Der erste Tag im Leben des Schwesterfestivals von Rock am Ring im August und der erste Festivaltag am Hockenheimring
Wenn Deutschlands größter Konzertveranstalter MLK beschließt, dass es im August ein neues Festival zu geben hat, dann gibt es auch eins. Und was sonst im Juni am Nürburgring stattfindet, passiert dieses Mal im August auf dem Hockenheimring. Versprochen wurde ein „Festival der kurzen Wege“, die allerdings gar nicht so kurz sind und teilweise durch Shuttlebusse unterstützt werden. Organisatorisch gab es noch ein paar kleine Pannen, wie eine zu gering kalkulierte Frischwasserversorgung und keine einzige Wasserstelle auf dem Festivalgrund. Doch vieles wird verziehen, wenn ein Affe – pardon Festival – laufen lernt. Aber auch statt den anvisierten 40 Live-Acts konnten nur ca. 30 verpflichtet werden und auch bei den Vorverkaufszahlen ist noch gut Luft nach Oben. Wir sind gespannt, bei diesem „Rise of Rock’n’Heim“ dabei zu sein und zu sehen, was das hochkarätige Lineup von Rock, über Metal, bis Electro so zu bieten hat.
Freitag
Wird man in fünf Jahren den Wikipedia-Eintrag zum Rock’n’Heim lesen, wird man lesen, dass ZEBRAHEAD die Band war, die dieses Festival eröffnet hat. Wenn man diesen Moment und Umstand geschichtsträchtig nennen kann, dann sind sich die Kalifornier dessen jedenfalls gewiss. Sie verkündigen diese Tatsache unter Jubel vor einem schon sehr großen Publikum für eine Opener-Band. Um 17:40 Uhr klatscht, tobt, feiert, springt und feuert die Menge bereits zu Bier-getränktem Partyrock (Zebrakopf im Publikum inklusive) und wirbelt mächtig Staub auf. Als dann der Band-eigene Barkeeper im Schlauchboot Crowdsurfen geht, ist die Stimmung endgültig am Kochen.
Eine visuelle Reizüberforderung deluxe gab es gleich danach von BONAPARTE auf die Augen. Ebenfalls auf der „Evolution“- aka Hauptbühne und ebenfalls mit Tierköpfen, diesmal allerdings von der Band getragen. Kostümmäßig war alles dabei vom alpenländischen Klausen mit Kuhglocke, Lady-Gaga-Gogo-Verschnitten, und Village People Motoradhelm. Eröffnet wurde mit „Quarantine“ und als danach „Anti Anti“ angestimmt wurde, sang und grölte die Menge bereits mit, noch bevor Sänger Tobias Jundt überhaut die Chance hatte den Mund zu öffnen. Dann folgte eine frenetische Party bei der jeder sprang und tanzte. Und bei jedem Blick auf die Bühne hatte man das Gefühl in einem Quick-Change-Theater zu sein, so schnell änderten sich die Kostüme und das, was die Musiker und das Bühnenpersonal performte.
Es ist schon wahnsinnig, wie schnell das Festival stimmungsmäßig in Fahrt kam. Immerhin waren DIE ÄRZTE erst die dritte Band, die spielte. Aber schon zu Beginn zeigten die Altpunker gleich „Wie es geht“ und präsentieren sich in einer guten Livestimmung, auch wenn Farin die ganze Zeit über etwas gelangweilt wirkt. Das Publikum tobte und es war auch an den Rändern fast kein Durchkommen mehr. Bis weit hinten in die letzten Reihen an den Tribünen wurde getanzt. In dem zweistündigen Set hatten sie dann alle Zeit ihre Hits unters Volk zu bekommen und so ziemlich jede Kehle konnte sich heißer brüllen, denn auf den Campingplätzen war zu diesem Zeitpunkt quasi kein Mensch. Gegen Ende gingen fast alle Lichter aus und zu „Himmelblau“ wurde nur noch die Menge von etwas blauem Licht bestrahlt – für viele Fans der magische Moment am Abend.
Mit großem Intro und starker Lichtshow erklommen schließlich die Dänen VOLBEAT im Westernlook die Hauptbühne - so unglaublich sympathisch, dass die eh schon von Vorfreude geladene Meute in wahre Begeisterungsstürme ausbrach. In diese Spannung klangen die ersten Akkorde von „Halleluja Goat“ an, um sofort wieder abzubrechen: „I can’t hear you“, brüllt Sänger Michael Poulsen und wird sogleich mit Getöse begrüßt. Das Schlagzeug wird unter den erfahrenen Händen von Jon Larsen zu einem perfekten Beat angetrieben, begleitet von wesentlich härteren Gitarrenlines, als diese auf Platte zu hören sind. Ein schönes kurzweiliges Set, auch wenn irgendwann die Abwechslung zu fehlen beginnt.
Die Wege zwischen den beiden Bühnen sind recht lang, weshalb wir von ROBERT DELONG auf der „Revolution Stage“ leider nicht mehr viel mitbekamen. Wirklich leider, denn was dieser Electro-Singer-Songwriter-Poet von sich hören lies, macht ihn wirklich zu einem Newcomer, den man sich merken sollte.
Das bandtechnisch musikalische Ende an diesem Abend leiteten FRANZ FERDINAND ein. An ihrem tanzbaren aber ziemlich durchschnittlichen Set waren die Deutschkenntnisse vom Gitarristen Nick McCarthy noch das Spektakulärste. In einer ziemlich unterhaltsamen und liebenswerten Aktion übersetzte er die Ansagen vom Sänger. Nach einem Mix aus alten und neuen Hits übernahmen nach den Schotten KNIFE PARTY die Bühne, um alle, die um 02:00 Uhr noch nicht genug gefeiert hatten, müde zu tanzen.