20.05 Uhr, die Tür öffnet sich und das sehr Szene-lastige Publikum strömt in den kleinen Konzertsaal des Headcrash in Hamburg. Pünktlich um 20.30 Uhr betreten Liquid God aus St. Pauli die Bühne und versuchen, das Publikum mit ihrer Mischung aus Hard Rock und Metal zu überzeugen – leider bleibt es auch bei dem Versuch. Die Band gibt sich zwar jede Mühe, wildes Headbanging inklusive, jedoch wirkt nur ein Bruchteil der Besucher interessiert und so bekommt Sänger Chris auf seinen gut gemeinten Satz „Hamburg, lasst mal was hören!“ als Antwort nur unbehagliches Schweigen. Vielleicht war es auch einfach nicht der richtige Abend für diese Band, die immerhin schon als support für The Dillinger Escape Plan oder Napalm Death spielen durfte.
Nach einer halben Stunde folgte eine kurze Umbaupause und Bury Tomorrow betraten die Bühne. Eine Band, die in Deutschland leider noch viel zu unbekannt und unterbewertet ist. Shouter Danni Winter-Bates legte von der ersten Sekunde an energiegeladen los und man merkte schnell, dass viele der Anwesenden nicht nur für While She Sleeps gekommen waren. Mitreißende Drum-Parts, treibender Bass, gute Gitarrenriffs, gekonnte Shoutings und eine starke, klare Stimme von Jason Cameron – es hätte ein perfekter Auftritt sein können, wären an diesem Abend nicht zwei Faktoren zusammen gekommen. 1. der Sound: während es bei Liquid God aufgrund der eher rauhen Gesangsstimme nur wenig auffiel, wurde bei Bury Tomorrow deutlich wie schlecht der Sound an diesem Abend war. Die klaren Gesangsparts wurden durch allerhand Rauschen leider deutlich verschlechtert. 2. Jason Camerons Mikrophonständer. Für alle, die Bury Tomorrow noch nicht kennen, Jason Cameron spielt Gitarre und singt die klaren Parts in den Songs, doch dies war ihm nicht möglich. Bereits während des ersten Liedes wackelte sein Mikroständer ständig hin und her und wirkte in sich sehr instabil. Noch hinzu kam, dass auch die Höhe des Mikro's nicht konstant blieb, sodass Jason immer wieder versuchen musste, das Mikro fest zu halten, währenddessen aber trotzdem weiter Gitarre zu spielen. Nach dem ersten Song versuchte zwar jemand das Mikro zu reparieren, dies gelang jedoch nicht, sodass Jason nichts weiter übrig blieb als irgendwie mit der Situation umzugehen und zu versuchen, sich weiter durch Songs wie „You and I“ oder die neue Single „Lionheart“ zu kämpfen. Während des vierten Songs hörte er dann etwas genervt und kopfschüttelnd auf zu singen und spielte nur noch Gitarre, da es einfach keinen Sinn hatte. Warum niemand der Techniker oder der Veranstalter eine Rolle Gaffa Tape genommen und das Mikro notdürftig festgeklebt hat, ist mir bis jetzt unklar. Durch diese zwei Faktoren, wurde der Auftritt leider etwas gemindert, was jedoch in keiner Weise mit dem Können der Band zu tun hat, musikalisch sind diese fünf jungen Herren aus Hampshire großartig und ich hoffe, dass sie Deutschland bald wieder – in einem für sie angemessenen Rahmen mit gutem Sound – beehren.
Leider war für Bury Tomorrow auch nach einer halben Stunde Schluss und While She Sleeps starteten in ihr Set. Nach Touren mit Silverstein und Asking Alexandria standen sie nun endlich als Headliner auf der Bühne und zeigten, dass sie nicht umsonst als eine der am härtesten arbeitenden Bands aus England gelten. Das Publikum feierte die Band und wurde oft von Sänger Lawrence Taylor einbezogen. Beim Aufruf zur Wall of Death ließ er es sich nicht nehmen, in die Fanmenge zu gehen und während beide Seiten auf einander zu rannten, einfach in der Mitte stehen zu bleiben. Damit war auch bewiesen, dass der sympathische Sänger nicht zimperlich ist, denn so sehr seine Fans ihn auch mögen, Rücksicht wurde nicht genommen und Lawrence wurde kurzerhand von beiden Seiten umgerannt. Fast das ganze 2010 erschienene Album „The North Stands For Nothing“ wurde gespielt und nach ca. 40 Minuten hinterließ das Quintett ein glückliches, ausgepowertes Publikum.
Alles in allem trotz des schlechten Sounds und der fehlenden Beteiligung der Techniker/Veranstalter ein gelungener Abend mit zwei großartigen Bands und einer Band, die einfach nicht so recht ins Genre passen wollte.
Einen kleinen Einblick in den Abend könnt ihr in diesem Video bekommen: