Montag, 17/04/12, Münster, Gleis 22: Jay Nothington und seine Mannen, allesamt auf countryesken Punkrock getrimmt, beehren die Fahrradstadt bei nieselnden neun Grad mit ihrem hierzulande erst jetzt aktuellen "Borrowed Time". Genau das Richtige, um das Wochenende um einen gefühlten Tag zu verlängern, noch einmal Kaltgetränke durch die Kehle fließen zu lassen und mit unbekannten Gesichtern in Fußballultramanier Texte zu gröhlen. Was an diesem Abend aber nur wenige der geschätzten 120 Menschen geahnt haben dürften, war das vorausgehende Kontrastprogramm in Form der Supportband Koj aus Münster.
Heimspiel für die noch recht unbekannte Band, bestehend aus Schlagzeug, Gitarre und Gesang, deren Post-Rock, entgegen ihrer sporadischen Besetzung, klang, als wären mindestens drei Synthies und 2 Gitarren mehr auf der Bühne. Der Mischer, ein ferner Freund aus dem schönen Osnabrück, klärte dann aber schnell auf. Wenig überraschenderweise kam die Hälfte des Sounds aus der Dose. Koj klangen und wirkten bei ihrem ersten wirklichen Konzert fast schon ein wenig überambitioniert und aufgrund des doch argen Stilbruchs mit der Hauptband ein Stück weit deplatziert. Daran konnte auch ihr aufwendig, mit Leuchtbuchstaben gestalteter Bandschriftzug, dessen O die Basedrum darstellte, nichts ändern. Im Gegenteil. Handwerklich und soundtechnisch einwandfrei, nur ein wenig zu groß angelegt für so einen kleinen Club und etwas hilflos vor einer schnörkellosen Punkrockband. Trotzdem insgesamt eine unerwartete, durchaus nette Einstimmung.
Danach hieß es dann Feuer frei. Geschossen wurde aus allen Kanonen. Alte Kracher wie "Going Home" folgten auf neuere Brecher wie "If You Say So" und Zugaben à la "Where I Stand". Getoppt durch eine OneManShow namens "This Time Last Year". In gut 45 Minuten bretterten Nothington beherzt ihr Stücke in die ersten textsicheren Reihen des Publikums. Es wurde gebrüllt, getrunken und auf ein wenig gemosht. Aber immer nur so lange bis man die Augen wieder schließen konnte, um die nächsten pathetischen Textzeilen gen Decke des Gleis zu schreien. Nothington haben es immer einfacher in Europa. Sie sind angekommen. Dass es nicht unbedingt ihre bisher beste Show auf diesem Kotinent war, lag sicherlich daran, dass sich Montage sicherlich als verlängertes Wochenende eignen, einen Freitag oder Samstag aber doch nicht ersetzen können. Den Diehardfans in vorderste Front war es egal. Sie skandierten, als Fankurve getarnt, auch nach Konzertende den Namen der Band. Cheers