MATULA sind mit ihrem letzten Album „Schwere“ bei mir im vergangenen Jahr auf Platz vier in meiner Liste der Alben des Jahres gelandet. Schmerzlich verpasst habe ich, aufgrund meines Umzugs, ihren Auftritt als Vorband von Captain Planet im Gebäude 9, meinem Lieblingsladen in Köln. Entsprechend groß ist meine Vorfreude auf den heutigen Konzertabend in der TUBE in Düsseldorf, der ich heute meinen ersten Besuch abstatte.
Mittwoch, kurz nach acht, vor besagter TUBE in Düsseldorf. Der Laden ist noch zu. Die Band sei verspätet angekommen und mache noch den Soundcheck. Vereinzelte Grüppchen von Leuten stehen vor der Tür – zusammengenommen nicht mal zwanzig. Anders als erwartet. Es dauert dann noch einige Zeit, bis sich die TUBE öffnet. Dann das völlig Unerwartete: In 12 Jahren Konzertgehen ist das tatsächlich das erste Mal (soweit ich mich zumindest erinnern kann), dass ich eine Band ohne Vorband sehe. Warum auch immer das so ist. Bis MATULA allerdings beginnen, wird den Gästen noch ordentlich Zeit gewährt, sich an der Theke bei Bedarf auf Standgas zu trinken. Aber wozu auch die Eile – wenn keine Vorband an Bord ist. MATULA werden wohl auch keine Ewigkeit spielen. Daher startet das eigentliche Konzert gefühlt erst um kurz vor neun, aber das fühlt sich sogar gemütlich an. Der Laden hat sich inzwischen glücklicherweise noch gut aufgefüllt, sodass zwar Platz ist, aber auch keine verunsichernden Lücken im Raum entstehen. Es werden Gespräche über Gott und die Welt geführt, die Musik vom Band könnte besser kaum sein. Dann aber geht’s mit „Dein Platz ist hier“ los. Ich habe MATULA vorher nie gesehen, fühle mich aber nicht nur auditorisch an CAPTAIN PLANET erinnert, sondern auch optisch beziehungsweise durch die Art und Weise, wie das Konzert gespielt wird und wie man mit dem Publikum interagiert. Was das angeht, halten MATULA sich sehr bedeckt – nordische Reserviertheit, wie man sie von CP angeht. Meist geht es bei den Ansagen um den Frosch im Hals von Sänger Thorben Lange, von dem man glücklicherweise nicht wirklich etwas mitbekommt. Die markanten hohen Töne werden nach wie vor getroffen. Für den zweiten Song „Für ein Leben“ wird das Keyboard gebraucht. Ich habe mir die beiden Alben „Auf allen Festen“ und „Blinker“ in der Woche vor dem Konzert noch zu Gemüte geführt. Fazit: „Schwere“ ist mit Abstand mein Favorit, hat die meisten Hits, die beste Produktion, die packendsten Texte. Aber auch auf den Vorgängern finden sich einige Juwelen. „Für ein Leben“ punktet mit Zwinker-Lyrics und dem an Jahrmarktrummel erinnernden Keyboard. Wofür der Keyboarder allerdings sonst noch so mit auf Tour mitgebracht wurde, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Vielleicht zum Fahren? Merch? Tourmanager? Naja. Zurück zum Wesentlichen. Das TUBE reagiert eher verhalten auf MATULA. Einige Kenner singen mit Bierflasche bewaffnet und geschlossenen Augen die Songs mit, die meisten wippen allerdings eher – oder sie gucken nur. Mit meinen 29 Jahren könnte ich im Altersdurchschnitt liegen, vielleicht sogar drunter. Wie bereits angedeutet, sind MATULA keine großen Redenschwinger. Gut, dass die Musik überzeugend ist. Für „Schwere“-Fans gibt es noch eine geballte Ladung: „Team“, „Brachland Sonnenuntergang“, „Schützengraben“, „Verhandlungsbasis“, „Verletztes Tier“. Nur der Riesenhit „Einzelhaft“, mein Lieblingssong der Platte, fehlt hier leider. Und für Fans der älteren Stunde gibt es die erlesenen Hits der frühen Schaffensphase – „Fridtjof Nansen“, „Tapete“, „Schwarzweißfotos“, „Drei Minuten“ und „Over the Top“ sind für mich zwar worthwhile, lassen mir aber ausgiebig Platz zum Bier bestellen und auf die Toilette gehen. Eine rundum runde Sache also, so ein MATULA-Konzert.