Die Band LIFE OF AGONY sollte ja eigentlich noch jedem ein Begriff sein und somit auch Kopf der Truppe Keith Caputo. Diesen gilt es heute Abend einmal live mit seinem Soloprogramm zu begutachten, mit dem er mittlerweile 4 Studioalben veröffentlicht hat. Letzteres hört auf den Namen „A Fondness For Hometown Scars“ und ist der Grund, wieso sich Keith und seine Mannen an diesem Donnerstagabend in das Bielefelder Forum begeben haben.
Doch bevor es mit seiner Show losgeht ist das Duo von TALKING TO TURTLES an der Reihe, welches live durch einen Drummer und einen Gitarristen Unterstützung findet. Die sympathischen Mecklenburger bezaubern das Publikum mit jeder Menge akustischer Musik, die durch unzählige und ungewöhnliche Instrumente wie Klanghölzer und Xylophon bereichert wird. Dies erzeugt wirklich ein komisches Bild. Vor allem die Dame des Duos, Typ Erzieherin in einer Waldorfschule, brachte mit jedem Song neue seltsame Instrumente zum Einsatz, unter denen sich neben oben erwähnten auch ein Akkordeon befindet. So ist es nicht verwunderlich, dass die Reaktionen des Publikums sehr unterschiedlich ausfallen. Wo sich viele zurückziehen, um noch einmal an der Theke nachzutanken bevor der Hauptact auftritt, verfolge ich den Auftritt weiter und werde immer mehr Fan von Sänger Florian Sievers' Stimme. Ist diese doch sehr nett anzuhören und weiß den Hörer zu begeistern. Leider geht genau diese ihm kurz vor Ende verloren, doch ändert dies nichts an der Tatsache, dass TALKING TO TURTLES einen wirklich guten Auftritt hingelegt haben, bei dem sie äußerst sympathisch und authentisch waren.
Jetzt könnte es theoretisch direkt weitergehen mit dem guten Keith, doch hat dieser wohl noch keine Lust sich auf die Bühne zu begeben. Fast eine ganze Stunde lässt dieser nämlich seine Fans auf die Show warten. Doch irgendwann ist es dann doch soweit und der Herr betritt die Bühne. Optisch erinnert er jedoch mit seinen langen Haaren und dem mittlerweile ziemlich mitgenommenen Äußeren eher an eine Kopie von Ozzy Osbourne. Das Rockstarleben macht sich also doch irgendwann bemerkbar und hinterlässt seine Spuren, die im Falle Keith Caputo's überdeutlich zu sehen sind. Außer einem leisen „Good Evening“ gibt es zunächst auch erstmal keine weiteren Kommentare. Man konzentriert sich ganz auf die Musik und geht geradezu in dieser auf. Keith lebt ganz eindeutig in seiner eigenen Welt, was auch auf der Bühne deutlich wird. Auch wenn er heute Abend so wirkt als hätte er neben Bier noch andere Substanzen zu sich genommen, ist und bleibt er doch ein musikalisches Genie, das durch seine unglaubliche Stimme jeden mitreißt. So legt er auch heute Abend einen grandiosen Auftritt hin, bei dem 's Hingabe zur Musik äußerst ansteckend wirkt. Das Publikum ist eindeutig hin und weg und feiert jeden Song. Meine persönlichen Highlights sind vor allem Songs des aktuellen Albums, wobei „Nothing to Lose“ doch von allen am meisten hervor sticht, aber auch „Livin the Blues“ gehört eindeutig zu den Höhepunkten des Abends. So langsam wird man auf der Bühne auch etwas gesprächiger und gibt einige Lebensweisheiten von sich. Einmal angefangen, will man auch gar nicht mehr wieder aufhören und Keith würde am liebsten wohl seine gesamte Lebensgeschichte zum Besten geben. Doch hat auch jedes Konzert einmal ein Ende, wobei sich dieses extrem hinzieht. Knappe eineinhalb Stunden nehmen Keith und Band die Bühne für sich in Beschlag und spielen nach lauten Zugaberufen auch noch eine Zugabe. So klingt mit „Home“ nun ein großartiges Konzert und ein toller Abend aus. Wer die Chance hat, sollte sich Keith Caputo bei seinen weiteren Deutschlandkonzerten nicht entgehen lassen, vor allem wenn er durch Zoli Teglas (Ignite) Unterstützung findet. Zu meinem bedauern war dieser nämlich bei der Bielefelder Show nicht anwesend.