NEANDER sind ein Instrumental-Post-Metal-Kollektiv aus Berlin. Schwer, hypnothisch, sphärisch. Die Band aus Mitgliedern von EARTH SHIP, AND und der Live-Band von Rapper CASPER hat im letzten Jahr ihr Debüt-Album aufgenommen, in diesem Jahr veröffentlicht und tourt nun erstmalig durch Deutschland. Neben Mannheim, Frankfurt und Berlin steht standesgemäß auch Hamburg auf dem Tourplan.
Sonntag-Abend.
Tatort: Hamburg, Hafenklang.
Während der Hamburger Hafen auch am letzten Tag des „Blue Ports“ in kühlem blau erstrahlt, bleibt es im gegenüberliegenden Hafenklang grundsätzlich düster. Musikalisch sind NEANDER irgendwo zwischen Metal, Doom, Stoner, Post-Rock und Black Metal zu verorten. Laut, roh und energisch. Ohne Sänger, rein instrumental wird der Zuhörer einmal durch die unterschiedlichsten Genres in Richtung Dunkelheit geführt. Headbangen inklusive.
NEANDER sind Schlagzeuger Sebastian Grimberg von EARTH SHIP und AND sowie die Gitarristen Michael Zolkiewicz von CASPER, PATSY O´HARA und NOT NOW NOT EVER, Patrick Zahn von AND und Jan Korbach von CASPER und AND. Große Namen, bekannte Gesichter.
Auf einen Sänger verzichten die Berliner dagegen bewusst: „Ein Sänger würde uns zu einer Metal- oder Post Rock-Band machen. Wir glauben aber, dass das Opfern von Texten unsere musikalische Vision offen hält, und dazu beiträgt, dass man viel mehr auf die Musik eingehen kann.“
Der Konzertbeginn im Hamburger Hafenklang ist von Beginn an unklar - während auf Plakaten ein Konzertbeginn um 21 Uhr beworben wird, verweist die Homepage des Clubs auf einen Beginn um 20 Uhr. Letztendlich beginnt das Konzert in der goldenen Mitte. Punkt 20:30 Uhr betreten die vier Berliner die Bühne und die meisten Zuschauer sind (glücklicherweise) auch schon da. Das Hafenklang ist schon vor Konzertbeginn gut gefüllt. Eine beachtliche Menge tummelt sich bereits früh vor der Bühne und wartet gespannt auf den Auftritt der Berliner. Und das Warten soll sich lohnen.
Zu einem sphärischen Intro betreten NEANDER die Bühne und legen direkt beeindruckend los:
Vetrackte Gitarren-Parts treffen auf klassische Headbang-Momente.
Sanfte Augenblicke auf harte Rock-Bretter.
Verspielte Gitarren auf treibende Drums.
Zwar wiederholen sich (wie bei den meisten Instrumental-Bands) immer wieder einzelne Song-Pattern, die Band schafft es jedoch jedes einzelne abwechslungsreich zu gestalten, sodass keine Langeweile aufkommt. Langsam steigert sich die Intensität der Lieder, ehe Sie in einem Inferno aus harten Riffs und treibenden Drums aufgehen.
NEANDER verzichten neben einem Sänger auch auf einen Bassisten, schaffen dies jedoch überraschen gut auszugleichen. Tiefe, schwere Gitarren ersetzen den fehlenden Bass, ohne dass der Sound darunter leidet.
Die Übergänge der einzelnen Songs sind fließend. Und dennoch nehmen sich NEANDER immer mal wieder Zeit, zwischen den Songs ein paar Worte an die Zuschauer zu richten. Das Reden übernimmt Jan Korbach. Ernstgemeint sympathisch wird sich bei TROUGH LOVE RECORDS-Labelchef Paul und den lieben Menschen vom Hafenklang bedankt. Und natürlich bei den Zuschauern.
Ein schöner Abend, ohne Vorband dafür mit umso mehr Gitarrenriffs, treibendem Schlagzeug und einem Inferno aus Metal, Rock und Doom. Spielfreude trifft auf Professionalität. NEANDER im Hamburger Hafenklang.