Es treibt mir noch immer Tränen in die Augen. Anfang des Jahres durfte ich VERSE im Essener Cafe Nova erleben. Es war das wohl perfekteste Hardcore Konzert, welches ich je mitverfolgen durfte. Dieses Konzert wurde dazu noch überschattet von dem legendären Auftritt in der gleichen Location mit GO IT ALONE. Wie muss das denn bitte gewesen sein? In strahlender Vorfreude ist der 18.08., ein Tag den ich schon lange im Kalender markiert habe, endlich da und ich kann mich kaum halten. Berichte über die Konzerte von VERSE und HAVE HEART in Trier und Essen lassen mich regelrecht zittern vor Aufregung. Als ich gegen 20.00 Uhr das Giessener MuK betrete freue ich mich wie blöde. SHIPWRECK verpasse ich fast komplett. Die letzten zwei Songs lassen allerdings nichts besonderes hervorstechen und Bewegung gibt es bis hierhin nahezu gar nicht.
VERSE betreten die Bühne. Wie üblich ist ein Soundcheck kaum nötig. Ein wenig warm spielen und schon kommt Sean Murphy auf die Bühne. Wie ein kleiner Freiheitskämpfer sieht er aus mit seiner Bundeswehrjacke, die in einem schlichten grau gehalten ist. Seine schwarze Mütze setzt er zu keinem Zeitpunkt ab und ein kurzes Check Check läutet ein in The New Fury. Mag der Song auf Platte als Opener super funktionieren, lahmt er auf der Bühne zu Anfangs ein wenig. Kurz darauf Start a Fire. Dank Sean Murphys Art und Weise zu performen kann man getrost sagen, dass die Shows von VERSE zu den intensivsten im Hardcore Lager gehören. Man nimmt es ihm ab, wenn er das Mikro fest umringt, mit dem Publikum verschmelzen möchte und die Augen schließt und we need to spark a revolution in our minds aus sich heraus prescht. Ebenso verzweifelt gibt er sich bei Lost und genießt es sichtlich, dass er ausnahmsweise mal nicht vom Publikum überrannt wird. Irgendwie fehlt es dem Publikum an Bewegung. Es ist zu eng, die Stage Dives, die von Murphy mehr und mehr gefordert werden, lassen größtenteils auf sich warten und der Sound ist der schlechteste, den ich jemals gehört habe. Zudem scheint es als würde das Publikum entweder nichts mit VERSE oder dem neuen Material anfangen können. Natürlich, Murphy erzählt viel. Old Guards, New Methods wird mit einer Standpauke gegen Polizeibrutalität eingeleitet bevor der wohl stärkste Song von Aggression zum besten gegeben wird. Der Gig in Essen vom Januar wird sicherlich nicht getoppt. Trotzdem gehören VERSE zu dem besten was der HC heutzutage zu bieten hat.
HAVE HEART brauchen ebenso wenig einen Soundcheck. Ebenso ist der Sound allerdings miserabel und Ansagen sowie verschiedene Passagen in den Liedern versteht man kaum bis gar nicht. Patrick Flynn gibt ein surreales Bild ab, welches zwischen Aggression und ja, teilweise aufgesetzten Emotionen pendelt. Trotzdem ist die Spannung förmlich zu packen und der nass geschwitzte Pulk ist gespannt was als nächstes kommt. The Machinist wird unterstützt von Sean Murphy, Watch me rise wird gnadenlos abgefeiert und zum ersten Mal diesen Abend entert die Crowd zum Teil die Bühne. Neu mischt sich perfekt mit alt, wobei gerade bei HAVE HEART fest zu stellen ist, dass manche Besucher scheinbar gar nicht wissen warum sie hier sind. Mehrere Fans sitzen an der Bühne und bewegen ihren Mund völlig unkontrolliert zu den Songs. Man sieht ihnen an, dass sie hier sind, weil es derzeit Mode ist auf HC Shows zu gehen. Hier sei empfohlen lieber daheim bleiben als sich hier zum Affen zu machen. Bewundert habe ich ein Mädchen, welches mit einem My Chemical Romance T-Shirt auf das Konzert kam. Scheinbar schert sie sich einen Dreck um Fashion und Coolness Punkte und erntet somit, zumindest von mir, die Sympathiepunkte des Abends. HAVE HEART spielen in der Zugabe something more thank ink und ein letztes Mal versucht das Publikum alles zu geben. Trotzdem glückt dies nicht so ganz und ein wenig enttäuscht verlasse ich das MuK. Vielleicht war ich auch einfach zu voll der Vorfreude.
Bilder von www.myspace.com/sahm0