Nachdem BASEMENT Köln im September letzten Jahres mit einer kleinen, intimen, aber gerade deshalb so intensiven Show im Blue Shell beglückt hatten, geht es heute Abend nur ein paar Häuser weiter in das etwas größere Luxor. Im Vorfeld der Show habe ich mir so meine Gedanken über mögliche Wellenbrecher vor der Bühne gemacht, weil diese in der Vergangenheit im Luxor leider schon häufiger anzutreffen waren. Gleichzeitig dachte ich mir aber auch: Wellenbrecher auf einer BASEMENT-Show? Passt irgendwie so gar nicht zusammen. Kaum betrete ich aber den Konzertraum und bahne mir meinen Weg zur Bühne, auf der TIGERS JAW gerade mit „Hum“ ihr Set angefangen haben – zack! Da steht die Absperrung auch schon.
Aber man soll die Dinge ja nehmen, wie sie kommen: TIGERS JAW aus Scranton lassen sich jedenfalls nicht beirren und zeigen, was für eine unglaublich gute Live-Band sie sind; zwischen den Songs vielleicht ein bisschen unbeholfen und schüchtern, was aber auch irgendwie ihren Charme ausmacht. Während der Songs gibt’s dann aber dafür eine umso größere Schippe Energie oben drauf, die ab „Never Saw It Coming“ in der Mitte ihres Sets auch langsam auf das Publikum überzuschwappen scheint; jedenfalls ist der Song der Startschuss für die ersten Crowdsurfer und Sing-alongs. Die Band um Brianna Collins und Ben Walsh wird mehr oder weniger auf jeder ihrer Touren ausgewechselt; für ihre Supportreise durch Europa an der Seite von BASEMENT ist ein weiteres Mal auch Luke Schwartz, normalerweise Bassist bei MAKE DO AND MEND, dabei. Songtechnisch ist die Setlist ein buntes Mischmasch aus ihren letzten beiden Alben, neben „Frame You“, „The Sun“ oder „Cool“ gesellt sich aber auch ein THE CURE-Cover. Über die gesamten 40 Minuten, die sie auf der Bühne sind, bereitet ihr Emo-Indie-Mix einem Großteil der Anwesenden jedenfalls eine wahre Freude, aber man kann ja auch nichts anderes als glücklich sein, wenn man sieht, wie viel Bock die über beide Ohren strahlenden Bandmitglieder auf der Bühne haben.
Schon während der anschließenden Pause wird einem aber schnell bewusst, dass die Show heute ausverkauft ist, vielleicht sogar zu ausverkauft – ein paar Leute im Raum weniger hätten dem Ganzen auch nicht geschadet; vor der Bühne wird es so eng, dass man fast nicht mehr von der Stelle kommt, selbst wenn man es denn drauf angelegen würde. Auch hier schiebe ich die ganze Schuld einfach mal wieder auf die Absperrung vor der Bühne, denn ohne wäre wenigstens ein paar Zentimeter mehr Freiraum für alle da gewesen. Aber selbst wenn die fehlende Verbindung zur Bühne Distanz zwischen Band und Publikum aufbaut, und es mir immer wieder so vorkommt, als wäre die Bühne einfach eine Art Leinwand, auf die ein Auftritt von der Band aus Ipswich projiziert wird, der mit dem Geschehen im Zuschauerraum nicht viel zu tun hat, tut das der Stimmung ab dem Opener „Brothers Keeper“ keinen Abbruch. Egal, ob neu oder alt; jeder Song wird mitgesungen, teilweise so laut, dass man von Sänger Andrew selber gar nicht mehr viel hört. Die obligatorischen Klassiker wie „Crickets Throw Their Voice“ (das vor Veröffentlichung des neuen Albums immer am Ende des Sets seinen festen Platz hatte, jetzt aber schon als zweites gespielt wird), „Earl Grey“, „Whole“ oder „Covet“, das immer noch nach wie vor das Schlusslicht ihrer Setlist ist, bringen das Luxor natürlich zum Kochen, trotzdem sorgen die neuen Sachen von „Promise Everything“ für neuen Wind in ihrer Show. Neue Songs bedeuten aber auch, dass andere wiederum gestrichen werden müssen, und so schafft es heute nichts von der „Further Sky“-EP auf die Setlist. Nach guten 50 Minuten verschwinden die Fünf hinter der Bühne und kommen – trotz nachdrücklicher Zugaberufe – auch nicht wieder zum Vorschein, schade. BASEMENT haben sich auf ihrer ersten Europa-Headlinetour ausverkaufte Venues wie heute redlich verdient, aber die ekstatische, kleine Show im Blue Shell von letztem Jahr wird mir doch höchstwahrscheinlich positiver in Erinnerung bleiben.