die ich je sah. Es war auch, endlich noch mal Songs wie "Ich seh die Schiffe den Fluss herunterfahren" oder "Terror-Beat" live zu erleben. Und so kam es, dass ich mich spontan entschied den Weg ins Underground anzutreten, welches zu meiner Überraschung annehmbar gefüllt war.
Die Vorband, DIE CHINESISCHEN GLÜCKSKEKSE waren gerade mit ihrem Set zu Ende und ABWÄRTS sollten die Fans über 40 Minuten warten lassen. Eine Frechheit! Aber nun gut, für Programm war seitens DER PARTEI gesorgt. Die Partei, die hauptsächlich aus Mitarbeitern des Satire-Blattes "Titanic" besteht, warben unter anderem damit, die neuen Bundesländer zu einem "starken Ost-Bundesland" zu machen und weiterhin mit wahrlich sinnvollen Dingen wie eben der vollständigen Gleichstellung von Mann und Frau oder einer bezahlbaren und gesicherten Gesundheitsversorgung für alle. Mitglied der Partei ist unter anderem Rod Gonzalez, was der Truppe zumindest heute Abend sicherlich ein paar Stimmen gab.
Denn jener Rod Gonzalez (ja, der von den ÄRZTEN), spielt seit längerer Zeit bei ABWÄRTS Gitarre und dürfte auch der wahre Grund für das gut gefüllte Underground sein. Immerhin ist die erste Reihe voll mit Mädels in BEATSTEAKS und DIE ÄRZTE T-Shirts. Wie auch immer ABWÄRTS kommen nach erwähnter, ewig langer Umbaupause endlich auf die Bühne und hinterlassen ein gespaltenes Gefühl. Der Sound ist matschig und dünn, wird noch mal verschlechtert durch die Hintergrundgeräusche, die ABWÄRTS vom Band ablaufen lassen und sich wahrlich hätten sparen können. Desweiteren scheint das Urgestein und einziges Gründungsmitglied Frank Z. nicht die beste Laune zu haben, was allerdings auch einfach sein Auftreten so hergibt. "Danke Köln, wir freuen uns immer hier zu sein. Auch wenn wir von der Stadt noch nichts gesehen haben. Außer diesem aufgebombten Stadtteil" ist der einzige Satz den er herausbekommt, des Weiteren verhält sich die Band still. Auch Rod Gonzalez haucht mal ein Danke ins Mirko, jedoch lässt sich bei ihm feststellen, dass er es sichtlich genießt in einem kleinen Club zu spielen, was für ihn ja seit Ewigkeiten nicht mehr der Fall war. Gleich als zweiter Song wird "Ich seh die Schiffe.." gespielt, eine Hand voll später "Terror-Beat". Die Meute regt sich nicht. Es hat etwas von den Schwarzweiß-Fotos aus den Anfangstagen des Punk. Die Zuschauer stehen da, sind gebannt, spüren die Revolte und das "Dagegen-Sein". Einer von denen, die schon damals dabei waren ist heute auch dabei. Kölner dürften ihn kennen. Er sitzt oft am Dom oder im Bahnhof-Deutz und singt oftmals wirres Zeug. Heute auch. Er taumelt in den ersten Reihen umher und singt die Hits mit, die einst etwas Aufregendes hatten, heute nur durch den Kultstatus aufrecht gehalten werden. Trotzdem: Die Texte von ABWÄRTS sind heute aktueller denn je. "Computerstaat", einst in weiser Voraussicht geschrieben, heute trauriger Stumpfsinn im deutschen Staat.
Bedenkt man, dass DIE TOTEN HOSEN im Vorprogramm von ABWÄRTS begonnen haben und ABWÄRTS noch heute durch kleine Clubs tingeln, kann man schon etwas wehmütig werden und sich stark überlegen, wer das nun mehr verdient hätte. Aber es ist nun mal wie es ist. Und das ist eigentlich auch gut so. Denn ABWÄRTS bewiesen gestern einerseits, dass sie schon alt sind, andererseits, dass sie an Intensität und Glaubwürdigkeit wenig verloren haben. Ein netter Konzertabend.