Unter dem Gesichtspunkt, dass Breathe Carolina momentan ihren Song Blackout bei einer fraglichen VIVA Telenovela platziert haben, hätte ich bei meiner Ankunft am Luxor einen längeren Rattenschwanz vor dem Eingang erwartet. Aber so kann man sich irren, denn außer ein paar Glimmstängelfreunden steht nämlich niemand vor dem Kölner Club. Auch drinnen ist nicht der erwartete Riesenansturm auf die Bühne zu verzeichnen, deutlich unter 100 Leute tummeln sich an der Bar und vor der Bühne.
Dort steht bereits die Vorband Keule und covert verschiedene Hits der internationalen Musikgeschichte. Ihre musikalische Interpretation der Songs ist recht rockig, aber auch elektronisch angelegt. Ein wenig mag man sich an Deichkind erinnert fühlen. Das Publikum scheint nicht sehr anspruchsvoll und geht gut mit, ich jedoch kann Keule nicht viel abgewinnen.
Die anschließende Pause zieht sich ewig dahin. Dann endlich betreten die beiden Fronter von Breathe Carolina, Kyle und David, nebst Band die stockfinstere Bühne unter lautem Teeniegeschrei. Auch wenn die „Party, Bruder“-Fans nicht ganz so zahlreich erschienen sind, so sind die, die da sind doch zu mindest ganz schön laut. Los geht’s mit Hello Fascination, Titeltrack einer der älteren Platten. Darauf folgt ein noch recht junger Song, Last Night der Dank des DJs mit einer ordentlichen Portion elektronischer Klänge untermalt wird. Ganz eindeutig muss der proppere Herr nicht sehr viel mehr tun, als zur richtigen Zeit den Knopf für das passende Sample drücken. Dabei feiert er sich selbst aber ganz gut ab. Das Publikum tut sein Übriges und gibt Gas. Tatsächlich mutet sich das ganze Konzert eher wie ein Liveauftritt eines Elektro-DJs an, als wie die Show einer "Screamo"-Band. Jeder zweite Song endet in einer ordentlichen Portion Dub-Step Gefrickel. Als ich die Band vor circa einem Jahr gesehen habe, hat mir ihr Auftritt alles andere als gefallen. Breathe Carolina wirkten lustlos, emotionsfrei und genervt. Heute ist das zum Glück etwas anders. Auch wenn diese daheim in den Staaten große Hallen füllen, so gibt sich das Duo heute alle Mühe, die wenigen Kölner Fans zu begeistern. Shouter Kyle mischt sich bei IDGAF sogar unbemerkt in die Menge und wird herzlichst umarmt. Zum momentanen TV-Hit Blackout findet er sich aber wieder neben Sänger David ein. Beide bekunden nach dem Song ohne durchs Mikrofon zu sprechen, wie glücklich sie sind, hier und heute spielen zu dürfen. Ihre Musik zu leben sei ein wahrgewordener Traum. Und weil das Publikum sie am Ende gar nicht gehen lassen will und lautstark nach einer Zugabe fordert, geben sie diese gerne noch in Form von zwei Klassikern zum Besten. Mit dem heutigen Auftritt, haben Breathe Carolina das enttäuschende Konzert vom Vorjahr wieder wett gemacht. Ein erstaunlich runder Abend.
Setlist:
Hello Fascination
Last Night (Vegas)
Hit And Run
Sweat It Out
I'm The Type Of Person To Take It Personal
I Don't Give A F*ck (IDGAF)
Edge Of Heaven
Wooly
They Say You Won't Come Back
Blackout
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It's Classy, Not Classic
The Birds And The Bees