Circle - Pit und Wall of Death gehörten heute Abend zum Pflichtprogramm für jeden Besucher und liessen sich nur umgehen, wenn man auf dem Balkon des Docks den Ausblick aus sicherer Entfernung geniessen wollte.
WAR OF AGES verpassten wir leider aufgrund organisatorischer Defizite an der Kasse der Halle. Dem sei hinzuzufügen, dass dieser Laden an jenem Sonntagabend ein Weiteres so unsympathisch wirkte, wie ein Venue dieser Grösse nur sein kann. Alles, vom Türsteher bis zum Thekenpersonal, von sinnvoller Aufteilung der Räumlichkeiten bis zu den Getränkepreisen - an diesem Laden ist auf Deutsch gesagt wirklich alles mies.
Pünktlich um kurz nach sieben machten H20 allerdings jedes Wehwehchen wieder gut und prügelten einem 25 Minuten voller Hits um die Ohren, inklusive Gastauftritt von Lou Koller und jeder Menge sympathischer Ansagen. Der eher mässige Sound der New Yorker Kollegen wendete sich leider erst beim vorletzten Song zum Positiven. So konnte wenigstens "What happened?" noch in vollen Zügen genossen werden.
Die vier Eindhovener von DISCIPLINE konnten mich persönlich noch nie richtig begeistern. Anscheinend sollten sie mit ihren prolligen Hooligan Fussball - Songs den Alkoholkonsum des einen oder anderen Besuchers steigern. Dimple Minds mit englischer Stimme, Gitarrenmelodien, die stumpfer nicht sein könnten - da konnte auch die Anabolika -geschwängerte Steve O - Kopie am Mikro nichts dran ändern.
Im Vergleich zu den anderen Bands war das bloße Banner hinter der Bühne anscheinend nicht ausreichend genug. BORN FROM PAIN liessen während ihrer kompletten Show Videos zum Thema Born from Pain, Born with Pain und Pain and Born projezieren. Musikalisch geboten wurde gewohnt professioneller metallischer Hardcore - Punk der besseren Sorte. Eine gesunde Auswahl Songs vom neuen Longplayer "Survival" fanden auch live im Moshpit eine Menge Abnehmer. Die Band mit den wohl meisten Sängerwechseln in der Geschichte machte ordentlich Dampf und liess sich nur noch von TERROR überholen, die an diesem Abend von Lou Koller zu Recht als "the only Westcoast band that matters besides Suicidal Tendencies..." betitelt wurde. Hi - Speed - Trainingshosen - Hardcore mit Einsen in jedem Fach auf dem Hardcore - Gymnasium, live umso mehr zu empfehlen, auch wenn nicht nur Schreihals Scott aufgrund des Security - Aufgebotes die Stagediver fehlten. Diese Art Musik wurde eben nicht für 2000er Hallen gemacht. Leider ging viel Atmosphäre und Leidenschaft verloren.
Die fünf Thüringer von HEAVEN SHALL BURN haben sich in den letzten Jahren besonders durch Ihre Festivalauftritte eine enorme Fangemeinde im Norden erspielt. Dennoch schienen Sie im Line Up dieser Persistence Tour ein wenig deplaziert. Zumindest versuchte Sänger Marcus zum Ende ihrer Show dieses als eine Art Entschuldigung an Ihre Fans weiterzugeben. Im Vergleich zu den anderen Bands sind bei HSB kaum Unterschiede in den Songstrukturen erkennbar. Beim Publikum versuchte man mit Lichteffekten zu punkten, aber wer schaut schon zur Bühne, wenn einem Stroboskope versuchen das Augenlicht wegzubrennen. Den treuesten Fans wars anscheinend wert. Ausserdem ein echter Hörgenuss für jeden (zu) anspruchsvollen Musikliebhaber - handwerklich wurde hier nämlich grosses Tennis gespielt.
Nach gefühlten 12 Stunden im Moshpit rumhängen, galt es von dort an noch den Hauptact des Abends zu bewundern. Es ist egal, wie oft man SICK OF IT ALL auf ihren zahlreichen Konzerten schon gesehen hat. Wichtig ist nur, dass die vier HC - Herren mit Ihrer ca. 22 - jährigen Bühnenerfahrung einige Hits geschrieben haben, die an diesem Abend zum Besten gegeben wurden. Bei der Songauswahl wurde sowohl auf alte als auch auf neue Perlen der SOIA - Musik zurückgegriffen. Songs wie Step Down und Built to Last wurden ebenso gefeiert wie beispielsweise Die Alone, wo Lou Koller das Publikum an diesem Abend in seine Gesangsparts mit einbezog. Zum bekannten Wall of Death - Schema wurden gleichzeitig noch die Gesangsqualitäten der Hardcore - Kids getestet. Das eher mässige Ergebnis wurde vom stets gutgelaunten Lou mit den Worten I know, its sunday evening and you all are very tired kommentiert. Nach ca. 60 Minuten Spielzeit erhoben sich 2000 Fäuste, um mit Scratch the Surface einen gebührenden Abschluss zu feiern.
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Moppi/Maik