Ich selbst hatte INCUBUS vorher noch nie Live gesehen und war trotz viel Zuspruchs von eingefleischten Fans doch eher verhalten, was die Show in Köln anging. Denn zum einen ist es ja immer so eine Sache mit eingefleischten Fans von recht bekannten Bands und zum anderen hat mir bisher noch nicht eine einzige Show im Palladium so richtig gut gefallen. Nachdem die Vorband sich von der Bühne verabschiedet hatte, machten wir uns also auf den Weg in Richtung Innenraum um uns schöne Plätze hinter einem Pfeiler Ihrer Wahl zu suchen. Dabei mussten wir uns erstaunlicher Weise nicht an einer Horde kleiner Menschen, die um 22:00 Uhr ins Bett müssen, vorbei schieben, sondern konnten uns in eine homogener Masse von ausgewachsenen Exemplaren unserer Spezies drängeln. Die übliche Rockstar-halbe-Stunde wurde noch an die 15 Minuten für den Umbau dran gehängt und dann gingen die Lampen aus; die dezente Lila-Spot-Atmosphärenbeleuchtung an; die Band betritt die Bühne; die Mädels kreischen; die ersten 4 ½ Akkorde werden gespielt; die Mädels kreischen noch mehr; die Band verlässt die Bühne.
Moment! Die Band verlässt die Bühne? Ganz genau! Ohne richtig zu wissen, was da passiert, ist die Bühne wieder leer. Nach einer knappen viertel Stunde wird dann klar, dass offensichtlich die Lichtanlage in Wallungen geraten ist. Eine dreiviertel Stunde später war dieses kleine Problemchen dann aber auch gelöst und um kurz vor 22:00 Uhr begann dann endlich die Show. Ganz entgegen meiner Erwartungen gab es keine großen Banner, keine aufwendigen Animationen oder Dauerstrat auf die Bindehaut. Es gab nur die Band, dezente Beleuchtung und Musik und was für welche. Brandon Boyd hat durchweg das gemacht, was man eigentlich immer erwarten sollte: jeden einzelnen Song genau so gesungen, wie er auf CD klingt in Perfektion. INCUBUS spielten zum Großteil die Songs des aktuellen Albums Light Grenades, die begeistert von der Menge mitgesungen wurden ganz besonders natürlich Anna Molly und Love Hurts. Brandon ließ es sich auch nicht nehmen mit dem Publikum um die Wette zu singen. Dafür war er ja auch da.
Er ist sicherlich kein Mann großer Worte. Die Pausenkommunikation beschränkte sich quasi auf Dankeschön und Tonight were here to celebrate Bens birthday. Ich persönlich halte diese kurze Kommentierung von Seiten der Bühne für vollkommen ausreichend und verzichte gerne auf das übliche We really appreciate it that youre here. We really do. Really! nach jedem zweiten Song. Besonders gefiel mir die Interpretation des Songs Earth to Bella, bei dem auch der Rest der Band perfekt ihr Können präsentieren konnte und exakt auf den Punkt gespielt hat. Bei den etwas älteren Songs spielten INCUBUS noch eine fantastische Version des Songs Drive von dem Make Yourself Album, bei dem die Gitarrenparts auf dem Bass gespielt wurden. Herrlich. Schön war auch der unterhaltsame Soli-Part der Show, bei dem Sänger Brandon sich (wirklich hell) leuchtende Handschuhe anzog und den jeweiligen Performer ins richtige Licht setzte. Nach ca. 75 Minuten war dann die eigentliche Show vorbei, aber das verbleibende Shirt von Brandon, ließ auf eine Zugabe schließen. Und so kam die Band nach der obligatorischen 2 Minuten Pause zurück um noch einmal eine viertel Stunde alles zu geben und ja: auch das Shirt. Mit dem Hit Megalomaniac verabschiedeten INCUBUS sich schließlich vom Kölner Publikum und ließen mich in meinen Feierabend mit dem schönen Wissen, dass es noch richtige Musiker gibt, denen es wirklich nur um die Musik geht. Danke dafür. Ein großartiges Konzert.
by Charlotte