Nun jährt sich zum erneuten Male das Serengeti Festival im kleinen Städtchen Schloß Holte-Stukenbrock (nahe Bielefeld gelegen) und feiert damit seinen 5. Geburtstag. Anders als in den letzten Jahren scheint dieser auch ausnahmsweise nicht ins Wasser zu fallen. Schönster Sonnenschein und an die 30 Grad laden nur so dazu ein sich von interessanten Bands beschallen zu lassen, auch wenn dabei die Uni oder Arbeit auch mal zu kurz kommt, da das Festival bereits Freitags um 12 Uhr beginnt. Daher verwundert es auch nicht das sich die Anzahl der Zuschauer bei den ersten Bands des Tages noch in Grenzen hält.
Den Start zum zweitägigen Festivalmarathon bestreiten BUGGIRL (www.myspace.com/thebuggers) aus Australien. Dieses ungleiche Geschwisterpaar, welches Anfangs vielleicht an die White Stripes denken lässt, ähnelt ihnen jedoch in keinster Weise, was nicht nur an der unterschiedlichen Rollenverteilung liegt. Voll Power, mit einer riesigen Portion Rotzigkeit und waschechtem Rock schaffen sie es zu unterhalten. Zeitweilig erinnert die Sängerin mit ihrer genialen Stimme, die nach reichlich Zigaretten und Whisky klingt, an eine rockige Ausgabe von Tina Turner. Ich könnte mir die Band jedoch noch besser in einer verrauchten Kneipe vorstellen, als auf einem Festival.
Zu meiner Freude, folgen darauf die Jungs von MISCONDUCT (www.myspace.com/misconduct) aus Schweden. Deutlich mehr Zuschauer drängen sich nun vor die Bühne, um diesen energiegeladenen Auftritt zu verfolgen. Es kommt nun auch endlich zum ersten Circle-Pit des Tages, der auf dem knochentrockenen und sandigen Gelände erstmal ordentlich Staub aufwirbelt und so eine 5 Meter hohe Staubwolke die Bühne einhüllt. Jedoch lässt sich weder die Band noch das Publikum davon beirren und es geht fröhlich weiter mit jeder Menge Crowdsurfern. Am Ende dieses wirklich stimmungsvollen Auftritts kommt Sänger Fredrik Olsson dann noch über den Graben und klatsch mit seinen Fans ab. Schade jedoch das MISCONDUCT so früh in der Runningorder dran waren, da viele Fans sie so verpasst haben und sehr betrübt darüber waren.
Danach sorgen DEVILDRIVER (www.myspace.com/devildriver) das erste Mal an diesem Tag für eine ordentliche Portion Metal. Komisch nur so eine Band bei schönstem Sonnenschein zu erleben. Aber die Herren geben ordentlich Gas und halten an ihrem Bandmotto fest, welches da lautet: „work hard, rock harder und kick as many asses as possible“. Dies beweisen sie mit entsprechenden Ansagen, in denen sie Kinder und Frauen bitten den Pit zu verlassen, damit dort ordentlich abgegangen werden kann. Das Publikum folgt seinen Anweisungen und es gibt riesige Circle-Pits, nach denen jeder von oben bis unten mit einer braunen Staubschicht überzogen ist.
Komplett gegensätzlich zum verdreckten Publikum betreten nun SEWER RATS (www.myspace.com/sewerrats) die Bühne in todschicker Aufmachung, mit Hüten und Elvistolle sorgen sie für etwas Rockabilly-Flair auf dem Serengeti Festival. Das Publikum lässt sich jedoch nicht zu übermäßig viel Bewegung hinreißen, statt Pogo sieht man nun einige Gäste das Tanzbein schwingen.
Spätestens jetzt wird klar, das man dieses Jahr eine ziemlich große Bandbreite an Bands zu sehen bekommt. Dabei wird bei der Runningorder auch kein bestimmtes Konzept verfolgt, sondern wild durcheinander gewürfelt. So folgen Rock, Metal, Hardcore, Punk und Rockabilly aufeinander und sorgen so für ein ständig wechselndes Publikum vor der Bühne.
Nachdem sich viele während des Auftritts von SEWER RATS eher entspannt haben, ist nun wieder genügend Energie vorhanden, die sich beim Auftritt der folgenden SONIC SYNDICATE (www.myspace.com/sonicsyndicate) entladen kann. Diese sorgen nämlich für ordentlich Stimmung und reges Treiben vor der Bühne, was garantiert nicht nur an der äußerst hübschen Bassistin liegt. Neben älteren Titeln gibt es auch einen Song vom neuen Album „We Rule The Night“ zu hören, welches im August erscheinen wird. Man merkt ihnen den Spaß regelrecht an, den sie auf der Bühne haben und ist so nicht verwundert, dass die Herrschaften gerne noch länger gespielt hätten, da ihre Spielzeit mit ca. 30 Minuten sehr knapp bemessen ist. Trotzdem haben sie es in dieser knappen Zeit geschafft die Zuschauer ordentlich in Stimmung und Wallung zu bringen und einen klasse Auftritt abgeliefert.
Danach sorgen BOPPIN'B (www.boppinb.de) für reichlich Nostalgie und lassen die 60er Jahre wieder aufleben. Mit Kontrabass und allem was dazu gehört, sorgen sie für gute Laune mit ihrer Rockabilly-Musik. Es hätten nur noch Tänzerinnen in Petticoatröcken gefehlt die Rock 'n Roll tanzen, um das perfekte Bild der 60er zu vervollständigen. Sie können zwar nicht so viele Menschen begeistern wie manch andere Band an diesem Tag, sorgen aber trotzdem für gute Unterhaltung, was auch an einigen tollen Covern liegt.
Mit H2O (www.myspace.com/h2ofamily) folgt nun mein persönliches Festival Highlight, auf das ich mich schon eine Weile gefreut habe, da es das erste Mal ist, dass ich sie live sehen kann. Meine Erwartungen werden auch nicht enttäuscht, denn H2O legen einen energiegeladenen Auftritt hin, der jedoch leider nicht genügend vom Publikum gewürdigt wird. Da beim Serengeti Festival sehr unterschiedliche Menschen aufeinander treffen mit sehr unterschiedlichen Geschmäckern, findet auch mal eine Hardcore-Größe wie H2O nicht ihre gerechte Anerkennung. Für Kenner gab es dann zum Beispiel Songs wie „1995“, „One Life, One Chance“ und „Nothing To Prove“ zu hören. Als Besonderheit steht heute Mitts von MADBALL am Bass, worüber die Jungs von H2O sehr dankbar waren. Nach einer tollen, aber viel zu kurzen Show verlassen sie die Bühne wieder, um Platz zu machen für SONDASCHULE (www.myspace.com/sondaschule). Allerspätestens jetzt wundert man sich über die Runningorder, denn wie ist es möglich, dass eine Band wie SONDASCHULE länger spielen darf als eine Größe wie H2O?! Das werde ich wohl niemals verstehen.
Diese schaffen es jedoch mit ihrem Ska-Punk eine Menge von Leuten zu begeistern und die Jungs und Mädels vor der Bühne ordentlich zum Schwitzen zu bringen. Der sandige Platz hat sich mittlerweile durch die eingesetzten Wasserschläuche in eine einzige Schlammgrube verwandelt und lässt keinen mehr sauber dieses Festival verlassen. Für mich lässt sich der Auftritt sehr gut in einem Zitat der Band zusammenfassen: „Wir sind dumm, aber glücklich.“ Persönlich konnte ich leider die starke Resonanz des Publikums nicht ganz nachvollziehen, da die Texte für meinen Geschmack einfach zu hohl und nichtssagend waren, aber Jedem das Seine.
Als nächstes sorgen MR. IRISH BASTARD (www.myspace.com/mririshbastard), die bereits 2009 auf dem Serengeti gespielt haben und dieses Jahr als Ersatz für eine andere Band eingesprungen sind, für irische Klänge auf dem Festivalgelände und begeistern damit vor allem die teilweise schon stark alkoholisierte Menge. Aber diese Musik ist nun mal prädestiniert dafür zum Trinken von Guinness und Whisky anzuregen. Jedenfalls sorgen sie für eine mega Stimmung, bei der das Publikum nur so mitspringt und klatscht und stimmen einen schon mal für die am folgenden Tag spielenden FLOGGING MOLLY ein.
Kommen wir nun langsam zu den Headlinern des ersten Festivaltages. Da es so langsam dunkel wird, trauen sich nun auch die Herren von SUBWAY TO SALLY (www.myspace.com/subwaytosally) auf die Bühne, welche die Festivalbesucher mit einer coolen Feuershow überraschen. Aber selbst ohne diese wären die Besucher wohl begeistert gewesen, denn der Großteil stand vor der Bühne und verfolgte ihren Auftritt. Sie schafften es wirklich zu begeistern und bei Songs wie „Veitstanz“ und „7“ stürmen dann auch die letzten vor die Bühne, um mit ihnen zu tanzen.
SUBWAY TO SALLY waren damit der Höhepunkt des ersten Tages, denn bei den darauf folgenden PARADISE LOST (www.myspace.com/paradiselostuk) ist ein großer Teil der Besucher bereits gegangen. Wirkliche Stimmung wollte daher auch nicht mehr aufkommen, was durch die düstere Musik der Band auch nicht gerade gefördert wurde. Man ruhte sich wahrscheinlich schon für den folgenden Tag aus, an dem noch viel zu erwarten war.
Nachdem es in der Nacht ein ordentliches Gewitter gab, beginnt der zweite Tag recht bewölkt, was jedoch eine angenehme Abwechslung zur extremen Hitze des Vortages ist, da man nun seinen Sonnenbrand ein wenig kurieren kann und heute wahrscheinlich weniger Menschen mit ihrem Kreislauf zu kämpfen haben werden.
Los gehts an diesem Tag beim Frühschoppen mit den MONSTERS OF LIEDERMACHING (www.myspace.com/monstersofliedermaching). Ich hatte schon Angst ich wäre die einzige die sich so früh aus dem Bett gerollt hat, aber da lag ich wohl total falsch. Als ich auf dem Gelände ankomme, wimmelt es dort nur so von Leuten, teilweise noch in ihren Sportklamotten, die ihr Frühstück in Form ihres ersten Bieres zu sich nehmen. Aber auch die Herren auf der Bühne sind für diese Uhrzeit schon gut dabei. Zudem haben sie es echt drauf die Meute zu begeistern, die brav allen Anweisungen folgen und mit ihnen die Lieder performen. Vor allem Songs wie „Tod in der Nordsee“, „Türen“ und der Song für alle Studenten „Hartz 4“ stoßen auf große Resonanz. Großes Highlight ist ein Flötensolo, welches mit der Nase gespielt wird. Am Ende freuen sich die Herren darüber länger als PAPA ROACH spielen zu dürfen und darüber hinaus über einige Zugaben.
Als nächstes sind die Gewinner des MySpace Contests dran, welcher im Vorfeld des Festivals stattgefunden hat. Diese nennen sich ESCHENBACH (www.myspace.com/eschenbachband) und finden mit ihrem düsteren und deutschen Metal nicht wirklich Anklang bei den wenigen Verbliebenen vor der Bühne. Die meisten hatten sich nämlich nach MONSTERS OF LIEDERMACHING verabschiedet um später wieder zu kommen. Daher ging dieser Auftritt ohne besondere Vorkommnisse zu Ende.
Nun rocken die vier Punkchicks von CIVET (www.myspace.com/civet) die Bühne. Die Damen haben jedoch einige Probleme mit ihrer Technik, so dass eine Gitarristin sauer auf die Soundmänner einschimpft und nur am Ende zwei Songs spielen kann. Jedoch lässt sich der Rest der Band davon nicht beirren und zieht konsequent ihr Ding durch und sorgt damit für gute Stimmung. Zeitweise fühlt man sich bei ihnen ein wenig an The Distillers erinnert. Vor allem die sehr tiefe Stimme der Sängerin und die Chorgesänge in den Refrainparts wirken sehr ansprechend.
Danach gibt es erstmal eine ordentliche Portion Hip Hop für die Gemüter, denn DOG EAT DOG (www.myspace.com/dogeatdogtheband) sind nun an der Reihe. Die Band die bereits beim ersten Serengeti anwesend war, durfte natürlich auch nicht beim 5. Geburtstag fehlen, wo sie doch beim ersten Mal schon extrem gut angekommen sind. So lockten sie auch dieses Jahr wieder sämtliche Besucher vor die Bühne. Sie feiern dieses Jahr übrigens auch ihren Geburtstag, jedoch schon den 20.. Überzeugen können sie vor allem auch durch das LUNIZ Cover „I Got 5 On It“ und dem Song „Step Right In“, welchen sie zusammen mit RZA aufgenommen haben. Alles in allem ein gelungener Auftritt, vor allem für Freunde des Hip Hops.
Nach dieser Hip Hop Einlage geht es nun mit 80er Jahre Metal in Form von VALIENT THORR (www.myspace.com/valientthorr) weiter. Die bärtigen Herren aus den Staaten holen alles aus den Boxen raus und ballern den Zuschauer mit ihrer Energie und vor allem ihrer Lautstärke förmlich weg. Dies könnte man Wort wörtlich nehmen, denn der Platz vor der Bühne wirkt fast leer gefegt.
Es folgt die Band, die den Preis für den dämlichsten Namen verdient hätte, ITCHY POOPZKID (www.myspace.com/itchypoopzkid). Aber dafür kommen sie bei den Zuschauern verdammt gut an. Sowieso haben Ska- und Punkbands einen guten Stand bei diesem Festival und sprechen eine Menge Leute an, wobei ich mich bei Ska gerne mal in den Hintergrund verziehe. Sie sorgen für ordentlich Bewegung vor der Bühne und für eine gewaltige Wall of Death. Sänger Sibbi lässt sich da auch gerne mal auf einem Gitarrenkoffer von der Menge tragen, während er dort ein Gitarrensolo zum besten gibt. Am Ende stimmen sie dann noch ein RUN DMC Cover an, welches auch bei mir zumindest für ein Kopfwippen sorgt.
Auch bei den folgenden Bands bleibt es voll vor der Bühne, denn nun werden so langsam die Headliner aufgefahren. Zunächst sind DIE APOKALYPTISCHEN REITER (www.myspace.com/reitermania) dabei Endzeitstimmung zu erzeugen. Als erstes betritt der Keyboarder die Bühne, eingehüllt in einen schwarzen Mantel. Doch diesen trägt er nicht lange, auch wenn ich es mir gewünscht hätte, denn darunter befindet sich ein hautenger Sado Maso Anzug und auch einen Maulkorb und eine Peitsche trägt er. Dann entert auch der Rest der Band die Bühne und bringt die Menge sofort in Wallung, wobei das Crowdsurfen gar kein Ende mehr nehmen will. Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass sie so gut ankommen, da die Band recht speziell ist und nicht unbedingt den breiten Geschmack trifft. Auf der Bühne geht es jedoch ordentlich zur Sache, so dass gar keine Langeweile aufkommen kann, da gibt es eine riesige Flagge die geschwenkt wird, ein bengalisches Feuer und für den Keyboarder passend zu seinem Outfit eine riesige Schaukel.
Mit SKINDRED (www.myspace.com/skindred) folgen die Stimmungsmacher überhaupt auf diesem Festival. So viel Energie und Spaß konnte man bei noch keiner Band zuvor erleben. Nun macht sich auch bemerkbar das das Festival am zweiten Tag um einiges besser besucht ist als am Vortag (was wahrscheinlich an den Headlinern FLOGGING MOLLY und PAPA ROACH lag), denn eine gewaltige Menschenmenge setzt sich nun in Bewegung und erzeugt ein unglaubliches Bild. Vor allem Sänger Benji Webbe heizt den Leuten ordentlich ein.
Vor dem nächsten Headliner wird es an den Theken noch einmal richtig voll, denn jeder will sich reichlich mit Bier versorgen, um so noch besser mit FLOGGING MOLLY (www.myspace.com/floggingmolly) abzufeiern. Sobald diese die ersten Takte spielen geht es auch schon sofort los und der Alkohol wird in pure Energie umgewandelt. Es entsteht eine unheimlich tolle Stimmung und es wird einfach zusammen gefeiert und getrunken. FLOGGiNG MOLLY spielen eine gute Mischung ihrer Stücke und stoßen mit ihren Liedern übers Trinken auf große Zustimmung beim stark alkoholisierten Publikum. Leider will bei mir nicht ganz so viel Stimmung aufkommen wie bei dem Rest, das kann aber auch daran liegen, dass ich fahren muss. Zudem finde ich solche Musik irgendwie stimmiger in einem verrauchten Pub mit einem Glas Whisky vor der Nase, als auf einem großen Festival.
Es folgt die Enttäuschung überhaupt, PAPA ROACH (www.myspace.com/paparoach). Ich war zwar noch nie wirklich ein Fan dieser Band und bin mittlerweile absolut genervt von ihrem Song „Last Resort“, doch habe ich mir erhofft wenigstens Live ein wenig was eigenes an dieser Band zu entdecken, aber Fehlanzeige. Sie wirken einfach nur total prollig und aufgesetzt und an vielen Stellen schon recht poppig. Auch das Publikum scheint das bemerkt zu haben, denn so richtig viel Stimmung, abgesehen von den eingefleischten Fans, will nicht wirklich aufkommen. Genervt war ich vor allem von den Leuten, die nach dem ersten Song bereits nach „Last Resort“ schrien.
So geht für mich nun auch dieser Festivaltag zu Ende und hat einige tolle Eindrücke hinterlassen. Um Mitternacht gab es noch ein Spezial mit GWAR (www.myspace.com/gwarofficial), welches ich mir jedoch auf Grund der mittlerweile extremen Kälte und Müdigkeit nicht mehr anschauen konnte. Alles in allem war es jedoch ein gelungenes Festival, welches viel Spaß gemacht und viel Abwechslung geboten hat. Auf 2011!