Bunt, schrill, anders. Austro-Pop Abend in Hamburg.
BILDERBUCH. Mehr! Theater Hamburg. Ausverkauftes Haus.
Willkommen im Dschungel.
Der Frühling ist da. Während vor der Halle die Zuschauer die letzten Sonnenstrahlen genießen, bräunt einen im Mehr! Theater das Scheinwerferlicht. Eine Wand aus unzähligen Ventilatoren, Lavalampen, Globussen und Planeten beeindruckt schon vor dem Konzertbeginn die Besucher. Große Ereignisse werfen ihr Schatten voraus.
Genau wie die Band selbst sind auch die Zuschauer keine schwarz gekleidete eintönige Masse. Im Gegenteil. Gemusterte Hosen, bunte Oberteile, ausgelatschte Sneaker. Gut gelaunt, stilvoll angezogen. Ein bunter Frühlingsabend.
HOE MIES eröffnen kurz vor 20 Uhr den Abend. Das DJ Duo mixt Hip Hop Tracks - nicht mehr, nicht weniger. Der Bass wummert unersättlich im Hintergund, dass der Boden vibriert. Ein Pult, zwei Macs und gute Laune reichen den Berlinerinnen dafür aus. Deutsche, wie englische Songs werden vermischt - das Mehr! Theater wird zur Großraumdisko.
Zwischendurch wird sich nach dem Befinden der Zuschauer erkundet, sich gegenseitig vorgestellt und daran erinnert, dass im Anschluss gleich die großartigen BILDERBUCH die Bühne entern. Ziemlich gesprächig. Und wenn gerade nicht gequatscht wird, wird für Instagram gefilmt. Joah.
Vom kleinen Club, zur BILDERBUCH Aftershowparty, ins BILDERBUCH Vorprogramm. BILDERBUCH gefällt's, Teilen des Mehr! Theaters auch. Die anderen hätten darauf verzichten können.
Die Stimmung im Mehr! Theater ist gut. In der Umbaupause werden "Reißt die Hütte ab", "Allez" und BILDERBUCH-Sprechchöre angestimmt.
Hamburg hat Bock auf BILDERBUCH. BILDERBUCH haben Bock auf Hamburg.
Ein Schlagzeuger, ein Percussionist, ein Gittarist, ein Bassist und ein Sänger, der immer mal wieder an der Gitarre mit einspringt. Willkommen BILDERBUCH.
BILDERBUCH geben von Beginn an Vollgas. Bereits beim zweiten Song regnet es Herzen von der Decke. Und diese wollen gar nicht mehr aufhören. Anders als geplant landen jene jedoch nicht vor der Bühne bei den Zuschauern, sondern auf der Bühne. Der Backliner hat im Anschluss alle Hände voll zu tun, die Effektgeräte wieder frei zu räumen. Akribisch wird mit dem Pinsel ein Gerät nach dem anderen freigelegt. Und weiter geht's.
Auch wenn BILDERBUCH wie von einem anderen Stern erscheinen, behalten die Jungs die Bodenhaftung und zeigen hin und wieder, dass sie doch so etwas wie menschliche Wesen sind. Sänger Maurice Ernst verpasst den Einsatz, setzt neu an und liefert dann doch wie gewohnt ab.
BILDERBUCH sind nach 2 Jahren Hamburg-Abstinenz wieder zurück in der Hansestadt. Und Hamburg zeigt, dass es die Wiener sehnlichst vermisst hat. Pogo, frenetischer Applaus und Gesang vermischen sich zu einem einzigen Meer der Begeisterung. Alles Frisbee.
Alles Frisbee? Die Band um Maurice Ernst schafft es innerhalb von kürzester Zeit das Wort Frisbee als geläufiges Wort für "egal" zu etablieren.
"Das T-Shirt eine Nummer zu klein gekauft? Frisbee!"
"Egal was kommt. Frisbee!"
"Frisbee - das beste Mittel gegen Depressionen!"
"Alles Frisbee!"
Beleuchtet erstrahlt die Bühne erst in ihrem richtigen Glanz und offenbart immer wieder neue Details. Eine Scheibe Schinken über einer antiken Säule, ein überdimensionaler Wasserhahn, die europäischen Sterne, ein riesiges Gerüst,... Ein einziges, großes Wimmelbild mit dem selbst die ganz großen Bands nur schwer mithalten können.
Grandioses Bühnenbild. Grandioses Design. Ganz viel Liebe zum Detail.
Und auch die Show, sowie die Setlist sind auf den Punkt. Erst ausgefallenere Lieder, später die Hits. Guter Plan, sodass selbst zu „Baba“ wild gepogt wird. Das erste Mal überhaupt.
Zum Abschluss gibt es ein Percussion / Schlagzeug-Battle und jede Menge Zugaben.
Alles Frisbee? Alles Frisbee!