Der Rutsch ihrer vier Konzerte umfassenden Jahresabschlusstour beginnt für HEISSKALT dieses Jahr mit einer ausverkauften Show in Kölns schönem Gebäude 9 auf der Schäl Sick, im Schlepptau hat die Post-Hardcore-Band die befreundeten SMILE AND BURN aus Berlin.
Wer die fünf Jungs von SMILE AND BURN schon einmal live erlebt hat, weiß, dass ihre heutige Show keine Ausnahme zu ihren sonst üblichen Live-Qualitäten darstellt; die (Pop-)Punker haben das Kölner Publikum so schnell in der Hand, wie ich es noch bei nur wenigen Support-Bands miterlebt habe. Aber das ist eigentlich auch kein Wunder: Positive Vibes treffen auf ein Gespür für Singalongs treffen auf eine Spielfreude, die die Energie nach wenigen Augenblicken auch vor die Bühne befördert. Schön, auch mal nicht nur im Takt mitnickende Menschen bei einer Vorband zu sehen, sondern eben auch mal ein bisschen Schweinepogo und gegen Ende ihres halbstündigen Sets sogar einen Circle-Pit. Aber Sänger Phil ist sowieso der geborene Animateur; da muss sich Gitarrist Sören auch gar nicht wundern, dass sie vom Publikum wie „die Headliner bei Rock am Ring“ gefeiert werden. Vielleicht klappt’s ja in ein paar Jahren, Jungs. Wahrscheinlich würden sie sich nicht mal da aus der Ruhe bringen lassen und hätten da wie auch auf den kleinen Bühnen den Spaß ihres Lebens. Action Action eben.
Und die Action ebbt auch bei „Nicht anders gewollt“, dem Opener der Headliner des Abends nicht ab, sie zeigt sich nur nicht mehr von ihrer positiven Seite, sondern lässt die Stimmung im Raum in Melancholie und Wut umschlagen, auch wenn HEISSKALT, und ganz besonders Sänger und Gitarrist Matze heute Abend spürbar gut gelaunt auftreten. So gibt es zwischen den einzelnen Songs von seiner Seite aus immer wieder ausgedehnte, sympathisch-verpeilte Ansagen zu hören, die dem Konzert das geben, was meiner Meinung nach zu jeder gelungenen Live-Show gehört; und das ist neben dem nicht zu überhörbaren musikalischen Können der vier, die mittlerweile über ganz Deutschland verteilt leben (Aushilfs-Bassist Dani Weber von THE INTERSPHERE hat es inzwischen sogar nach Italien verschlagen), diese gewisse Spontaneität, die eine Verbindung zwischen Band und Publikum schafft. Niemand hat Bock auf Künstler, die die immer vier gleichen, fast schon choreographiert wirkenden Phrasen bei jeder Show runterbeten. Wie formuliert es Matze sinngemäß mehrfach so passend: „Ach, das ist so schön. Man kommt in eine Stadt, in deren Umgebung seine Freunde leben. Und diese Freunde und viele andere Leute kommen dann zu deinem Konzert.“ Jep, das ist wirklich schön. Und deine Freunde spielen auch in Bands und unterstützen dich und deine Band dann auf der Bühne in Form von Simon und Daniel von LYGO aus Bonn bei ihrem gemeinsam mit LIRR. geschriebenen Song „Leben wert“ oder in Form von Chris von den Aachenern Post-Hardcorelern FJØRT mit einem schönen kleinen wütenden Feature bei „Kaputt“.
Die Setlist des heutigen Abends wurde gegenüber der ihrer diesjährigen Frühjahrs-Tour an einigen Stellen leicht abgeändert; so schaffte es z. B. ihr eigentlicher von allen Seiten gefeierter Klassiker „Gipfelkreuz“ von ihrem ersten Meisterwerk eines Albums überraschenderweise gar nicht auf die Setlist und auch von ihrer Debüt-EP „Mit Liebe gebraut“ gab es nur „Hallo“ zu hören, das sich mit seinem leicht seichten Indie-Rock-Feeling meiner Meinung nach aber sowieso nur schwer mit ihren übrigen, das Set überwiegenden Songs ihres letzten Albums „Vom Wissen und Wollen“ mit seinen instrumentalen Achterbahnfahrten und Ausflügen in alle Facetten der negativen Gefühlswelt verbinden lässt. Und auch wenn das nächste Album laut bandeigener Aussage fertig ist und Anfang nächsten Jahres erscheinen soll, wird noch kein neuer Song gespielt. Erstmal schön dem Publikum das Leckerli hinhalten und dann im letzten Moment noch weggeziehen. So mag ich das!
Wahrscheinlich geht’s für HEISSKALT dann auch erst nach dem Release des neuen Albums wieder auf die Straßen und in die Clubs der Republik – bis dahin ist wohl Abwarten und Däumchen drehen angesagt, aber Vorfreude ist ja bekanntlich auch die schönste Freude.