Welch ein Ereignis! 7 grandiose Bands an einem Abend auf einer Bühne - Die Taste Of Chaos - Tour, machte am 17.11. in Bielefelds Ringlokschuppen Halt, und dürfte wohl für alle HC/Emo/Metal/Punkrock-Freunde in Ostwestfalen an diesem Tag ein Muss gewesen sein.
Pünktlich um 18.45 Uhr betrat die erste (und auch einzige deutsche) Band die große Bühne des Ringlokschuppens. Die nicht mehr ganz so unbekannten DAYS IN GRIEF aus Köln konnten mich einmal mehr von ihren Livequalitäten überzeugen, und liessen es sich (trotz der frühen Spielzeit) nicht nehmen, eine energiegeladene und atemberaubende Show abzuliefern. Die 4 jungen Herren passten musikalisch perfekt in das Programm des Abends, und konnten mit ihrer anspruchsvollen Mischung aus Emo, Metal und Punkrock sicherlich einige neue Fans dazugewinnen.
Neben der großen Bühne war in dem großen Konzertraum des Ringlokschuppens noch eine kleinere Bühne aufgebaut, auf der sich in den Umbaupausen 2 Lokalbands und eine aufstrebende Ami-Band präsentieren durften.
Den Anfang an diesem Abend machten dort, gleich im Anschluss an DAYS IN GRIEF, die Bielefelder Band END OF THE LINE. Die 5 jungen Musiker bewältigten ihre Aufgabe als "Lückenfüller" mehr als gut, und überraschten sicherlich den ein oder anderen Zuschauer, der die Band bisher noch nie gehört hatte. Emo/Poppunk vom feinsten wurde hier auf die Meute losgelassen, und das auf höchstem Niveau. Schöne Melodien und eingängige Refrains, das sind wohl die Markenzeichen der Band, die an diesem Donnerstag Abend wohl eines ihrer aufregendsten aber auch professionellsten Konzerte ihrer bisherigen Karriere spielen durfte.
Schlag auf Schlag ging es dann mit den Walisern von FUNERAL FOR A FRIEND weiter. Nach der Veröffentlichung ihres 2. Knaller-Albums "Hours" dürften die 5 Herren von der Insel wohl in aller Ohren sein. Sie lieferten ein schönes Set mit vielen alten und neuen Hits. - Von "Juneau" bis "Roses for the Dead" war alles dabei, und trotz der knappen Spielzeit von ca. 25 Minuten, blieben keine Wünsche mehr übrig.
Der Sound, der an diesem Abend eigentlich sonst prächtig war, schien mir bei FUNERAL FOR A FRIEND etwas zu undifferenziert. Die hervorragende Gitarrenarbeit und der Gesang gingen leider etwas unter
Da man auch mal irgendwann eine Verschnaufpause braucht, schaute ich mir die darauffolgende 2. Lokalband namens MY ADORABLE nicht an, so dass ich an dieser Stelle auch leider nichts über sich berichten kann.
Anschließend ging es weiter mit STORY OF THE YEAR. Die HC/Emo-Überflieger aus den Staaten brachten dann endgültig den Laden zum ausrasten. Ihre extravagante Show mit halsbrecherischen Salto- und Rumspring-Einlagen konnte wohl fast jeden Zuschauer überzeugen. Sehr verwundert war ich doch über die enorme Anerkennung, die diese Jungs hierzulande einheimsten, zumal das kürzlich erschienene 2. Album namens "The Wake Of The Determination" ihr erstes Release in Deutschland war.
Durch ihr extremes "Rumgepose" kamen sie für meinen Geschmack etwas zu unsympatisch rüber.
4. Band des Abends waren RISE AGAINST aus Chicago, die ich in diesem Jahr schon zum dritten Mal bewundern durfte. Die mit Abstand punkrocklastigste Band des Abends boten mal wieder eine runde Show mit 'ner Menge Arschtritt. Leider muss ich aber gestehen, dass die beiden anderen Shows, die ich dieses Jahr gesehen hab (auf dem Groezrock Festival & in Essen) ein wenig überzeugender waren. Die Songauswahl war an diesem Abend, meiner Meinung nach, nicht die beste. Und Sänger Tim kann ruhig öfter mal die Gitarre weglegen und nur mit Mikro in der Hand über die Bühne jagen - das Auftreten der Band wirkt dadurch wesentlich emphatischer.
BLEED THE DREAM war dann als letzte "Zwischenband" auf der kleinen Bühne. Die 4 US-Amerikaner gelten als die Newcomer im HC/Emo-Bereich schlechthin. Meiner Meinung nach waren sie aber nur ein Abklatsch von The Used und Konsorten. Zwar kein schlechter, aber sie waren einer. Schminke und Tatoos sind zudem sehr beliebt in dieser Szene, was man nicht nur an BLEED THE DREAM erkennen konnte, sondern auch an etlichen männlichen und weiblichen Gästen im Publikum.
Co-Headliner, und damit zweitletzte Band auf der großen Bühne, waren dann die Metalcore-Pioniere von Killswitch Engage. Mit riesigen Aufstellern vor ihren Amps, auf denen durchnagelte Blumen zu sehen waren, lieferten sie ein rundes Bild ab. Sie spielten eine Menge Hits ihrer letzten beiden Alben, und beim Titelsong ihrer letzten Platte "The End Of Heartache" wurden sie von keinem geringeren als The Used - Sänger Bert McCracken unterstützt. Auch hier war nach gut 30 Minuten schon wieder Schluß und die Bühne wurde geräumt für den Headliner des Abends:
THE USED aus Utah schafften es in Windeseile das Publikum für sich zu gewinnen. Vorzeige-Frontmann Bert versuchte mit Rockstar-Allüren auf provokante Art und Weise das Publikum zu animieren. Das schien teilweise auch gut zu funktionieren, bei einigen (so wie bei mir auch) konnte es nur ein Kopfschütteln hervorrufen. Musikalisch gab es an der Band nichts auszusetzen, auch die im Hintergrund agierenden Instrumentalisten wirkten sympatisch und spielfreudig. Von Sänger Bert hingegen wurden viele durch seine überflüssigen Ansagen, bei denen jedes zweite Wort "fucking" war, enorm enttäuscht. Erfolg hin oder her, vielleicht sollte man sich überlegen, inwiefern man seine Füße vom Teppich entfernt und seine Nase in weiße Pülverchen steckt... Als Zugabe gab es dann wenigstens noch eine Neuinterpretation von Refused's "New Noise", was auch den alt eingesessenen HC-Fans im Publikum ein Lächeln ins Gesicht gebracht haben dürfte.
Alles in allem war die Taste Of Chaos - Tour eine sehenswerte Veranstaltung, auch wenn ich mal wieder in meiner Auffassung bestätigt worden bin, dass kleinere Club-Konzerte wesentlich unterhaltender und ergreifender sind.