Sonic Ballroom, da denken wir an ein gepflegtes Bier an der Theke in guter Gesellschaft, entspannte Gespräche und stilvolles Ambiente. Nur eben auf Punkrock. Und selbst die Menschen an der Kasse sind voller Wohlwollen. Ja, es geht sogar soweit dass ein Bestechungsversuch mit Lebensmitteln nicht mit einem tadelnden Blick, sondern eifriger Zustimmung beantwortet wird. Warum kann nicht jeder Veranstalter in Köln so sein?
Um ein paar Lutscher ärmer geht es vom Vorraum direkt vor die Bühne, denn Gemütlichkeit herrscht im Ballroom. Nach dem ersten Schluck gehts gleich los mit KAMIKATZE aus Schweden, einer reinen Frauenpunkband. Offensichtlich schnellem Hardcore- Punk verschrieben (wir denken kurz an die frühen Tage von F- MINUS) steigen die Mädels leider etwas lahm ein, und so bleibt ihr Eröffnungssong leider nur ein lauter werdendes Rauschen und zappt uns nicht mit einem Knall ins Geschehen. Die Bretterprotagonistinnen sind nicht mehr die Jüngsten, wenn auch sicher keine fünfunddreißig, weshalb die etwas uninspirierte Darbietung leichtes Unbehagen erzeugt. Warum nicht nach offensichtlich mehreren Jahren Instrumentenerfahrung das ganze originell, mitreißend und clever aufziehen? Ach so, ja, ist ja Punkrock. Aber es gibt trotzdem einen Unterschied zwischen schlecht und einfach. Aber vielleicht sollte man mit den Damen nicht so hart ins Gericht gehen. Ist ja nur Spaß.
Nach kurzem Umbau stehen 5 Herren auf der Bühne die optisch ganz klar Arbeitermilieu signalisieren wollen. Ihre locker- harte Attitüde spiegelt sich außerdem in ihrer Musik. Punktgenauer, immer gröhlbarer Faust- In- Die- Luft- Punkrock mit Hardcore- Anleihen der zielsicher in die Magengrube der Anwesenden manövriert wird. Oi! Oi! Oi! hier, schnelle Beats dort, charmante Ansagen und eine Lässigkeit wie sie Dir nur die Straßen Amerikas beibringen können bieten BORN TO LOSE. Sie bemühen sich wirklich dem Publikum einzuheizen, schaffen auch mit diversen kleinen Hits richtig gute Stimmung. Doch für einen echten, durchgehenden Moshpit ist es einfach zu heiß, was wohl eher auf Petrus als BORN TO LOSE zu schieben ist. Dennoch: MOTÖRHEAD `s Ace Of Spades knödelt ordentlich wo es weh tut, es wird mitgesungen und anständig gefeiert. Das Bier fließt, ganz zu schweigen vom Schweiß, die Band feiert sich und ihre Fans bis um kurz vor zwölf Schluss ist und der Abend an der Theke langsam ausklingt. Fazit: Besser Workercap als Handycap. Oder Mitze against Mining. Ach, ihr wisst was ich meine