Am 25.März 2014 erschien CHUCK RAGANs viertes Studioalbum „Till Midnight“, welches eine wunderbare Ansammlung von der Liebe zu einem anderen Menschen inspirierter Lieder ist. Nun ist Chuck auf Tour mit seiner Gefolgschaft, THE CAMARADERIE. Gestern gastierte man im Osnabrücker Rosenhof, wo man zwischen 500 und 600 Leute beglückte. Diese wiederum, das muss vorweg gesagt werden, auch durchsetzt waren von jenen Individuen, die ein Live-Konzert mit einem Kaffeeklatsch, Stammtisch und DVD-Abend verwechseln. Ich finde es den anderen Konzertbeuschern und besonders den Musikern gegenüber respektlos (gerade bei Unplugged Konzerten), dass man sich in einer solchen Lautstärke unterhält, dass die Person auf der Bühne trotz Mikrofon fast übertönt wird. Eine ganz furchtbare Entwicklung!
Den Abend begann BILLY THE KID – die junge Singer Songwriterin mit ihren gefühlvollen Songs hätte es ohne die pausenlos quatschenden Menschen leichter gehabt. Mit etwas weniger Lautstärke aus dem Zuschauerraum, hätte sie es ohne Weiteres geschafft alle Anwesenden durch ihre liebliche und sanfte Stimme zu überzeugen. Wenig Interaktion mit dem Publikum und nahezu ausschließlich sehr ruhige Songs konnten leider nicht die Konzentrationsfähigkeit aller dauerhaft bündeln. Sehr schade.
Leichter hatten es da die Herren von NORTHCOTE. Auch hatten diese mit lauten Gesprächen über alltägliche Belanglosigkeiten zu kämpfen, besonders bei einer bewegenden Ansprache Sänger Matt Goud über Chuck Ragan und seine Integrität, doch konnten diese sich leichter darüber hinwegsetzen und brachten den ersten schnelleren Rhythmus in das an sich äußerst angenehme Ambiente des Rosenhofs. Die Songs waren zackiger, die Stirn verschwitzter, die Songs hatten mehr Sing Along Charakter. Besser? Nee, nur lauter und dreckiger. Aber nicht eindringlicher als BILLY THE KID. Eben auf eigene Weise authentisch. Klasse Show!
Dann kam endlich der Headliner und legte direkt mit 'Nomad' los und die Hütte bebt. Songs wie 'Non Typical', die Single 'Something My Catch Fire', 'Nothing Left To Prove' reißen auch die letzten Labertaschen aus ihrem Paralleluniversum zurück in die Wirklichkeit und zeigen einen Chuck Ragan, der über die Jahre einfach nichts an Leidenschaft, Energie und Sangeskraft verloren hat (auch wenn er manchmal so klingt). Leider war der Sound nicht so dolle. Bei BILLY war der Gesang zu laut, bei NORTHCOTE die E-Gitarre zu laut und bei Chuck dessen Stimme zu leise und die Becken, sowie der Bass zu laut. Naja, man kann nicht alles haben. Eine wunderbare Mixtur aus Country, Blue Grass, Alternative, Punk und Folk. Toll fand ich im Rückblick auch, dass jeder Act den anderen unterstützt hat. Hier ein Feature, dort ein Feature. Einfach toll und eben wirklich den Namen THE CAMARADERIE gerecht. Einfach ein paar tolle Musiker, die in Holzfällerhemd und bärtig mit Bier auf die Bühne gehen, ihre bunten Körperbilder und ihre Seele durch ihre Songs zum Besten geben, ohne großes Tammtamm oder Posing, ganz schlicht und einfach. Wunderbar faszinierend und immer wieder ein Erlebnis, auch wenn ich gut durch-choreographierte Shows mit dicken Gitarrenwänden mag. 'The Boat' und 'Meet You In The Middle' beschließen dann einen fantastischen Abend, der leider zu früh (auch Dank der Deutschen Bahn) endete. Für mich war es das erste Mal, dass ich Chuck live sah, doch wird es nicht das letzte Mal gewesen sein. Ich fiel nicht nur vom Bier beschwingt in die Falle.
Setlist CHUCK RAGAN:
1. Nomad
2. The Trench
3. Something May Catch Fire
4. Non Typical
5. Whistleblowers
6. Rotterdamnnn
7. Let It Rain
8. Do What You Do
9. You Get What You Give
10. Revived
11. Vagabond
12. Nothing Left To Prove
13. You And I Alone
14. Gave My Heart Out
15. Right As Rain
16. The Boat
17. Meet You In The Middle