10 Jahre Green Juice Festival!
Was eine einzige große Party werden sollte, endete für die Veranstalter des Green Juice Festivals (erstmal) in einer Katastrophe. Starkregen hatte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag das komplette Festivalgelände verwüstet und einen pünktlichen Festivalstart unmöglich gemacht. Nachdem es zuerst "nur" nach einer Teilabsage des ersten Festivaltages aussah, wurde doch relativ schnell klar, dass die Schäden auf dem Festivalgelände größer sind, als zuerst erwartet. Den Veranstaltern blieb somit nichts anderes übrig, als das Festivalgelände am Freitag "im Einvernehmen mit den Behörden sowie allen Gewerken des Festivals" nicht mehr zu öffnen, da die Beschaffenheit des Geländes keinen sicheren Betrieb zugelassen hätte.
In Rekordzeit wurde, anstatt in Selbstmitleid zu versinken, nach alternativen Lösungen gesucht, LYGO ins nahe liegende Bla verlegt und kurzerhand die Aftershowparty im Brückenforum Beuel von 23 Uhr auf 19 Uhr nach Vorne gezogen und mit exklusiven Special Acts gespickt.
Freitag
Das Bonner Bla platzt kurz nach 16 Uhr bereits aus allen Nähten. Wenn LYGO zum Heimspiel laden, sind die Menschenmassen nicht weit. Auch Freitags um 16:30 Uhr, einem doch eher ungewöhnlichen Konzertzeitpunkt.
LYGO legen pünktlich los und bringen die Stimmung bereits nach wenigen Sekunden zum kochen. Es ist heiß. Es ist eng. Es ist laut. Auf engstem Raum wird gepogt, gestagedived und lauthals mit gesungen. Schweiß tropft aus allen Poren. LYGO, die 2017 (eigentlich) ein BLA-freies-Jahr einlegen wollten, schaffen es auch ohne Regen von Oben und Schlamm von Unten die Konzertbesucher komplett nass zu machen. Ein Konzert das wohl keiner der Anwesenden so schnell vergessen wird.
Wer im Anschluss pünktlich zum angekündigten Einlass um 19 Uhr am Brückenforum Beuel ankommt, kann bereits von Weitem die Schlange in der von der Polizei abgesperrten Straße vor der Location sehen. Wie fast schon zu erwarten, kann der straffe Zeitplan nicht 1:1 eingehalten werden, sodass sich der Einlass nach Hinten verschiebt und der Großteil der Besucher erst gegen 21 Uhr den Konzertsaal des Brückenforum Beuels betreten kann. Zu diesem Zeitpunkt haben THE PROSECUTION ihr Set bereits beendet und BLACKOUT PROBLEMS sind gerade dabei ihr Equipment auf die Bühne zu schieben.
Dennoch. Innerhalb von kürzester Zeit haben es die Veranstalter geschafft, aus dem "Abiballsaal" eine Konzertlocation zu machen und den Tag somit zumindest teilweise zu retten.
Nach einer kurzen Ansage betreten BLACKOUT PROBLEMS die Bühne. Die Münchner zeigen sich gewohnt spielfreudig und publikumsnah, sodass sich Sänger Mario Radetzky bereits beim ersten Song nicht mehr auf der Bühne halten kann und das Bad in der Menge sucht.
Es folgt ein (für ein "kurzes Special-Guest Set" recht ausgedehntes) rund ein Stunden langes Power-Set voller Hits.
Im Anschluss betreten ROYAL REPUBLIC aka THE NOSEBREAKERS die Bühne. Das Akustik-Nebenprojekt von ROYAL REPUBLIC (bestehend aus allen Bandmitgliedern von ROYAL REPUBLIC) covert Lieder von ROYAL REUBLIC. 2014 veröffentlichten die Jungs eine rein akustische Platte namens "Royal Republic and the Nosebreakers", auf der Titel der Alben "We Are The Royal" und "Save The Nation" akustisch und mit starken Country-Einflüssen interpretiert wurden. So auch heute. Die Schweden nehmen das "kurzes Special-Guest Set" jedoch wörtlicher als die Münchner BLACKOUT PROBLEMS und spielen nur ein recht kurzes 30 Minuten langes Set, gestreckt mit vielen, langen Ansagen. Dennoch ist die Stimmung durchweg gut und es wird selbst bei den ruhigeren, countrylastigeren Songs mitgepogt.
ADAM ANGST, die unfreiwillig in die Rolle des Late-Night-Acts des ersten Abends rutschen, halten es dann wieder mit den Jungs von BLACKOUT PROBLEMS und spielen ein langes, ausgedehntes Set inklusive dem gerade zusammen mit den DONOTS veröffentlichten Song "Wir Werden Alle Sterben". Obwohl direkt zu Beginn des Sets die Boxen auf der linken Seite der Bühne ausfallen, spielen ADAM ANGST das Set souverän zu Ende und lassen sich (genau wie die Zuschauer) nichts anmerken.
Kein Festivalabbruch. Keine Wartezeiten. Kein Boxenausfall.
Samstag
Der zweite Festivaltag startet für die Veranstalter bereits früh um 7 Uhr, um das Festivalgelände endlich "Festivaltauglich" zu machen. Um 9 Uhr folgt zusammen mit den Behörden der lang ersehnte Startschuss, dass pünktlich um 11:30 Uhr die Tore geöffnet werden können.
MILLENNIA, BETAMENSCH und EMMA6 lassen das Festivalpublikum schon einmal warm tanzen, ehe die ALEX MOFA GANG um 15:25 Uhr als erste "große" Band die Bühne entert. Sänger Sascha Hörold hat ähnlich wie Mario Radetzky von BLACKOUT PROBLEMS am Tag zuvor jede Menge Hummeln im Hintern und sorgt mit seiner Surfeinlage auf einem Pappschild für das erste Festivalhighlight des Tages.
Im Anschluss werfen die Hamburger LE FLY ihren Anker aus. Die Band, die kurzfristig für die erkrankten bzw. verletzten CAPTAIN PLANET eingesprungen ist, macht bereits zum dritten Mal in einem Jahr Halt auf dem Green Juice Festival. Und das merkt man,... man kennt sich bereits,... LE FLY haben Bock. Bonn hat Bock.
Mit einer Mischung aus Rap, Ska und Rock verbreiten die Hamburger bzw. St. Paulianer jede Menge Festivalfeeling und gute Laune.
Mit so viel guter Laune müssen SMILE AND BURN im Folgenden erstmal warm werden. Etwas perplex reagieren die Berliner auf die spontan angestimmten Fußball-Mit-Gröhl-Lieder zwischen den Songs. Passiert schließlich auch nicht jeden Tag auf einer Indie-Hardcore-Punk-Rock-Show. Dennoch lassen sich SMILE AND BURN nicht aus der Ruhe bringen und spielen ihr Set professionell zu Ende. Schönes, unaufgeregtes Konzert ohne große Faxen.
Die Jungs von ITCHY bringt bekanntlich eh nichts mehr aus der Ruhe. Völlig abgebrüht und wie immer mit jeder Menge Charme lassen sich die Schwaben auch nicht vom einsetzenden Regen irritieren und feiern zusammen mit dem Green Juice Festival eine einzige große Punk-Rock-Party. Mit jeder Menge Hits im Gepäck wird gefeiert was das Zeug hält, auf Gitarrenkoffern gesurft und zum ersten Mal das Publikum für seine Pfeif-Künste gelobt, anstatt ausgeschimpft.
MADSEN haben im Anschluss ein leichtes Spiel. Niko Maurer "Sexmachine" bekommt bereits vor dem Konzert ein Geburtstagsständchen vom Green Juice Festival gesungen,... und wenn die Stimmchen eh schon einmal warm sind, wird auch im Folgenden einfach jeder Song lauthals mitgegröhlt.
Auf der Euphoriewelle getragen, liefern die Wendländer ein picke-packe-volles Best-Of Set. Immer wieder erstaunlich wie viele bekannte Lieder MADSEN mittlerweile in ihrer Setlist haben.
Zum Ende des Sets wird ein Feuerwerk abgebrannt und auf zwei anstrengende, aber schöne Festivaltage zurück geschaut.