Eine Geschichte von zwei Menschen inmitten unfreundlicher Menschen, tristen Schwimmbädern und ein paar Bands.
Das Highfield Festival ist inzwischen eine feste Größe auf dem Festivalmarkt. Knapp 25.000 Menschen pilgern Jahr für Jahr nach Hohenfelden bei Erfurt um sich das Spektakel zu geben. Dieses Jahr zum ersten Mal mit dem SOLD OUT Schild vor der Türe macht sich ein junges Paar aus Köln auf den Weg in den weit entfernten Osten. Er, 20 Jahre alt ursprünglich aus der Nähe Koblenz stammend. Sie, 20 Jahre alt aus Köln. Das junge Paar begibt sich Freitag in aller Frühe auf den Weg nach Hohenfelden. Wer schon mal im Osten war, der weiß, dass die Autobahnen hier anders sind. Zweispurig nämlich und wenn dann noch ein Stau in die Quere kommt, passiert es schnell, dass man mal zu spät kommt. So passiert es, dass unser Pärchen pünktlich zu den SUBWAYS auf dem völlig überfüllten Festivalgelände steht. Die Regelungen auf Zeltplatz und Parkplatz waren soweit anstandslos, doch nun beginnt das wahre Vergnügen. Während der Regen vor sich hin prasselt, spielen die Jungspunde der SUBWAYS sich durch ihre zwei Alben die beide ihre Vorzüge haben. Das junge Pärchen findet die Songs zwar klasse, doch das umherwankende Publikum macht es nicht gerade zu einem Spaß. Die pardon - eher erwachsen klingenden neuen Stücke der SUBWAYS jedoch schon. Selbstverständlich freut sich das junge Pärchen über den Überhit Rock N Roll Queen, doch der wird gnadenlos in die Länge zelebriert sodass jeglicher Spaß an dem Stück verloren geht. Enttäuscht verlassen unsere Protagonisten das Festivalgelände. Nicht unbedingt von der Musik enttäuscht, eher von dem Gelände und dem Entschuldigung ungehobelten Publikum. Munkelnd, was man nun mit dem Resttag anfängt, kommt sie auf die hervorragende Idee, in das nahe gelegene Schwimmbad zu gehen. Diese Idee, ist die wohl beste, die sie innerhalb der drei Tagen des Festivals hatte und so kommt es, dass beide turtelnd im kühlen Nass des wunderbaren Schwimmbades landen. Musikalisch schmerzt dies gar nicht, außer bei BLOC PARTY hört er wehmütig die Klänge der Briten und wünscht sich kurzzeitig zu den Königen des Indie, wie er sie gerne beschreibt. Dieses Wunschdenken ist spätestens dann vergessen als das Schwimmbad einen seiner zahlreichen Trümpfe ausfährt und eine reißende Strömung in das Außenbecken zaubert. Herrlich. Ach ja Musik schauten die beiden natürlich auch noch. THE KILLERS nämlich. Diese verzücken schon allein durch die pompöse Show und der unverwechselbaren Stimme von Sänger Brandon Flowers. Entgegen aller Gerüchte, dass die Herren live nicht wirklich ihre Qualitäten hätten, boten sie eine nahezu perfekte Show mit all ihren Hits. Auch hier bemerkt das junge Paar, dass THE KILLERS zu einer der Bands gehören, die gerade live ihr ganzes Können entfalten und einem nur dann klar wird wie viel Hits hier eigentlich vorhanden sind. Das Ganze endet mit einem Feuerwerk und fast erfrorenen Beinen. Das Paar verzieht sich ins Zelt, freut sich auf den nächsten Morgen und bangt um einen schöneren Tag, als er noch heute war. Weit gefehlt. FIRE IN THE ATTIC haben den ersten Auftritt mit neuem Sänger und sind irgendwie gar nicht mehr sie selbst. Unser Pärchen entschließt sich dazu, aufgrund einer zu langen Schlange vor dem nahegelegenen Schwimmbad, einfach nach Erfurt zu fahren und dort ein Bad aufzusuchen. Dieses besticht durch DDRsche Schlichtheit und strenges Überwachen des Bademeisters. Der Spaß vergeht zu schnell und so kommt es, dass die beiden lieber ein Nickerchen im Zelt halten, als sich das Nachmittagsprogramm zu geben. Pünktlich zu den Lieblingsposern von den HIVES erheben sich beide und schauen sich das Treiben aus sicherer Entfernung an. Er bemerkt, dass es wohl zum Trend geworden ist, sich alle zwei Sekunden im Publikum eine eigene Wall of Death zu organisieren und sie bemerkt, dass die HIVES verdammt viele Hits haben. Wie immer agieren die jungen Schweden herrlich überheblich ohne dabei jemals dämlich daher zu kommen. Alte Songs mischen sich perfekt mit den neuen Stücken des aktuellen Black and White Album und lassen keine Wünsche offen. Der Soundmensch hat heute scheinbar auch einen guten Tag erwischt und so endet der Auftritt nach guten 90 Minuten. DIE ÄRZTE spielen heute Headliner und soviel soll verraten sein es ist ein Erlebnis die drei Berliner zu sehen. Er ist noch ein wenig stutzig, wo er doch immer der Toten Hosen Fan war, doch nach spätestens der ersten Ansage ist er hin und weg. Sie schwebt sowieso im siebten Himmel und feiert jeden Ton ab während die ÄRZTE einen Querschnitt all ihres Schaffens zum besten geben. Egal ob alt oder neu, ihre treue Fanbase würdigt es mit massig Bewegung und macht alles, aber wirklich alles was Farin U. und Kollegen verlangen. Sei es eine beeindruckende Sitzlaola, eine gigantische Wall of Death oder das lauthals Mitsingen sie tun es alles. Ein, wohl angehender Religionslehrer, pfeift so laut, dass der Dame unserer Geschichte die Ohren schmerzen. Er, als pflichtbewusster Partner, lässt das natürlich nicht so stehen und macht einfach mal auf dicke Hose. Gedroht wird was das Zeug gibt und schnell verschwindet der Lehrer in die hinteren Reihen. Herrlich, ein solches Machtgefühl, denkt sich unser junger Mann und fühlt sich bei dem Blick seiner Freundin verdammt groß. Nach knapp zwei Stunden und schon jetzt zweimaliger Zugabe wird es unserem Pärchen viel zu kalt und sie verziehen sich ins noch viel kältere Zelt. Der nächste Morgen beginnt mit dem Abbau von selbigem und musikalisch mit THE BONES. Diese sprangen ein für das ALKALINE TRIO, die kurzzeitig die Show cancelten. Irgendwie fehlt dem Sound zu diesem Zeitpunkt noch jeglicher Druck, jedoch ist das Gelände jetzt noch herrlich leer. Man kann sich in Ruhe alle Stände anschauen und je nach Laune lauthals den Übersong Denial mitbrüllen. Die Spaßpunker von MXPX versüßen den Nachmittag mit lockerem Punkrock und sind sichtlich erfreut als der erste Wellenbrecher anfängt zu tanzen. Als nächstes kommen THRICE. Er freut sich darauf wie Bolle. Sie ist eher unbeeindruckt, tut sich das Ganze ihm zuliebe dennoch an. Er findet das prima und konzentriert sich auf Dustin Kensure und Co.. Sichtlich enttäuscht lässt er sich nach den ersten Tracks an den Bierbrunnen fallen. Wo ist die Intensität und die Atmosphäre hin, die auf Platte nahezu genial umgesetzt wird? Spätestens als The Messenger angespielt wird, ist diese Frage verworfen. Scheinbar brauchen die Herren ein wenig Anlaufzeit und sogar Songs wie Ditigal Sea funktionieren plötzlich perfekt. Im Laufe der Show werden THRICE immer besser und laufen zu Höchstform auf. Stare at the Sun und All Thats Left fungieren als Bewegungsanstoß und Deadbolt treibt ihm vor lauter Erinnerungswahn an ein Werk der THRICE Frühzeit Tränen in die Augen. Was muss es auf den Gigs der Herren früher rund gegangen sein fragt er sich leise und malt sich die herrlichsten Szenen aus. Erstaunlicherweise spielen THRICE viel von Artist in the Ambulance. Ist ja auch gespickt mit Hits denkt er sich und schaut derweil seine gelangweilt drein schauende Freundin an. Schön, dass sie sich das mit ihm anschaut, wo es doch so gar nicht ihre Musik ist. Das muss Liebe sein. Schade, dass Broken Lungs nicht gespielt wird seufzt er leise in sich herein und muss sein persönliches Highlight nach 45 Minuten verlassen. Aber was, was bitte soll bei dieser Band noch kommen? Vier mehr oder weniger perfekte Alben und 4 EPs, die sich allesamt quasi neu erfanden. Und was nun? Bitte aufpassen liebe THRICE. Bitte! Ebenso wie die vier aus Orange County verlässt das junge Pärchen das Festival und weiß genau nie mehr Highfield. Es sei denn es werden 10.000 Tickets weniger verkauft. Denn dann könnte das schön werden. Verdammt schön sogar.
Galeries:
Samstag:
Highfield 2008 - The Hives - (16.08.2008)
Highfield 2008 - Flogging Molly - (16.08.2008)
Sonntag:
Highfield 2008 - Sonntag - Beatsteaks - (17.08.2008)
Highfield 2008 - Sonntag - Dropkick Murphys - (17.08.2008)
Highfield 2008 - Sonntag - Serj Tankian - (17.08.2008)
Highfield 2008 - Sonntag - Less Than Jake - (17.08.2008)
Highfield 2008 - Sonntag - Thrice - (17.08.2008)
Highfield 2008 - Sonntag - MxPx - (17.08.2008)
Highfield 2008 - Sonntag - The Bones - (17.08.2008)