Bierbauch, Wampe, Erdnussbutter-Belly. Damit kann sich Tony Reflex – laut Eigenaussage - identifizieren. Der geborene Kalifornier mit den zotteligen Haaren, der stark auf die fünfzig Lenzen zielt, ist also eher mit Schokoriegeln oder Reeses-Törtchen zu ködern als die ultimative Rampensau abzugeben. Dennoch verzichten die ADOLESCENTS heute auf eine Supportband, die das Bewegungsspektrum auf der Bühne über das eigene pushen könnte.
Reflex und seinen Heranwachsenden um Ex-AGENT ORANGE-Basser Steve Soto schmeckt aber auch sonst alles, was auf den Tisch kommt: „No Way“ eröffnet das Set klassisch und doch rasanter als die Version des immerhin einunddreißig Jahre alten Debüts der Band. Soto kauert grinsend - wie immer – hinter seinem winzig wirkenden Instrument und lässt sich von „Creatures“ oder „Inspiration“ nicht die Bohne aus der Spur bringen. Wie immer. Tony „Reflex“ Cadena hingegen schwappt über die Bühne und erstickt seine eigene Stimme zwischen aktuellen Songs wie „Operation FTW“ und ADOLESCENTS-Kulturgut á la „L.A. Girl“.
Mit Drummer Mando Del Rio sitzen neue und bewährte Nummern der alten Schule aus Fullerton sicher und trocken auf dem Punkt – und dank Kumpel Bender (der kurzfristig als Ersatzgitarrist fungiert) schafft es die aktuelle ADOLESCENTS-Tour hoffentlich sicher bis ans Ziel. Mit der markanten Prise Orange County-Punkrockschule und Frank Agnews perfekt sitzendem Bandana am linken Bühnenrand jedenfalls gelingt der Auftakt.
Heute in Hannover gibt es vereinzelte, aber umso herzlicher erprobte Tanzeinlagen vor der Bühne – und passend zum Altersspiegel eine Pinkel- und Verschnaufpause nach „Kids Of The Black Hole“.
Wem das eigene Portmonee gen Abendmitte noch immer zu dick erscheint, kann sich neben den altbekannten Shirtmotiven auch die soeben erschienende EP „American Dogs In Europa“ zulegen. Oder die zehnminütige Setpause mit einem Kaltgetränk überbrücken und sich für „OC Confidential“ oder das rollende „Amoeba“ in Position bringen. Bierbauch oder Vollgenießerfigur – die ADOLESCENTS haben nach gesalzener Biographie und Personenverschleiß weder ihren Surfpunkcharme, noch ihre Klasse verloren. Wie auch, im Land der M&M´s, als Ur-Nachbarn von Social Distortion und Zeugen der Geburtsstunde selbst.