Als alter DER WEG EINER FREIHEIT-Süchtling war die „Heathen Crusade“- Tour in Leipzig selbstverständlich Pflichttermin. Lustigerweise hatte ich MOONSORROW vorher noch gar nicht live gesehen, PRIMORDIAL vor Jahren einmal auf dem Summer Breeze Festival – meine Erinnerung daran ist nicht mehr wirklich vorhanden, es muss also spät gewesen sein. Kommen wir aber direkt zur Show im Hellraiser Leipzig.
Ab 18:30 Uhr trudelten die Besucher allmählich ein, im Biergarten der Location tummelten sich bei diesem Bombenwetter wohl die meisten schwarzen Gestalten. Der Altersdurchschnitt war generell etwas höher – vielleicht besuche ich aber auch nur zu viele Coreveranstaltungen, um ein vernünftiges Bild davon im Kopf zu haben. Das Innere der Location war – nennen wir es vorsichtig „feucht“: Auf dem Weg zur Toilette durchaus etwas rutschig, ansonsten auch eher stickig. Perfekte Voraussetzungen also für ein Konzert mit vielen Menschen in einer 30 Meter langen Halle. Punkt 19:30 Uhr legten DER WEG EINER FREIHEIT in gewohnter Manier los. Viel Nebel, Strobolicht, düstere Stimmung: Kurzum das komplette Gegenteil zur Sommerlandschaft draußen, die Umstellung dauerte entsprechend einige Minuten. Der Black Metal in tight schien recht gut anzukommen, obwohl die Band garantiert noch nicht allen an diesem Abend ein Begriff war. Bei der Ankündigung zu „Skepsis, Pt. 1“ hörte ich neben mir den Satz: „Das muss wohl bekannt sein.“ Zur Mitte des Sets war der Saal dann auch endgültig zu drei Vierteln gefüllt, die Lautstärke von der Bühne recht angenehm, hätte für meinen Geschmack ruhig noch etwas bauchiger sein können. Die Cleanparts kamen demgegenüber jedoch wirklich klar beim Hörer an. Durch die vielen miteinander verbundenen Songs wurde die Setlist von DER WEG EINER FREIHEIT selbst zum Konzeptalbum, in diesem Fall schloss das Konzert mit „Aufbruch“, dem ersten Song der aktuellen Platte „Finisterre“ (2017), nach guten 40 Minuten unter tosendem Geschepper ab. Gefällt.
Nach einer Pause von ungefähr 20 Minuten begab man sich erneut aus dem lauschigen Sommerabend im Biergarten zurück in das stickige Ungetüm, man gewöhnt sich schließlich an so ziemlich alles. MOONSORROW legten nach einem etwas längeren Intro los: So viel Cleangesang neben den Screams und ein Keyboard statt Synthies vom Band waren erfrischend oldschool. Der nordische Einschlag der Band ist unverkennbar, bei den ersten Worten im Song ließ sich dann auch die finnische Herkunft feststellen. Grundsätzlich auch sympathisch, sämtliche Songs in der eigenen Landessprache zu halten. Es muss ja nicht immer Englisch sein, ein paar Ansagen zwischen den Songs reichen hier vollkommen aus. Spätestens bei „Suden Tunti“ („Die Stunde des Wolfs“) hatten mich MOONSORROW gepackt: Eingängiges Pagan-Riffing, ins Ohr gehende Hookmelodien sowie angenehme Screams, die sich gut in das instrumentale Gesamtgefüge einzubetten schienen, rundeten die Kompositionen ab. Die beiden Backingvocals erinnern in manchen Passagen an Tuvan Throat Singing oder eine Art Mönchsgesang, cool jedenfalls. Nach über einer Stunde beendeten MOONSORROW um 21:50 Uhr ihr Set, das kam einem tatsächlich nicht so lange vor. Dank des sympathischen Stageactings sowie der abwechslungsreichen Songauswahl verflog die Zeit wie im D-Zug. Das galt es nun zu überbieten – Spoiler: Hat leider nicht wirklich geklappt.
Um 22:15 Uhr ging es los mit dem Headliner PRIMORDIAL aus Irland. Erst kürzlich veröffentlichten sie ihre neue Platte „Exile Amongst the Ruins“ (2018). Die Lautstärke wurde offensichtlich angehoben, die Vocals waren zum Rest der Instrumentalfraktion gut abgemischt und stachen klar hervor. Genau innerhalb dieser Positionierung verlief das ganze Konzert: Sänger und Rampensau Alan Averill (aka. A.A. Nemtheanga) lieferte mehr oder minder eine One-Man-Show ab, die Instrumentalisten standen klar im Hintergrund. Sie erweckten mit ihren meist ins Gesicht hängenden Haaren jedoch auch nicht den Eindruck, als würden sie im Scheinwerferlicht stehen wollen. Nun ließ man sich auf die zwar solide musikalische Zusammenfindung mit ordentlich positionierten Vocals ein, wurde jedoch zunehmend vom übertriebenen Stageacting Averills irritiert. Vielleicht war das auch nur bei mir so, jedenfalls habe ich irgendwann aufgehört, die Häufigkeit der „T-Pose“ Averills (mittig stehend mit ausgestreckten Armen) zu zählen. Nach drei Songs hatte ich für meinen Geschmack eigentlich schon genug gesehen. Im gleichen Zuge fiel mir auch wieder ein, warum ich diese Band zwar auf dem Summer Breeze gesehen, danach allerdings nicht mehr auf dem Schirm hatte. Die Leipziger Fans schien das Gepose allerdings herzlich wenig zu stören, es wurde sich nach vorne gedrängt, kopfventiliert und ausgelassen gefeiert. Musikalisch gab es hier sicherlich nicht viel zu meckern, ist eben – wie so oft – Geschmackssache. Dennoch ein schöner Abend in Leipzig, an dem mich zumindest zwei der drei Bands komplett überzeugen konnten.