Diese Sache mit der Gästeliste ist ja ein rein priviligiertes Ding. Man wird, meist nach einer kurzen E-Mail, auf diesem Wisch notiert und darf sich superwichtig fühlen. Die Einen zelebrieren das richtig, die anderen nehmen es hin, haben vll. auch was für diesen Platz getan und die anderen finden es sogar zum kotzen, wenn sie auf der Gästeliste stehen, aber 3Euro als Spende für einen guten Zweck abdrücken müssen. So ergab sich mir folgendes Szenario am heutigen Freitag-Abend im Berliner Lido:
A: Hey, ich stehe auf der Gästeliste, mein Name ist Gustav Gans von ganz wichtig.
B: Ja, hier habe ich Dich. Macht dann bitte 6Euro für Dich und Deine Freundin.
A: 6Euro? Ich steh auf der Gästeliste
B: Ja, aber die DONOTS sammeln hier spenden und das sind nunmal 3Euro pro Person
A: Alter, Du weißt aber schon was Spenden sind? Die sind freiwillig.
B: Ja, ich weiß was Spenden sind aber andere zahlen hier Eintritt und machen keinen HeckMeck, also entweder zahlst Du jetzt 6Euro oder Du gehst
A: Hält nen Fünfer hin und grummelt.
B: Alter, 6Euro. Ihr seid zu zweit! 3€ pro Person
A: Ey, jetzt wird mal nicht unverschämt..
Mr. Wichtig knallt also widerwillig den fehlenden Euro auf den Tresen und erlebt ein wunderbares, unbeschwertes Konzert. Wahrscheinlich regt er sich noch jetzt über diese 3Euro teure Unverschämtheit auf.
Aber kommen wir zum Eigentlichen: Die DONOTS sind in Town, feiern heute ihr 16jähriges Bühnenjubiläum und sind, wie man es gewohnt ist, bestens gelaunt. Und als hätten sie auf den Autoren der Zeilen gewartet: Das Konzert beginnt pünktlich um 20.30Uhr, als ich das Lido betrete. Und von der ersten Sekunde an geht es rund. Die DONOTS sind eben, das hätte man so gar nicht erwartet, totale Vollprofis. Das Lächeln sitzt, die Hits kommen wie aus einem Guss und das neue, sehr gewagte, Album kommt wie aus dem Guss. Entweder hat man gut geprobt oder man ist eben voll drin, im „Long Way Home“. Wahrscheinlich beides. Ist ja auch egal. So unbeschwert wie jenes Konzert war jedenfalls lange keins mehr. Da werden sogar alte Kracher wie „Up Song“ oder „Today“ ausgepackt, da feiert in der vorderen Hälfte der Jung-Punk seinen ersten Pogo-Exzess und in den hinteren Reihen trinken überraschend alte Semester ihr Feierabend-Bier. Es passt alles. Wer meckern möchte, der wird enttäuscht. Was selbstverständlich ist, ist, dass Ingo Donot hier schöne Anekdoten aus der Bandgeschichte preisgibt, dass er zum Circle Pit und heftigem Getanze anstachelt, dass er die Frontsau gibt und von Gitarrist Guido fast übertroffen wird. Jener wirbelt mal wieder über die Bühne, als gäbe es kein Morgen mehr, übernimmt oftmals das Mikro und beweist, bei welchem Mitglied die Punk-Roots noch ganz tief sitzen. Der Querschnitt aus dem aktuellen DONOTS-Werk und älteren Songs funktioniert sehr gut, auch wenn „Got The Noise“ fast gänzlich ausgelassen wird. Richtig muckelig wird es natürlich bei den Band-Übersongs wie „Whatever happend to the 80ies“ und „Stop The Clocks“, wirklich langweilig wird es dagegen nie. Unterhaltung pur, genau das, was man an einem Freitagabend um diese Zeit benötigt. Schön früh zu Ende ist der Spaß auch, sodass jeder mit einem Lächeln das Lido verlässt. Egal ob er nun 20Euro Eintritt, oder unverschämte 3Euro gezahlt hat.