13.08.2019: CASPIAN, WE'VE GOT MUSCLES

18.08.2019
 

 

CASPIAN sind auf ihrer mittlerweile zwölften Europatour und stehen kurz vor der Veröffentlichung ihres fünften Studioalbums. Für Postrock-Fans ist die Band aus Boston, Massachusetts kaum wegzudenken aus dem Genre – haben sie es doch in den letzten anderthalb Jahrzehnten stark mitgeprägt.

Als Vorband hat der Kölner Underdog Recordstore als Veranstalter heute die ebenfalls kölschen WE’VE GOT MUSCLES eingeladen. Das Trio ist mir bisher noch ein unbeschriebenes Blatt, das dürfte den meisten im Raum so gehen. Und obwohl man angesichts der an manchen Stellen leicht verlegenen Performance vermuten kann, dass es sich hier nicht um eine Touring-Maschine handelt, passt soundtechnisch vieles. WE’VE GOT MUSCLES können an ihren Instrumenten tatsächlich die Muskeln spielen lassen und zeigen insbesondere an Gitarre und Drums Vielfalt und Virtuosität. Das wird mit einem satten Applaus im gut gefüllten Club Volta quittiert. Verglichen mit der Hauptband CASPIAN sind WE’VE GOT MUSCLES deutlich weniger atmosphärisch, dafür aber wesentlich verspielter unterwegs – an vielen Ecken fließen Einflüsse aus dem Metal, Stoner oder Punk ein, ohne dass es beliebig wird. Im Gegenteil, es bleibt verwundernswerterweise kohärent. WE’VE GOT MUSCLES haben auf dem Merchtisch ihre ganz frisch erschienene „Phonotron“-EP sowie ihr Erstlingswerk „Haellstrom“ liegen und bringen davon hoffentlich heute einiges an die Leute. Eine Band mehr, die man als Kölner auf dem Schirm haben sollte.

CASPIAN gastieren 2019 auf dem Brutal Assault, dem Summerbreeze und dem ArcTangent Festival in Bristol. Zwischen den beiden Festivalwochenenden spielen sie Headliner-Shows, das fast ausschließlich in Deutschland. Das letzte Album „Dust & Disquiet“ ist mittlerweile schon 4 Jahre alt, neue Live-Songs für die Europatour wurden aber angekündigt. Im Juni hatten CASPIAN mit „Star“produzent Will Yip im Studio 4 Longplayer Nummer 5 aufgenommen. Und tatsächlich startet die Band mit „Malacoda“ und einem neuen Song gleich druckvoll ins Set und zieht den Club Volta in ihren Bann. Philip Jamieson wiegt sich in der Mitte der verdunkelten Bühne wie ein Riese durch den Raum, während seine Bandkollegen um ihn herum ihre Gitarren schwingen und dabei die CASPIAN-typischen Wände aus Härte und Melodie kreieren. Der Fokus der Setlist liegt heute auf „Dust & Disquiet“ sowie auf dem zweiten Album „Tertia“, während das großartige „Waking Season“ eher links liegen gelassen wird. Aber irgendwo muss man bei so einem Back Catalogue ja Abstriche machen. Ihre beliebtesten Songs auf Spotify lassen CASPIAN relativ gekonnt außer Acht – trotzdem geht der Club Volta das komplette Set lang mit und gibt die Energie der Band zurück. Wenn das mal nicht für die Bostoner spricht. Immer und immer wieder sind die monolithischen Songs der Band mit hohen Gitarrenmelodien durchsetzt, die den Sound aufbrechen und zum Träumen einladen. Auf dem Level können das vielleicht noch IF THESE TREES COULD TALK. Jamieson ist – passenderweise – spärlich mit Ansagen, betont aber, dass Europa und Deutschland im Speziellen sich für CASPIAN wie ein zweites Zuhause anfühlt – so viele gute Erinnerungen. Das kann man sich beileibe vorstellen, denn auf elf Tourneen kommt sicherlich einiges zusammen. Dass man mit Postrock nicht gerade reich wird, ist sicherlich kein Geheimnis – die Venues werden nicht wirklich größer. Auch wenn die Stammvenue der Band in Köln (Gebäude 9) gerade noch im Umbau ist. CASPIAN scheinen jedoch mehr als dankbar und glücklich mit ihrer treuen Fanbase, die sich auf jeder zusätzlichen Tour wieder blicken lässt. Viel geredet werden muss da eigentlich auch nicht – sobald sich Jamieson an den Synthie stellt, um „Arcs of Command“ anklingen zu lassen, sind die Zuschauer sowieso aus dem Häuschen. Neben „Darkfield“ gibt es mit „Castles High, Marble Bright“ noch den bisher neuesten Song von CASPIAN zu bestaunen. Nur logisch, dass man nach so einer Liveshow voller Vorfreude auf das neue Album ist, das noch dieses Jahr herauskommen wird.