16.02.2008: Rise Or Die Fest - Essen - JZE

16.02.2008
 

 

An einem sonnigen, dennoch sehr kalten Februarsamstag soll das erste Mal das Rise or Die Fest im Essener JZE stattfinden. 14 Bands zwischen Hardcore und Metal sollen dem Publikum einheizen. Für einen Preis von 18Euro im Vorverkauf ist dagegen auch nichts zu sagen und so kommt es das noch am frühen Nachmittag das „Sold Out“ Schild vor der Türe hängt.

Aber eins nach dem anderen. Um 14Uhr wurde ich erst mal von meiner netten Mitfahrgelegenheit abgeholt und ab ging es ins weit entfernte Essen. Als wir ankamen hatten wir bereits The Platoon, Anticops, Your Demise und Blood Stands Still verpasst. Die Halle war schon jetzt mehr als gut gefüllt und die Stimmung schien entspannt zu sein.

Furious Styles aus Seattle bauten gerade ihr Set auf und lieferten dem Publikum eine Mischung aus Hardcore und ein wenig Rap. Was mir vorher noch als „Rapcore“ empfohlen wird ist gar nicht so übel und liefert dem Publikum die perfekte Vorlage für den Judokontest.
Da die meisten hier sowieso wie Hip Hopper aussehen stört das ganze auch keinen und Furious Styles können einen soliden Auftritt abliefern.

Danach kommen Make it Count, für die ich eigentlich hier war. Die Berliner veröffentlichten vor kurzem ihr erstes Album das mächtig einschlug in der Szene. Das merkt man auch an der Resonanz des Publikums. Der brutale Pit hat inzwischen ein enormes Ausmaß angenommen und Make It Count genießen ihre Show vor großem Publikum sichtlich. Ein Circle Pit wird angezettelt und am Schluss gibt es dann noch „What it means“ auf die Ohren. Nach 30 Minuten ist einer der Auftritte des Tages rum und die Berliner machen die Bühne frei für In Blood we Trust.

Die Jungs bieten dann wieder genügend Stoff um im Pit die Fetzen fliegen zu lassen. Das passiert auch. Ein Fan wird wohl so hart getroffen, dass er zu Boden geht und selbigen vollblutet. Nach kurzer Zeit wird er dann von ein paar freundlichen Leuten zu den Sanitätern getragen. Kein Grund die Show kurzzeitig zu unterbrechen und für Ruhe zu sorgen. Auch das Publikum ging nach diesem Zwischenfall nicht gerade zärtlicher mit sich um, so dass nicht nur einer blutend das Pit verließ. Vielleicht liegt es ja am Namen? Musikalisch konnte man den Herren nichts vorwerfen. Sie machten ihre Job gut auch wenn es etwas eintönig erscheinen könnte wenn man die Lieder nicht kennt. Fiese Breakdowns trafen auf harte Moshparts. Das gefiel dem Publikum. Leider waren auch hier 30 Minuten zu kurz vor allem weil mit technischen Problemen zu kämpfen war. Nach dem Auftritt gingen dann tatsächlich einige Schaulustige zum Ort des Geschehens und fotografierten den blutigen Boden. Ob so was nun sein muss?

Misery Speaks waren die nächsten die einen recht undankbaren Job hatten. Vielleicht lag es daran, dass mit der Musik nicht gerade der Geschmack der Hardcore Kids gedeckt wurde. So kam es, dass Misery Speaks vor einer vergleichsweise leeren Halle spielten. Auch mich sprach das nicht so ganz an, so dass ich mich dem Drumherum widmete. Neben dem Vegan Food Stand konnte man sich sogar etwas nettes stechen lassen. Das nette Leute hier allerdings die Ausnahme waren muss man gar nicht erst erwähnen…

Naja wir sind ja auch der Musik wegen hier und die kommt nun von Nasty. Musikalisch ein super Auftritt. Einer der Besten des Tages. Allerdings ein Auftreten von der Band das man denken könnte Bushido höchstpersönlich performt gerade. Sehr Schade, denn etwas mehr Sympathie von der Band und schon wäre der Auftritt perfekt gewesen. Nasty machen Hardcore der ganz bösen Sorte. Hier trifft das Antiwort Bollo so richtig zu und schwirrt mir nicht nur einmal durch den Kopf.

Danach sind die sympathischen Deadlock an der Reihe. Trotz netten Auftretens haben auch Deadlock dasselbe Problem wie Misery Speaks und müssen vor weniger Leuten spielen als noch zuvor Nasty. Danach betreten Backfire die Bühne. Hardcore aus den Niederlanden gibt nun gewaltig auf die Fresse. Leider sind die Veteranen von Backfire den hiesigen Kids scheinbar noch etwas unbekannter, so dass keine richtige Atmosphäre aufkommen konnte. Dennoch ein super Auftritt mit allem drum und dran. Was auch hier auffällt ist das Bedürfnis gesehen zu werden. Ich könnte mich stundenlang über die Menschen aufregen aber ganz besonders einer schien morgens vergessen zu haben seine Beruhigungspillen zu nehmen. Der Ordner an der Bühne musste ca. 3 Mal ausrücken um den Herren zu ermahnen. Des Öfteren gab es Rangeleien im Publikum sodass man ab und an wirklich dran zweifeln musste ob das hier ein Konzert war oder der Dorfrummel mit Hip Hop Disco.

Die nachfolgenden Cataract verpasste ich aufgrund von Batterie- und Speicherkartenmangel meiner Kamera also galt es dies erst mal zu besorgen. Knuckledust aus England waren als nächstes dran und für viele der eigentliche Headliner. Das Publikum ging ordentlich mit und ein Fan sang sogar ein Lied im Alleingang. Knuckledust hatten sichtlich Spaß an ihrem Auftritt. Die ein oder andere lustige Ansage kam vom Drummer rüber, was allerdings nicht heißt, dass das Publikum zum Spaßen aufgelegt war. Der Ordner musste mal wieder ausrücken und Streithähne auseinander ziehen. Nach dem Zwischenfall gab es dann eine Moralpredigt vom Knuckledust Sänger und weiter ging es. Sie knüppelten sich fröhlich durch ihr Set und einzig der Aufforderung nach einem weiteren Song konnten sie aus Zeitgründen leider nicht nachkommen.

Nun der Headliner. Heaven Shall Burn sind ja zur Zeit in aller Munde mit ihrem neuen Album Iconoclast. Nicht zuletzt durch den Chartseinstieg war klar das heute ein breites Publikum antreten wird. Jeder war gespannt und als HSB die Bühne betraten gab es das erste Mal für heute tosenden Applaus. Die Fans waren direkt außer Rand und Band und es gab kein Halten mehr. Heaven Shall Burn spielten sich durch altes Material wie auch durch neues. Der Saal hatte sich nach Knuckledust zwar merklich geleert aber das tat der Stimmung absolut keinen Abbruch. Im Gegenteil – jetzt ging es erst richtig los und HSB machten keine halben Sachen. Direkt beim zweiten Song gab es einen riesen Circle Pit. Kurze Zeit später eine mächtige Wall of Death und beim letzten Song tatsächlich einen Crowd Surfing Wettbewerb. Mehr als 12 Leute mussten diven damit der Rekord von einer anderen Stadt gebrochen wird. Ob das nun klappte weiß ich nicht mehr aber es sah auf jeden Fall spaßig aus. Nach gefühlten 15 Minuten verabschiedeten sich Heaven Shall Burn auch schon um kurze Zeit später noch ein letztes Mal das JZE erbeben zu lassen. Ein schöner Tag liegt hinter mir der trotz aller guten Bands immer noch die Frage nach der Moral in der Szene offen lässt.

Running Order:
Heaven Shall Burn
23.00 - open end

Knuckledust
21.55 - 22.40

Cataract
21.00 - 21.40

Backfire
20.05 - 20.45

DEADLOCK
19.10 - 19.50

NASTY
18.15 - 18.55

MISERY SPEAKS
17.30 - 18.00

IN BLOOD WE TRUST
16.45 - 17.15

Make It Count
16.00 - 16.30

Furious Styles
15.20 - 15.45

BLOOD STANDS STILL
14.40 - 15.05

YOUR DEMISE
14.00 - 14.25

ANTICOPS
13.20 - 13.45

THE PLATOON
12.45 - 13.05

DOORS
12.00