15.05.2014: Nine Inch Nails, Cold Cave - Zitadelle Spandau, Berlin

15.05.2014
 

 

Nine Inch Nails sind nach einer 4 jährigen Ruhepause wieder zurückgekehrt und legten letztes Jahr mit Hesitation Marks ein Album vor, welches von den Fans der Band eher zurückhaltend aufgenommen wurde. Parallel dazu ging die Band anno 2013 auf Tour und spielte unter anderem auf dem Rock N Heim Festival ein tolles Konzert mit einer herausragenden und aufwändigen Produktion. Dieses Jahr beehren uns die Herren um Trent Reznor mit zwei Festival Auftritten und einem „großen Berlin Konzert“ (Zitat Universal), welches die einzige Headliner Show auf deutschem Boden sein wird. Die Videos und Setlists der Konzerte in Helsinki oder Riga weckten die Vorfreude zahlreicher NIN Fans: Nine Inch Nails präsentierten sich dort in den vergangenen Tagen mit einer abwechslungsreichen Songauswahl und einer sehr ästhetischen Licht- und Videoshow. So war scheinbar alles angerichtet für ein tolles Hallenkonzert (so die Erwartungshaltung) in Berlin, weit gefehlt…

Erste Überraschung war die Location: das Konzert war eingebettet in das Zitadelle Festival und war ein Open Air, es fand also nicht im gotischen Saal der Zitadelle statt. Parallel dazu betrat die Vorband Cold Cave bereits um 19:15 Uhr die Bühne und berieselte das Publikum mit einer engagierten Performance und unkreativem Synthie-Pop. Mehr war leider nicht drin, in einem Zeugnis würde man schreiben „die Band war jederzeit sehr bemüht“.

Die nächste Enttäuschung folge sofort: Nine Inch Nails betraten bei strahlender Sonne die Bühne und legten mit „Me, I’m not“ von Year Zero los, also einem eher gesetzten Song. Dass das angesichts des noch vorhandenen Tageslichts und einem fürchterlichen Sound nicht funktioniert liegt auf der Hand. Es folgten „Sanctified“, „The Beginning Of The End“, „March Of The Pigs“ und Song für Song wollte keine Atmosphäre aufkommen. Die Besucher im Wellenbrecher standen da, tranken Bier und unterhielten sich. All das gipfelte schliesslich bei „Piggy“, einem tendenziell ruhigen aber sehr intensiven Song, in eine gefühlte Negativ-Stimmung: Leute neben mir erzählten sich Witze, rülpsten in der Gegend rum und liessen sich von Nine Inch Nails mit Hintergrundmusik bedudeln. Des Weiteren entpuppte sich, das von Universal als „großes Berlin Konzert“ beworbene Event als Mogelpackung: die Band spielte in Berlin mit einer drastisch reduzierten Produktion. Es war keine Videowall im Einsatz, die wunderschöne Beleuchtung in der Bühnendecke der vorherigen Shows fehlte, es war schlussendlich ein lieblos aufgesetzter Festivalauftritt in einer Location mit zahlreichen Restriktionen. Im letzten Drittel des Sets wurde es dann endlich dunkel und beim vorletzten Song „The Day The World Went Away“ kam endlich einmal für ein paar kurze Minuten die für Nine Inch Nails Konzerte typische dichte Atmosphäre auf.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der gesamte Abend eine herbe Enttäuschung war. In meinen Augen haben Universal („grosses Berlin Konzert“ .. ich lache mich tot), Marek Lieberberg und die lokalen Veranstalter die Besucher, die teures Geld für ein Ticket bezahlt haben mit Lieblosigkeit um einen schönen Konzertabend gebracht. Es ist absolut einleuchtend, dass im Rahmen einer komplexen Tourproduktion bei bestimmten Venues Abstriche gemacht werden müssen. Allerdings ist es unverständlich, warum man bei der einzigen Deutschland Headliner Show einer Band wie NIN, die immer eine dichte Atmosphäre liefern, nicht darauf achtet, dass alle Rahmenbedingungen für ein stimmiges Konzert stimmen. Schade.

Edit: Fehler bei Sanctified korrigiert