15.03.2019: Sólstafir - Z-Bau - Nürnberg

17.03.2019
 

 

Es ist inzwischen einige Zeit in Land gezogen seitdem die Isländer Sólstafir ihr letztes Album Berdreyminn veröffentlicht haben. Somit ist es für die Band einmal an der Zeit etwas anderes als ein übliche Tour zu einem neuen Album zu machen. Im Falle von Sólstafir lautet das Motto der unter dem Namen „The Midnight Sun: A Light In The Storm“ firmierenden Tour „Atmosphäre & Sólstafir pur“. Das hatte zur Folge, dass die Band ohne jegliche Opener auftrat und pünktlich um 20:00 Uhr auf der Bühne stand. Zudem waren neben der Gruppe noch ein Pianist / Keyboarder und vier Streicherinnen auf der Bühne. Sólstafir spielten an dem Abend im Z-Bau nicht nur ein sondern zwei Sets, die durch eine kurze Pause voneinander getrennt waren.

Die Band legte direkt mit den Songs Náttmál und Ótta vom gleichnamigen Album (Ótta) los um dann mit Hula und dem nach einem isländischen Fjord benannten Lied Dýrafjörður in Richtung des neueren Materials vom Album Berdreyminn zu wechseln. Bereits nach der ersten Hälfte des ersten Sets zeichneten sich drei erwähnenswerte Eigenheiten des Konzerts ab. Da wäre als erstes der Sound zu nennen: ich habe gefühlt in den letzten 10 Jahren auf keinem der gut 200 - 300 Konzerte, die ich besuchen durfte, so einen guten, druckvollen, wohlausbalancierten und glasklaren Sound gehört wie bei Sólstafir im Z-Bau. Jedes einzelne Instrument, sogar die Streicherinnen, war gut und nuanciert zu hören. Weiterhin schaffte es die Band ihr ohnehin schon sehr atmosphärisches Songmaterial auf der Bühne in ein solch dichtes Korsett zu verpacken so dass große Teile des Publikums einfach darin versanken. Das führt uns direkt zum dritten Punkt: dem Publikum. Dieses verzichtete konsequent auf sämtliche Unsitten, die man heute meist auf vielen Konzerten erlebt: es wurde nicht laut rumgequatscht, hier und da wurde mal kurz ein Erinnerungsfoto mit dem Handy gemacht aber ohne dabei minutenlang mit dem Smartphone in der Luft rumzufilmen und besoffen / bedrogtes Rumgeprolle fand ebenfalls nicht statt. Der Genuss der Musik, das Aufsaugen der Atmosphäre und die Wertschätzung für die Künstler*innen auf der Bühne standen im Vorprogramm. Alleine für einen solchen Rahmen würde ich bei so manchem Konzert gern einen Aufpreis bezahlen (schöne Grüße in Richtung Massive Attack und das fürchterliche Ratsch- und Filmpublikum in München ;-) ).

Sólstafir live in Nürnberg

Im weiteren Verlauf des Konzertabends, der gute 2,5 Stunden dauerte, boten Sólstafir noch Nercrologe, welches wie immer von einer Ansage zum Thema Depressionen eingeleitet wurde, und es durften zum Schluss natürlich nicht die „Hits“ Fjara und Goddess Of Ages fehlen. Während einigen Liedern zeigten Sólstafir im Hintergrund immer wieder ein paar stimmungsvolle und stets geschmackvolle Videoeinblendungen von Friedhöfen ohne ähnlichen düster angehauchten Örtlichkeiten.

Ein großes Lob muss auch an die Veranstalter des Stereo Clubs in Nürnberg ausgesprochen werden. Diese sorgten für eine vorbildliche Kommunikation im Hinblick auf Abläufe, Parksituation und ähnliches im Vorfeld. Davon können sich die meisten anderen Veranstalter mal ein kleines Scheibchen von abschneiden. Man merkte, dass hier Leute am Werk waren die viel Herzblut in dieses Konzert gesteckt haben. Liebe Stereo Nürnberg Leute: VIELEN DANK! Das habt ihr echt toll gemacht und ich würde mich freuen, wenn ihr künftig mehr in dieser Richtung veranstalten würdet (und nein, ich schleime hier jetzt nicht rum weil ich einen Gästelistenplatz hatte - ich hab mein Ticket ganz normal wie jede*r andere auch gekauft). 

 Summa Summarum war das Ganze ein Abend, der wohl im Jahresrückblick 2019 unter den Top 3 der besten Konzerte des Jahres landen wird.