrer Smoke + Mirrors Tour in Mannheim. Als Support hat sich die US-amerikanische Indie-Rock-Band die Kollegen von SUNSET SONS eingepackt. Jene präsentieren, wie ihre Kollegen, Alternative-Indie-Rock und mimen damit die perfekten Einheizer. Eingängige Refrains paaren sich mit guter Laune Musik, die immer wieder Mitklatsch-Momente liefert. Hier und da erinnert das Ganze an KINGS OF LEON. Keyboard, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Und dazu eine wirklich gute Stimme. SUNSET SONS hätten, mit ein wenig Glück, tatsächlich das Zeug einen ähnlichen Hit, wie IMAGINE DRAGONS zu landen. Eingängig genug sind ihre Songs schon einmal. Was dafür allerdings besser werden muss (, auch wenn Sie wahrscheinlich am Wenigsten dafür können) ist der Sound, der zu Beginn wirklich unterirdisch ist. Um das Konzert in Ruhe genießen zu können und die komplette Bühne im Überblick zu haben, suchten wir uns relativ schnell einen beinahe leeren Block, im Oberrang. Guter Blick, schön viel Privatsphäre und Beinfreiheit. Was dort allerdings soundmäßig an kam, ist selbst in jedem Jugendzentrum besser abgemischt. Die Stimme übersteuerte bei jedem lauteren Part, die Gitarren hatten viel zu viel Höhen und das Schlagzeug hallte aus dem anderen Ende der Arena zurück. Von einer Ü-10.000 Halle kann man eigentlich mehr erwarten.

Nach 45 Minuten und dem letzten obligatorischen Selfie, wird es wieder hell, bis es nach 30 Minuten Umbaupause wieder dunkel wird und die 8 großen Lichtsäulen im Hintergrund der Bühne zum ersten Mal zeigen dürfen was sie so können. Zu einem Intro, welches das Wort episch wirklich verdient hat, betreten die 4 Amerikaner die Bühne und läuten das rund 80 minütige Set ein.  
Schon bevor der erste Ton aus einem der Instrumente erklingt, ist der Handy-Barometer bereits am Anschlag. Auch im Folgenden bleibt dieser, für Leute wie mich, die nicht jeden Song von IMAGINE DRAGONS in und auswendig kennen, eine hilfreiche Stütze, ob es sich nun um einen bekannten oder eher unbekannten Song handelt. Umso bekannter der Song, umso mehr Handys befinden sich in Rekordzeit, über dem eigenen Kopf (oder dem des Vormannes), in Richtung Bühne gerichtet, um ein Video, welches sich eh nie wieder jemand anschaut, aufzunehmen. Ein lustiges Bild, das sich da von hinten bietet.
Die Micheal Jackson Gedächtnis Lederjacke ist nach Song 1 auch schon abgestreift und sowohl die Masse, als auch die Band auf Betriebstemperatur. Die Hände, die nicht gerade mit einem Handyfilm beschäftigt sind, klatschen oder wippen im Takt mit, während Frontmann Dan Reynolds auf seinem kleinen Laufsteg alles gibt. Für den ganz großen Dave-Grohl Laufsteg, durch die komplette Arena, hat es zwar noch nicht gereicht, dafür kopierte Reynolds eine andere Dave-Grohl-Einlage. Tags zuvor hatte man sich nämlich die Hand gebrochen. okay, die Hand ist noch lange kein Bein und beim Singen und Performen nicht essentiell wichtig, trotzdem,… leichter macht es das Ganze auch nicht, was man schon beim Trinkflasche aufschreiben sieht. Und trotz der frisch, am Tag zuvor, gebrochenen Hand, sah man der ganzen Band an, dass Sie Spaß an der Sache haben. Lustige Ansagen zwischen den Songs bilden die Übergänge. Sympathische Stadionrocker aus Las Vegas.

Was die Jungs erst recht sympathisch macht ist der zwischenzeitliche Aufruf zur Menschlichkeit, in Sachen „Flüchtlingskrise“. Denn hierfür hat man nicht nur einen Song geschrieben, dessen Einnahmen zu 100% Flüchtlingen zu Gute kommt, sondern auch tagsüber ein Flüchtlingsheim besucht, um sich einen Eindruck vor Ort zu verschaffen. Größten Respekt meinerseits. Während solch Ansagen bei jedem kleinen Punkkonzert schon zur Gewohnheit geworden sind, hat es mich in diesem Fall positiv überrascht. Als Chartband zieht man nun mal doch anderes Publikum und kann höher fallen, als irgendeine assige Punkband. Daher zurecht Applaus. Super Aktion.

Besonders beeindruckend bleibt im Folgenden die Lichtshow. Die 8 Lichtsäulen im Hintergrund bilden den Hauptpart und werden immer wieder anders beleuchtet. Hinzu kommen (gefühlt) tausende Scheinwerfer, die die komplette Bühne in eine einzige Show verwandeln. Da könnten die Protagonisten von der Bühne gehen und ich wäre trotzdem begeistert.

Ein ähnlicher Hingucker, wie die Lichter und vielleicht ähnlich hell entgegenstechend, ist die komplett goldene Gitarre von Gitarrist Wayne Sermon, auf der er immer mal wieder ein Solo zum Besten geben darf. Daran merkt man dann doch, dass es sich bei IMAGINE DRAGONS um Stadion- und nicht irgendwelche Club-Rocker handelt. Man kann nur protzen, wenn man etwas zum Protzen hat. Und jenes haben IMAGINE DRAGONS. Deutlich wird dies spätestens bei „Radioactive“, bei dem der Handy-Barometer ins unermessliche ausschlägt. Unterstützt von 3 Extra-Trommeln, bekommt der Song live noch einmal mehr Power und bildet somit das klare Highlight des Abends.

Zum Abschluss gibt’s, zur letzten und einzigen Zugabe, den fast schon vorhersehbaren Konfettiregen (welche große Band hat diesen nicht?!) und die Zuschauer werden nach 80 Minuten wieder in den kühlen Herbst verabschiedet. Aufgrund der Tatsache, dass IMAGINE DRAGONS erst zwei Alben veröffentlicht haben, geht auch die relativ kurze Spieldauer in Ordnung, auch wenn man für rund 50 Euro mindestens 90 Minuten hätte erwarten können.

 

Insgesamt war der Abend, mit seinen Höhen und Tiefen, ein gelungener Abend. Der Sound war teilweise grenzwertig, die Lichtshow dagegen spektakulär und die Band sehr sympathisch, was den Sound etwas relativieren konnte.
Stadionshows bleiben spezielle Shows, von denen ich nicht unzählig viele im Jahr brauche. Wenn, dann aber bitte auch schön groß und protzig. Mit extra-Trommeln, extra-Licht und extra-Konfettiregen. An alles kann ich heute einen Haken machen – also ein gelungener Abend.