Es ist vermutlich der wärmste und schwülste Tag, den Köln dieses Jahr erlebt hat. Zumindest kommt es dem Musikfreund an diesem Abend so vor, als er gänzlich verschwitzt, nach halbstündiger Parkplatzsuche seinem schwarzem Twingo, selbstredend ohne Klimaanlage, entsteigt. Wir befinden uns im frivolen Nippes und die massiven Wände des sich vor uns auftürmenden, neogotischen Gebäudes nähren die Hoffnung nach leicht modriger und weihwassergetränkter Abkühlung unterm Kreuze. (Natürlich handelt es sich bei der Kulturkirche um ein evangelisches Gotteshaus aber das Bild drängte sich einfach auf.)
ARCTIC MONKEYS, Sheffields Stadiongaranten, sowie 1Live luden zu diesem exklusiven Event die hiesigen Reichen und Schönen oder eher die abgehalfterten Medienvertreter aus dem Regioticket Umfeld sowie einige glückliche Gewinner in die ansehnliche Klangkulisse zu Köln. Natürlich war es im Innenraum der Kirche mindestens ebenso tropisch wie vor der Tür aber jener Umstand war spätestens um 21.00 Uhr vergessen als Radioübertragung in gefühlte 250 Länder sowie Konzert ihren Lauf nahmen.
Alex Turner und Konsorten schlurfen also ohne großartige Begrüßung auf die Bühne und eröffnen mit dem "Humbug" Opener "My Propeller" ihr abendliches Set. Ein glasklarer Sound und ein beeindruckendes Ambiente bezaubern die Zuschauerschaft, die anfangs jedoch noch ein wenig gehemmt wirkt und tunlichst den eigenen Sicherheitsabstand zum Nachbarn bewahrt. Alex Turner ist auch nicht gerade eine Rampensau, aber hey, das hier ist Indie-Rock, da gehören virile Verrenkungen auf der Bühne einfach nicht zum guten Ton. Entsprechend hilflos, aber dennoch sympathisch wirkt der gute Kopf der MONKEYS dann auch, als er für zwei Songs die Gitarre bei Seite legt und lediglich mit dem Mic in der Hand ein wenig unbeholfen auf der Bühne umherirrt. Nach einem NICK CAVE Cover sowie " If You Were There, Beware" sind wir mittlerweile bei der ersten Singleauskopplung des neuen Albums angekommen, ein erkennendes Blitzen leuchtet in den Augen der Zuschauer auf und Leiber geraten zusehnlich in Bewegung. Nach "Potion Approaching" und "Pretty Visitors" sowie "Still Take You Home" ist es dann auch endlich Zeit für "I Bet You Look Good On The Dancefloor" und der Schweiß beginnt an den hohen Decken zu kondensieren. Mit weiteren Singleauskopplungen treibt man die Stimmung der Kartengewinner gen Siedepunkt (die Medienvertreter stehen entweder schwitzend in der Ecke oder entfernen sich nach Möglichkeit nicht von der Theke). Auch die unfreiwillige, mehrminütige Unterbrechung dank funktionsunfähigen Pedals tut dem keinen Abbruch. Jene Auszeit wird jedoch nicht etwa zum lockeren Plausch mit dem Publikum genutzt, über ein "Cologne, are you having fun?" kommt man an diesem Abend irgendwie nicht hinaus. Vielmehr verweilt man einfach wortlos während Nick O'Malley ein wenig auf dem Bass rumzupft. Routiniert setzt man schließlich das Set fort und lässt es mit "Secret Door" ausklingen. Für die Zugaben besinnt man sich dann wieder auf das langsamere Material der "Favourite Worst Nightmare" bevor man die Meute ins Freie entlässt.
Schön war es mal wieder auch wenn man sich manchmal ein wenig mehr Action auf der Bühne gewünscht hätte. Wie NME den Herrn Leadgitarristen zum "coolsten Mann auf dem Planeten" wählen konnte wird mir jedoch wohl ewig schleierhaft bleiben.
Tracklist:
My Propeller
Red Right Hand
If You Were There, Beware
Crying Lightning
Potion Approaching
Pretty Visitors
Still Take You Home
I Bet You Look Good On The Dancefloor
Only Ones Who Know
Brianstorm
This House Is A Circus
Dangerous Animals
A View From The Afternoon
Cornerstone
Fluorescent Adolescent
Secret Door
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Do Me A Favour
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