16.01.2019: ГШ / GLINTSHAKE, NOSEHOLES - Hamburg - Hafenklang

17.01.2019
 

 

Wetterupdate – Hamburg: Das Wetter hält. Zwar tröpfelt es hin und wieder, der große Regen, der das Konzert der KURT BAKER COMBO am Tag zuvor (an gleicher Stelle) etwas verhagelt hat, bleibt jedoch aus. Glück gehabt.
Und dennoch braut sich im Hafenklang etwas zusammen - ГШ / GLINTSHAKE aus Moskau und NOSEHOLES aus Hamburg. Post-Punk mit selbstbewussten Frontfrauen. 1, 2, Rrriot.

NOSEHOLES aus Hamburg läuten den Abend ein. Nach dem Ende der grandiosen DAS ENDE, in der Bassist Stefan „Steve Somalia“ und Gitarrist Tobias „T.H.“ bereits mitmischten, gründet sich 2015 mit Schlagzeuger Henning „Henk Haiti“ das Free-Jazz-Trio HAND SEX. Ein Jahr später formiert das Trio um und wird mit dem Einstieg von Susanne „Zoosea Cide“ zu den NOSEHOLES. Weg vom Free Jazz hin zu kantigem Post-Punk mit New Wave Einflüssen.

Englischsprachig. Verschoben. Verkopft.
NOSEHOLES spielen krachenden Post-Punk mit treibendem Schlagzeug, klaren Gitarren und weiblichem, beinahe monotonem Sprechgesang. Die Texte sind wirr, scheinen keinen tieferen Sinn zu haben, lösen nach und nach aber dennoch Bilder im Kopf aus.
Die inkonsequentere Version von HUMAN ABFALL. Aus dem Norden. Auf Englisch. Mit weiblichem Gesang.

„I scream.
You scream.
We all scream for ice cream.“

Irrwitzige Grimassen und Tanzeinlagen von Zoosea Cide untermalen das Gesamtbild.
Ansprachen gibt es nur wenige. Nach der Frage “Any questions?” und der Rückfrage „What time is it?“ aus dem Publikum, bröckelt jedoch etwas die Fassade. Nach kurzem In-Sich-Gehen gelingt aber dennoch eine schlagfertige Antwort.
NOSEHOLES. Von einem anderen Stern. Rrrrrrrr.

NOSEHOLES-Frontfrau Zoosea Cide gibt das Staffelholz im Anschluss an Ekaterina Shilonosova weiter. Nach einer kurzen Umbaupause entern ГШ / GLINTSHAKE die Bühne.  Als Bühnenbeleuchtung dienen einige russische Restaurant-Lichtschilder, wie sie in keinem guten Döner-, Imbiss- oder Pizzaladen fehlen dürfen. Und um ganz dem Stereotyp "Russen" zu entsprechen, gibt es erst noch einen Kurzen, bevor es auf die Bühne geht. На здоровье! Prost!

Es folgt eine grandiose Show. Sich immer wieder auf und abbauende Mauern bilden die Säulen von ГШ / GLINTSHAKE. Die Stimme von Frontfrau Ekaterina Shilonosova wechselt von süß, beinahe zerbrechlich bis hin zu energisch, wütend. Unendliche instrumental-Parts bauen sich immer wieder auf und ab, ehe sie irgendwann in totaler Eskalation vor, auf und neben der Bühne enden. Unterschiedlichste Einflüsse bestimmten das Soundbild. Post-Punk, Punk, Indie, Garage, Psychedelic und russische Klänge. Saxophon, Gitarre, Schlagzeug und Gitarre. ГШ / GLINTSHAKE vereinen alles zu einer passenden Einheit.

Auch ГШ / GLINTSHAKE verzichten weitestgehend auf Ansprachen, obwohl das Englisch der Moskauer relativ sicher wirkt. Einzige Anmerkung seitens Ekaterina: „Sorry, wir haben keine langsamen Songs“. Gut so.

Nach einer Stunde fällt die letzte Mauer, die jedoch durch russische „Zugabe“-Rufe und längerem Bitten noch einmal, für einen Song auf und abgebaut wird.

ГШ / GLINTSHAKE.
NOSEHOLES.
Rrriot.