Eine Tournee spielen kann jeder. Zwei unterschiedliche Tourneen gleichzeitig spielen, schon weniger. Zur Feier des 20-jährigen Band-Geburtstags spielen TURBOSTAAT anstatt einer, gleich zwei Tourneen. Neben der großen „Nachtbrot“-Tour zur kürzlich erschienenen Live-Platte der Husumer durch die großen Clubs und Hallen des Landes, machen die Husumer mit ihrer „20 Jahre TURBOSTAAT“-Tour auch in kleinen Clubs und Jugendzentren halt und spielen dabei ausschließlich Songs ihrer ersten beiden Alben „Schwan“ und „Flamingo“.
Los geht’s in Hamburg.
Erst in der Roten Flora, dann in der Markthalle.
Hamburg, verdammt. 13.02.2019 - Rote Flora. Schon Stunden vor dem Einlass stehen die ersten TURBOSTAAT-Fans in der Schlange vor der Roten Flora. Wer früh kommt, kommt rein. Wer zu spät kommt,... dementsprechend voll ist das Schanzenviertel. Kurz nach 20:00 Uhr werden nach und nach die ersten Zuschauer hereingelassen. 5 bis 8 Euro Eintritt. Einen Platz finden (glücklicherweise) fast alle.
Pünktlich um 21:00 Uhr betreten DUESENJAGER die Bühne, spielen ein grandioses Set und machen das Publikum warm für TURBOSTAAT. Es ist nur wenige Tage her, da haben die Osnabrücker zusammen mit ES WAR MORD das Stoerte zum Kochen gebracht. Nun wiederholt sich das Spiel (18 Jahre nach ihrem ersten Gastspiel in der Roten Flora) mit TURBOSTAAT.
Eine Stunde später ist es soweit: TURBOSTAAT entern (19 Jahre nach ihrer ersten Rote Flora-Show) die Bühne. Keine Kameras, keine Heizung. Jede Menge alte Songs der ersten beiden Alben bringen das Publikum nach dem langen Anstehen dennoch auf Betriebstemperatur. Gewohnt starke Show mit Jugendzentrum-Flair. Alles wie früher. Umgeschmissene Bierflaschen auf der Bühne inklusive. Verdammt gut.
Hamburg, verdammt nochmal. 14.02.2019 - Markthalle. Gleiche Stadt, neue Location, altes Spiel. DUESENJAEGER und TURBOSTAAT laden zum Tanz. Deutsch-Punk-Abend in der Markthalle in Hamburg. Neuer Abend, gleiches Szenario. Wer reinwill, muss anstehen. Wenn auch bedeutend kürzer. Auch dieser Abend ist ausverkauft. Keine Abendkasse, kein Graben. Anders als bei MUFF POTTER einige Wochen zuvor, die sich einen großen Bühnengraben in der Markthalle haben stellen lassen.
20:15 Uhr - Primetime. DUESENJAEGER entern die Bühne. Große Teile der Setlist und Teile der Ansagen sind identisch mit denen des Vortages. Warum auch das Rad neu erfinden.
Die Fronten sind klar. "Das Wichtigste im Leben ist Einkaufen. Wie das Ganze produziert wurde, wo es herkommt,... Egal. Hauptsache viel. Hauptsache billig. Hauptsache Plastik." Souverän wird das Set heruntergespielt. TURBOSTAAT grüßen vom Bühnenrand und nicken zustimmend. Gefällt. Da darf's auch mal ein bisschen mehr sein als die klassischen 30 Minuten „Vorbandspielzeit“. 45 Minuten plus Zugabe gibt es. DUESENJAEGER freuen sich sichtlich über ihr erstes Gastspiel in der Markthalle, auch wenn sie den Einsatz zur Zugabe beim ersten Mal in den Sand setzen. Immer wieder wird der Blickkontakt zu den TURBOSTAAT-Jungs gesucht, sich artig bedankt und sich selbst klein geredet. Ganz bescheiden. Gut erzogen. Stimmiger Auftritt.
20 Jahre TURBOSTAAT. Unglaublich. Älter, erfahrener, aber keineswegs langsamer. Geändert hat sich in den zwanzig Jahren auf den ersten Blick wenig. Klar, die Hallen wurden größer und die Show professioneller, die Verstärker werden jedoch auch nach 20 Jahren noch selbst aufgebaut, das Schlagzeug selbst repariert und die Setlist selbst geschrieben. DIY in groß. Das Publikum ist auch das Gleiche geblieben. Von Sekunde Eins an geben Zuschauer und Band Vollgas. Textsicherheit ist Grundvoraussetzung. Es folgt eine Setlist gespickt mit Hits aus 20 Jahren Bandgeschichte. Ausschließlich Hits. Neuere Songs wie „Abalonia“ treffen auf alte Klassiker wie „Schwan“, „Vormann Leiss“ oder „18:09. Mist, Verlaufen.“. Und Hamburg brüllt aus einer Kehler mit.
Warum die erste Live-Platte der Band fast 20 Jahre auf sich hat warten lassen, wurde Jan Windmeier in letzter Zeit des Öfteren gefragt. Er hat bis dato keinen Sinn darin gesehen, ist seine einfache und schlichte Antwort. Je lauter das Publikum mit der Zeit wurde, desto interessanter wurde jedoch auch das Thema Live-Platte. Und Hamburg ist laut. Verdammt laut.
Das TURBOSTAAT eine wirklich innige Beziehung zu ihrem Publikum pflegen, sieht man nicht nur am fehlenden Bühnengraben und den Danksagungen an das Publikum, sondern allem voran an der Aufmerksamkeit der Band und Frontmann Jan Windmeier. Dem Husumer fällt während der Zugabe ein Handgemenge im Zuschauerraum auf, unterbricht den Song, bittet die beiden Streithähne sich zu versöhnen und macht da weiter, wo er zuvor aufgehört hat. So soll das.
Rote Flora.
Markthalle.
Zwei unterschiedliche, wunderschöne Abende.
TURBOSTAAT, verdammt!