13.10.2012: Never Say Die! Festival Tour - Suttgart - Zapata

13.10.2012
 

 

Es ist der zweite Halt der Impericon Never Say Die! Tour durch Europa. Das Flaggschiff des Merchandise- und Streetwaearimperiums hat heute Landgang im Stuttgarter Zapata. Einen Club, der in Stuttgart nicht grade als Toplocation für Konzerte gilt. Finden doch die meisten Shows dieser Größe im bekannten LKA statt. Schon vor der Show gab es erste Probleme mit der Technik der in die Jahre gekommenen Partylocation. Der Strom wollte nicht ganz so, wie die Technik der Bands. Vielleicht mit ein Grund, warum sich der Einlass geringfügig nach hinten verschiebt und Dubstup-DJ At Dawn We Rage bereits seine Elektrosounds spielt, während noch 90% des Publikums auf Einlass warten.

Der Raum füllt sich nur schleppend und als die meisten Konzertbesucher endlich drinnen sind, bauen The Browning bereits für ihren Auftritt um. Fünf Jungs, die alsbald mit ihrer Performance aus typischen Metalcore und Technosounds beginnen. Man fühlt sich bei Songs und vor allem Intros wie Time Will Tell dezent wie auf der falschen Show. Treten jetzt Scooter auf? Aber kein HP-Baxter sondern fünf junge Kerle wirbeln da mit Gitarren und Mikro über die Bühne. Düsterer Gesang und eindringliche elektronische Melodien. Das Publikum wirkt kurz verwirrt, kennt so recht doch niemand die erste richtige Band des Abends. Ein wenig mag man sich an EBM erinnert fühlen. Untermalt mit Deathmetall versteht sich. Die zum Teil sehr junge Generation des Publikums kommt am Ende des recht kurzen Sets gut mit dem Auftritt klar und klatscht brav jeden Song im Rhythmus mit.

Es folgt eine weitere mir bis zu diesem Abend unbekannte Band: At The Skylines. Ein nahtloser Übergang zu The Browning. Nur um den Faktor reduziert, dass diese nicht viel Wert auf den Technoeinfluss legen und dafür lieber clean singen. Sie fügen sich unbemerkt ins frühabendliche Line-Up ein, ähneln sie doch sehr den beiden Headliner-Bands. Rein unter dem Gesichtspunkt eine runde Sache für die diesjährige Bandauswahl der Never Say Die!. Diese wurde im Vorfeld als von Jahr zu Jahr schwächer werdend betitelt, hatte man doch in der Vergangenheit Bands wie Parkway Drive, Unearth, Architects, Comeback Kid oder Despised Icon unter den Headlinern. Acts, die eine breitere und vielleicht auch etwas ältere Masse ansprechen.

Letzt genannte Band hat wenigstens eines seiner ehemaligen Mitglieder als NSD-Veteranen heute mit seiner neuen Kombo auf der Tour dabei. Obey The Brave Fronter ist Alex Erian - einer der beiden Köpfe, der vor zwei Jahren aufgelösten Band Despised Icon. Eventuell dürfte dieser vergangene Erfolg des sympathischen Kanadiers der Band heute helfen. Sind sie doch die ersten, die das Publikum zum „Tanzen“ und Mitsingen bewegen können. Songs wie Get Real oder Live And Learn kommen trotz des eher mäßigen Sounds gut an. Man darf gespannt sein, wohin die musikalische Reise dieser Band noch geht.

Fliegender Wechsel. Die Aufbaupausen gehen heute Abend sehr fix von dannen. Längst hat man die Einlassverzögerung zeitmäßig wieder aufgeholt. Es folgen For The Fallen Dreams. Spätestens jetzt ist das Publikum hell wach. Und als sich Sänger Dylan Richter bereits beim ersten Song mit einem beherzten Sprung ins Publikum wirft, gibt es kein Halten mehr in der U21-Fraktion. Man muss den Fünf aus Michigan lassen - sie haben die Menge bestens im Griff. Da stört auch die Aufmachung Richters nicht. Dieser hat sich die kurzen Haare wasserstoffblond gefärbt und trägt dazu seinen feinsäuberlich gezwirbelten Schnurrbart. Die über die Jahre fast komplett neubesetzte Band performt allerhand Nummern der aktuellen Platte Wasted Youth und gegen Ende ihren wohl bekanntesten Track Never Again. Schade, dass im Brei des Sounds die so melodische Gitarre dabei komplett untergeht und ihr Set abrupt mit dem Wegwurf des Mikros endet. Irgendetwas hat Richter wohl verärgert.

Im Anschluss treten Stick To Your Guns auf, von denen man heute Abend besonders viel erwartet. Denn wer gut informiert ist, hat gehört, dass diese beim gestrigen Auftritt in Würzburg eindeutig die Band des Abends waren. Auch hier findet sich der Fronter in Null-Komma-Nichts in oder viel mehr auf dem Publikum wieder. Band und Menge üben ein perfektes Spiel miteinander aus, bei dem dem Sänger auch schon mal das Mikro aus der Hand gerissen wird. Die ersten Stagediver erklimmen die Bühne und wagen ihrerseits den Sprung ins Ungewisse - der Foto- bzw. Securitygraben, der sich vor ihnen auftut, ist dabei nicht grade schmal. Beim Song Amber bleibt kein Auge trocken. Stick To Your Guns verstehen es, in jedem von ihrem powergeladenen Auftritten zu überzeugen und am Ende lauthals um Zugabe zu bitten. Nach einer mehrminütigen Ansage des Sängers über Musik, die heutige Jugend und die Szene an sich folgen We Still Belive und zum krönenden Abschluss der Titel Such Pain. Sie haben alle Erwartungen übertroffen. Daumen hoch.

Anders so blessthefall, die als nächstes folgen. Nicht nur, dass viele Leute vor ihrem Auftritt bereits das Weite gesucht haben und die Reise nach Hause antreten, auch die Performance der Band selbst ist heute merklich schwach. Die Moves auf der Bühne wirken wie ein ganz eindeutig genau getimtes Theaterstück. Wer wann springt, von links nach rechts rennt oder sich auf den Kisten am Rande der Bühne zu befinden hat, scheint genau festgelegt zu sein. Wenigstens Sänger Beau Bokan kommt authentisch daher. Als Supportact von Asking Alexandria hatte mir diese Band besser gefallen. Vielleicht auch, weil sie sich dort besser ins Line-Up fügten. Die ersten Reihen, die bereits seit dem DJ-Set von At Dawn We Rage dort stehen, jedoch feiern ihre Helden und reißen sich förmlich darum, die ausgestreckte Hand Bokans zu berühren.

Hat man sich bis hierher noch vor dem Zeitplan befunden, wird dieser von der nun folgenden Umbaupause wieder durcheinander gebracht. Ganz eindeutig gibt es wieder Probleme mit der Technik. Man hört Ansagen wie „Ich hab keine Lust mehr auf den Mist!“ oder „Weiß der Typ auf der Bühne überhaupt, was er da macht?“ von den Technikern am Soundpult. Nach ewigen Diskussionen wird sich scheinbar für einen Mittelweg entschieden und der Abend kann mit We Came As Romans schließen. Sie waren vor zwei Jahren bereits auf der Never Say Die! Tour dabei. Damals als einer der Opener. Heute als Headliner verkünden sie bereits nach den ersten zwei Songs, What I Wish I Never Had und To Move On Is To Grow, wie glücklich und dankbar sie dafür sind. Leider merkt man bei ihren Auftritt ganz eindeutig wieder die Soundprobleme. Auch We Came As Romans untermalen ihre Songs gerne mit elektronischen Intros und Einspielungen. Diese gehen komplett unter oder sind nur mit sehr viel Fantasie herauszuhören. Schade. Ein Kompliment muss man Sänger Kyle Pavone aussprechen. Wer die Band schon früher live gesehen hat, dürfte in Erinnerung haben, dass Kyle nicht grade der beste Sänger war. Er hat ganz eindeutig an dieser Schwäche gearbeitet und trifft jetzt die Töne.

Für den Abend ist eigentlich noch eine Afterparty mit abermaligen At Dawn We Rage DJ-Set angesetzt. Doch der Raum leert sich so schnell, dass man entscheidet, die Party ausfallen zu lassen, und man zwar Dubstep aus den Lautsprechern schallen hört, jedoch keinen DJ mehr zu Gesicht bekommt. Die Kids befinden sich unterdessen im Nebenraum und erbeuten ihre Ladung an Merchendise-Mitbringseln, sammeln Autogramme oder schießen Fotos mit den Bands, die sich gerne etwas Zeit für sie nehmen.

Achtzehn weitere Stopps häl die Impericon Never Say Die! Tour noch bereit.

Hier gibts die Dates.

Setlist STICK TO YOUR GUNS:

Diamonds
What Goes Around
Amber
Against Them All
Heartless
Enough Is Enough
This Is More
We Still Belive
Such Pain

Setlist BLESSTHEFALL:

2.0 (Intro)
What's Left of Me
Guys Like You Make Us Look Bad
I'm Bad News In The Best Way
The Reign
Bottomfeeder
Promised Ones
To Hell And Back

SETLIST WE CAME AS ROMANS:

What I Wish I Never Had
To Move On Is To Grow
MisUnderstanding
Just Keep Breathing
Broken Statues
Roads That Don't End And Views That Never Cease
A War Inside
Intentions
Cast The First Stone
Understanding What We've Grown To Be
To Plant A Seed