Sommer, Sonne, Sonnenschein und Feiertag.
Karfreitag, Tanzverbot? Nie gehört.
PUP und MILK TEETH nehmen zusammen das Hafenklang auseinander.
MILK TEETH aus England eröffnen die Karfreitag-Sause. Drei-Personen-Power-Pop-Punk mit weiblichem Gesang. Gut aufgelegt, bestens gelaunt. Allem voran der Schlagzeuger der Band, der auch ohne Mikro ein ausgesprochen großes Mitteilungsbedürfnis hat und ständig den Weg in den Mittelpunkt sucht. Mal popelt sich der Engländer mit dem Schlagzeugstick in der Nase und leckt ihn im Anschluss ab, mal klettert er auf sein Schlagzeug, steht mitten im Set auf, nimmt das Becken in den Mund, erzählt Geschichten vom Tourleben oder kommentiert die Ansprachen der Sängerin. Zu allem Überfluss hat Oli Holbrook auch noch die falsche Setlist mit auf der Bühne. Die Aufmerksamkeit ist ihm damit auch im hinteren Teil der Bühne gewiss.
Interessante Geschichten gibt es trotzdem: Auf dem Weg nach Hamburg hatte die Band einen beinahe Crash mit einem von sechs Feuerwehrautos. Glücklicherweise ist jedoch alles gut gegangen und die Engländer stehen heute hier. Wenn auch nicht in Original-Besetzung. Der Haupt-Gitarrist der Band musste bereits früher abreisen, da an diesem Tag ein weiteres Konzert mit einer anderen Band in Manchester auf dem Plan steht. Es steht jedoch hochklassiger Ersatz bereit.
Gut gelaunte Pop-Punk-Party. Hamburg springt mit und macht sich warm für PUP.
Pünktlich um 21 Uhr geht es weiter mit PUP. Und das bedeutet Eskalation. Ab dem ersten Song ist Feuer drin. Im Zuschauerraum wird wild gepogt, mitgesungen und gefeiert, dass die Fetzen fliegen. Es wird wärmer und wärmer, heißer und heißer. Die Luft ist zum Schneiden. Eine Eskalation wie sie selbst für Hamburger Konzerte nicht alltäglich ist.
Und PUP geben alles, um die Stimmung weiter anzuheizen. Mit einer Mischung aus Pop-Punk, Hardcore-Punk und Indie-Rock schaukeln die Kanadier die Stimmung weiter Richtung zweites Stockwerk. Erst gibt Sänger Stefan Babcock nur sein Mikro an das feierwütige Publikum ab, später gibt er sich beim Stagediven und weiteren Ausflügen in den Zuschauerraum selbst dem Publikum hin. Hamburg und PUP verschmelzen zu einer Symbiose. Gitarre, Schlagzeug, Bass und hundert Sänger und Sängerinnen.
Hamburg erweist sich als guter Gastgeber, bekommt aber gleichzeitig das typisch deutsche Mecker-Gen nicht aus sich heraus. Bereits beim zweiten Song unterbricht ein Zuschauer Sänger Stefan Babcock mit den Worten "we have to talk". Beim Durchlesen der Setlist am Bühnenrand ist dem Besucher aufgefallen, dass sein Lieblingssong nicht Teil der Setlist ist. Trotz Widerworte lässt sich die Band nicht umstimmen. Die Setlist bleibt bestehen.
Und auch auf die Ansage, ob es denn cool ist, noch einen alten Song zu spielen, kennen die Hamburger nur die deutscheste aller Antworten - "Nein". Die Kanadier amüsiert das Ganze zusehends, ziehen ihr Ding aber weiter durch.
Großen Spaß hat die Band auch den Geburtstag des eigenen Gitarristen zu feiern. Wie ein normaler Geburtstag bei PUP aussieht, kann jeder auf dem neuen Plattencover sehen. Schön falsch wird "Happy Birthday" angespielt. Und das immer wieder. Steve Sladkowski soll sein eigenes Geburtstagsständchen auch noch begleiten und stimmt immer wieder selbst mit der Gitarre ein. Gelächter unter der Band, Gelächter im Publikum.
Bereits kurz vor Set-Ende kündigen die Kanadier an, dass nun die letzten beiden Songs des Abends folgen und es auch keine weiteren Zugaben geben wird. Findet die Band unnötig, Hamburg auch und applaudiert lautstark, weint innerlich jedoch auch eine kleine Träne in sich hinein.
Nach einer Stunde und ohne Zugabe verlässt die Band die Bühne. Schweiß gebadet und gezeichnet geht es in die Nacht.
Eskalation? Eskalation!
Im Hamburger Hafenklang tropft der Schweiß von der Decke. Ein gutes Zeichen.