Man muss eigentlich nur einen kurzen Blick auf Cover und Tracklist ihres aktuellen Albums „Wisdom Machine“ werfen, um eine Ahnung zu bekommen, was die Themen sind, die die vier Jungs von THE BENNIES aus Melbourne zu beschäftigen scheinen – nämlich Party und Weed. Verpackt werden diese Themen in (wie die Band ihre Musik auf ihrer Facebook-Seite selbst beschreibt) „Psychedelic Reggae Ska Doom Metal Punk Rock From Hell“ – vielleicht sind das ja die perfekten Zutaten, um die Sauna, die das MTC im Laufe des Abends noch werden soll, einzuheizen. Und siehe da; vor der kleinen Bühne tummeln sich für eine Vorband schon erstaunlich viele tanzwütige und mitsingfreudige Menschen, über die sich Frontmann Anty (der sich für die Show in seine schickste Einhörner-fliegen-durchs-Weltall-Leggins geworfen hat) sichtlich zu freuen scheint, das Grinsen weicht ihm jedenfalls für die Länge ihres Sets nicht mehr aus dem Gesicht. Irgendwie lassen sich bei ihrem Auftritt alle Klischeepunkte, die über das schöne Down Under kursieren, abhaken: Gute Laune, Unbekümmertheit, und Sommer, Sonne, Sonnenschein. Und das Ganze mag ja eine halbe Stunde lang auch ganz unterhaltsam sein, irgendwann ist dann aber auch der Zeitpunkt erreicht, in dem mein kleines Emo-Herz nicht einen Offbeat mehr erträgt.
Alle, die das MTC schon mal bei Außentemperaturen um die 30 Grad besucht haben, wissen, dass man bei Heruntersteigen der Treppen in den Konzertraum mit guten 5 bis 10 Grad mehr rechnen darf, und dieses Naturgesetz wird auch heute nicht gebrochen. THE SMITH STREET BAND leitet ihr Set wie erwartet mit „Forrest“, dem gleichzeitigen Opener des aktuellen Albums „More Scared Of You Than You Are Of Me“, ein; ohne Intro, ohne Aufwärmen gibt’s direkt was auf die Zwölf – und Frontmann und Obersympath Will Wagner sieht nach den ersten drei Minuten schon so aus, als hätte er einen Marathon hinter sich. Das drückende Dschungelklima tut der Stimmung im Publikum jedenfalls keinen Abbruch; Singalongs und Bewegung sind von Sekunde 1 da. Die Fangemeinde der vier Melbourner Folk-Punks ist seit ihrem letzten Besuch im MTC im Mai 2014 (damals noch als Support von THE MENZINGERS) sichtlich gewachsen; vereinzelte textsichere Leute gab es an dem Abend vor drei Jahren nur zu ihrer Zugabe „Young Drunk“, heute Abend ist das MTC fast (?) ausverkauft – auch wenn der kleine Kellerclub natürlich ein Witz im Gegensatz zu den größeren Konzerträumen ist, die sie in ihrer Heimat füllen. Aber es wird wahrscheinlich auch nicht mehr allzu lange dauern, bis die Band auch in europäischen Landen ein größeres Publikum anzieht; selbst Frank Turner bezeichnete sie ja schon vor Jahren als seine Lieblingsband.
Der Fokus der Setlist liegt heute ganz klar auf ihren beiden letzten fantastischen Alben, neben neueren Sachen (und baldigen Klassikern) wie „Death To The Lads“, „Birthdays“ oder „I Don’t Wanna Die Anymore“ werden aber auch ältere Klassiker wie „Ducks Fly Together“ nicht vergessen, und „Young Drunk“ wird sowieso für immer ihr Überhit bleiben. Nach einer guten dreiviertel Stunde endet die Show auch schon mit „Surrender“, THE SMITH STREET BAND verschwindet Backstage, aus dem Publikum kommen noch erwartungsfreudig gefühlte fünf Minuten Zugaberufe, aber wie es scheint, haben sich die vier in ein Sauerstoffzelt eingesperrt und wollen (bzw. können) nicht mehr rauskommen. An der Stimmung kann es jedenfalls nicht gelegen haben, dass es nicht noch ein, zwei Songs mehr zu hören gegeben hat. Nur schade, dass, wenn schon die Zugabe fehlt, es Songs wie „Sigourney Weaver“ und „Don’t Fuck With Our Dreams“ nicht in die eigentliche Setlist geschafft haben. Ich glaube, nächstes Mal bring ich der Band zur Abkühlung einen Ventilator mit; was tut man nicht alles für eine Zugabe.
Fotos von der Show gibt’s hier:
https://www.allschools.de/photoGallery/show/THE_BENNIES_-_Koeln_-_MTC_21_06_2017_1498133697938