Am 21. juni, war es in Trier wieder soweit: das zehnte Summerblast im Exhaus stand vor der Tür und wurde von allen mit Spannung erwartet.
Als wir gegen 13:45 den Ort des Geschehens erreichten, sahen wir eine lange Schlange, mit vielen, überwiegend jungen Leuten, die sich vom Nordbad (gegenüber des Exhaus-Hinterhofes) bis zum vorderen Eingang erstreckte. In all den Jahren die ich nun das Summerblast besuche, habe ich das so noch nie gesehen. Vermutlich lag es daran, dass laut Veranstalter dieses Jahr das letzte Summerblast stattfand, alle Karten restlos ausverkauft waren und sich einige gute Bands angekündigt hatten:
CALIBAN, WALLS OF JERICHO, STICK TO YOUR GUNS, THE CHARM THE FURY, BETRAYING THE MARTYRS, BURY TOMORROW, THY ART IS MURDER, HUNDREDTH, BEING AS AN OCEAN, LET LIVE, NASTY, BRUTALITY WILL PREVAIL, FIRST BLOOD, HEART IN HAND
Als wir dann den Innenhof betraten, machte ich mir erst mal ein Bild von den dort angebotenen Ständen: Es gab neben zahlreichen Merch-Ständen und einem Getränkestand, einen Imbiss der kleine Snacks für Fleisch-Liebhaber anbot, sowie einen Wagen indem ausschließlich vegane Produkte verkauft wurden, was ich von der Vielfalt im Gegensatz zu den letzten Jahren besser fand, in denen es nur einen veganen Imbiss gab. Aufgrund des großen Line-Ups spielten sowohl oben auf der Sommerbühne, als auch unten im großen Exil Bands, die sich zeitlich überschnitten, weshalb es mir nicht möglich war alle zu schauen. Ich entschied mich dazu, oben bei der Sommerbühne zu bleiben und später runter ins Exil zu wechseln.
Den Anfang mit ein paar Minuten Verspätung machten THE CHARM THE FURY aus Amsterdam, mit einer Frontfrau die sofort ordentlich Gas gab. Der Platz war gut belegt aber nicht voll, vorne standen viele Kids und schmachteten die Sängerin an, die mit ihrer kräftigen Shout-Stimme kaum von einem Mann zu unterscheiden war. Sogar ein kleines Moshpit tat sich auf: eine gute Einleitung in das Festival.
Die zweite Band die auf der Sommerbühne auftrat, waren die Kalifornier von LET LIVE. Schlagartig war der komplette Platz vor der Sommerbühne belegt, Jason Butler (zuvor aufgrund eines Bänderrisses auf Krücken unterwegs) kam mit einer Beinschiene auf die Bühne, kündigte den Fotografen scherzhaft an, sie sollen aufhören mit ihren Kameras seine Seele zu stehlen und legte auch schon los. Bekannt für seine lebhafte Bühnenperformance, rollte er sich über die Bühne, sprang wild herum und nach dem zweiten Song war nun auch sein berühmter Dutt offen. Das Publikum war hin und weg, sang jeden Song mit und man sah wirklich, dass diese Band mit Herzblut bei der Sache war. Gegen Hälfte der Show kletterte Butler an einem Stahlträger auf eine Box hinauf, lief durch das Publikum und lies Fans ans Mikro. Die Stimmung war eindeutig auf dem Höhepunkt, als er dann den auf dem Boden befestigten Teppich abriss, ins Publikum schmiss und mit Wasser um sich spritzte. Rückblickend, mein persönliches Highlight an diesem Tag. Nach diesem hitzigen Auftritt hatte ich Durst und wollte mir am Getränkestand in der Pause ein Getränk kaufen.
Dieser war jedoch dermaßen überfüllt, das ich die komplette Pause anstand und den Anfang der nächsten Band HUNDREDTH verpasste. Als ich zurück an meinen vorherigen Platz wollte, war schon alles so voll, dass ich kaum etwas von der Bühne sah. Als ich mich dann zu einem besseren Platz durchgekämpft hatte stellte ich fest, dass die Stimmung doch sehr verhalten war. Ich sah nur nickende Köpfe. Später wurde die Stimmung etwas besser doch dann fiel mir während des Songs „Desolate“ auf, dass der Clean-Gesang auf dem Mikro nicht zu hören war. Dieses Problem wurde auch bis zum Ende des Konzertes leider nicht wirklich behoben.
Nun waren die Amerikaner von THY ART IS MURDER an der Reihe, welche mit einem Intro von Cypress Hill (Rock Superstar) die Bühne betraten. Sofort zückten alles ihre Handys und es ertönte ein Bass der mir die Nasenflügel erzittern ließ. Nachdem der Sänger einen halben Liter Wasser über sich und seine Plastikjacke gekippt hatte (wir vermuten hier Styling-Tipps des Emmure Sängers) ging es auch schon los. Ich weiß nicht ob es an dem Musikstil lag, aber ich verstand kein Wort von dem, was da geschrien wurde. Den Headbangern, die ihrer Köpfe synchron zum Beat bewegten, war das vollkommen egal. Ich verzog mich jedoch recht schnell nach hinten. Und erfuhr von einigen Konzertbesuchern während und nach dem Konzert, dass diese nicht sonderlich begeistert von dem Auftritt und der Musik gewesen seien.
Jetzt war ich gespannt was sich die Franzosen von BETRAYING THE MARTYRS Nettes einfallen lassen. Aaron Matts betrat die Bühne, nun befanden sich vorwiegend weibliche Fans vorne und es wurden auch schon die ersten Mädels in die Luft gehoben, um einen Blick auf den Sänger zu erhaschen. Die Show war solide und das Publikum war gut drauf. Die beiden Gitarristen Baptiste und Lucas spielten gegenseitig auf ihren Klampfen und Sänger/Keyboardist Victor wechselte fleißig von Gesang, inklusive auf der Bühne hin und her laufen, zu Keyboard spielen, was den Guten mächtig ins Schwitzen brachte, aber schön anzusehen und vor allem noch schöner anzuhören war.
Ebenfalls auf der Sommerbühne, traten nun die Engländer von BURY TOMORROW auf. Das Publikum saß bzw. stand auf heißen Kohlen und konnte den Auftritt kaum erwarten. Endlich erschien der schöne Shouter Daniel und verzückte sowohl Männer und Frauen. Alle sangen fleißig mit und hier bemerkte man schöne, melodische und gut verständliche Clean-Vocals. Nach zwei Liedern wechselte ich dann runter ins Exil, da ich mir noch HEART IN HAND (ebenfalls aus England) anschauen wollte. Unten angekommen wurde mir klar warum sich die meisten Menschen oben aufhielten, denn es war unerträglich heiß und stickig. Das Exil war bis oben hin vollgestopft, sodass ich leider hinten stehen musste. Ich sah kaum was und die Akustik war sehr schlecht, was aber evtl. daran lag, weil ich so weit hinten stand denn dem Publikum schien es zu gefallen, es wurde gesprungen, gesungen und getanzt. Ein positiver Aspekt fiel mir dann auch noch am Exil auf, denn es befanden sich unten zwei weitere leicht zugängliche Getränkestände die kaum belagert waren.
Wieder oben an der frischen Luft, wurde es Zeit für STICK TO YOUR GUNS. Alle Leute die sich zuvor im Exil aufhielten, schienen nun alle vor der Sommerbühne Platz genommen zu haben. Und sie sollten nicht enttäuscht werden: die Amerikaner gaben von Anfang an alles, die Akustik war super, die Clean-Vocals perfekt, das Publikum glücklich. Mehr gibt es zu diesem klasse Auftritt nicht zu sagen!
Danach war es Zeit für BRUTALITY WILL PREVAIL aus England. Mir fiel auf, dass der Sänger wohl irgendwann gewechselt wurde, denn beim Summerblast vor 2 Jahren war da noch ein Anderer. Wie der Name schon sagt, war die Show der Band, die eine Woche zuvor bei Jera on Air auftrat, energiegeladen und der Sound brachial.
Auch wenn die Luft oben besser war, wurde es wieder Zeit runter zu wandern, um die Amerikaner von BEING AS AN OCEAN zu schauen. Vorne halb zerquetscht angekommen, sah es so aus, dass wohl etwas am Klima verändert wurde. Vorne war es jedenfalls angenehmer als hinten. Mit 15 Minuten Verspätung betrat die Band die Bühne und begrüßte das bis zum Platzen gefüllte Exil. Sänger Joel kündigte an, dass die Shows in Deutschland zu seinen liebsten gehöre und nach so schönen Worten ging das Publikum natürlich noch mal ein bisschen mehr in die Vollen. Nach ein paar Liedern schwang sich der Leadsänger dann auch auf einen an der Decke befestigten Stahlträger und ich hatte ein bisschen Angst, dass dieser den doch etwas kräftiger gebauten Joel nicht aushält.
Das hätte sicher einen Schatten auf die Veranstaltung geworfen, doch es ging zum Glück alles gut. Alle waren mit Elan bei der Sache, doch besonders der erst 17-jährige Schlagzeuger Connor Denis legte eine beeindruckende Performance hin.
Etwa nach 5 Liedern ging ich dann hoch, um noch etwas von der letzten Band die an diesem Abend auf der Sommerbühne auftrat, CALIBAN aus Deutschland, mitzubekommen. Direkt ins Auge fiel mir das auffällige Bühnenbild, welches mit Vogelscheuchen und düsterem Hintergrund gespickt war. Der Sound war gut, dennoch war relativ wenig vor der Bühne los. Viele waren unten, saßen bei den Merchständen oder aßen etwas. Auch wenn sich die Jungs große Mühe machten, das Publikum machte nicht richtig, mit die Luft war raus und man war erschöpft. Die restlichen Energiebündel befanden sich alle unten und als CALIBAN sowie BEING AS AN OCEAN ihre Show beendet hatten, strömten auch die letzten an die Erdoberfläche mit einem erschöpften aber auch zufriedenen Ausdruck in ihren Gesichtern.
Abschließend kann man sagen, dass dieser Summerblast eins der größten und meist besuchtesten Festivals der Exhausgeschichte war und ich bin froh, ein Teil davon gewesen zu sein!
Etwas wehmütig ging ich nach Hause doch ich hoffe insgeheim, dass es sich die Veranstalter vielleicht noch mal anders überlegen und es nächstes Jahr doch ein weiteres Summerblast geben wird.
Text by: M. Stäwen