BONAPARTE sagen der Live-Bühne „Leb´ wohl“.
Nach über 700 Konzerten in 23 Ländern will sich Tobias Jundt zwar auch in Zukunft weiter der Musik widmen, das „Live-Spielen“ in Zukunft jedoch seinem digitalen Avatar überlassen. Abtritt – aber nicht ohne einen letzten Knall.
Zum Abschied hat sich der Wahl-Berliner noch einmal Gäste aus aller Welt eingeladen – TIM FITE aus Brooklyn und LE NOUCHI CLAN aus Abidjan komplettieren das Line Up.
Abriss vorprogrammiert.
Voract TIM FITE ist für die meisten BONAPARTE-Fans kein Unbekannter. Der Künstler, Rapper und Sänger hat die Band bereits 2014 auf Tour unterstützt und dabei für jede Menge Furore gesorgt. Ohne Band, begleitet sich der amerikanische Musiker einfach via Licht-Projektor selbst. Über seinen Laptop werden kreative, lustige und charmante Einspieler im Hintergrund eingespielt, die entweder das Gesagte bildlich untermauern oder den Eindruck einer Band im Hintergrund erwecken sollen.
Neben Projektionen seines eigenen Ichs begleitet Sexy Leroy den Abend. Der Freund des Amerikaners ist mal „live“ via Webcam zugeschaltet, mal für einen lustigen Einspieler zu haben.
Ganz viel Liebe zum Detail. Ganz viel BONAliebe.
Musikalisch mixt TIM FITE Rap, Folk und Indie Klänge und lässt sich damit nur schwer in ein Genre pressen. Klassische Rap-Nummern („Like“) treffen auf Mit-Sing-Tracks („Burn It Down“), welche sich mit ruhigen, sentimentalen Nummern abwechseln („Big Mistake“). Einmal alles, bitte.
Der Amerikaner verbreitet 40 Minuten lang gute Laune und bringt die Frankfurter Battschkapp auf Betriebstemperatur, ohne dabei auf klare Ansagen zu verzichten. Eindeutige Statements gegen Polizeigewalt und „Human Shit“ Donald Trump - symphytisch und nett verpackt.
„Do you wanna party with the BONAPARTE?”
Kurz darauf entern BONAPARTE die Bühne. Erst zu dritt, später zu siebt spielt die Band eine Setlist die es von Anfang bis Ende in sich hat. Auf einen ersten Block älterer Nummern folgt zusammen mit dem LE NOUCHI CLAN aus Abidjan ein Block voller neuer Songs vom letzten Album „Was Mir Passiert“. Afrikanische Sounds treffen auf deutsche Texte – nun auch erstmals live in Perfektion vorgestellt.
Lange Zeit war unklar, ob es die beiden Musiker mit auf Tour schaffen würden. Doch all die Bemühungen und Unannehmlichkeiten waren letztendlich von Erfolg gekrönt und so unterstützen Ivory Coast und Pandatanoh die Band bei den letzten 12 Shows.
Ansonsten gibt es den mittlerweile fast schon gewohnten Wahnsinn. Auf, vor und neben der Bühne. TIM FITE malt am Bühnenrand Gemälde, Tobis Jundt reitet Rodeo auf einem der Zuschauer durch die Menge, während sich auf der Bühne auch noch der letzte Fetzen Kleidung von der Haut gerissen wird, um diese mit Kunstblut zu beschmieren.
Willkommen bei BONAPARTE. Sorry we´re open. Come in we are close.
Nach all den neuen, eher ruhigeren Songs steigt die Band im Anschluss wieder aufs Gaspedal und die Frankfurter Battschkapp tut es ihr gleich.
Donnerstagabend, pure Euphorie trifft auf Ektase.
Nach 70 Minuten wenden BONAPARTE ein erstes Mal den Zuschauern den Rücken zu, kehren dann aber mit einer vertrackten, afrikanischen Version von „Anti, Anti“ wieder auf jene zurück, um noch einmal den Abriss zu zelebrieren. Und auch wenn die Band kurz darauf wieder die Bühne verlässt, dauert es nicht lange bis Tobis Jundt wieder auf selbiger steht, um mit „Into The Wild“ einen nachdenkliche, ruhigen Schlussmoment zu schaffen.
Nach 100 Minuten ist dann wirklich Schluss. Ein letztes Mal BONAPARTE in Frankfurt. Verschwitzt und Oberkörperfrei steht der kleine Schweizer Minuten später wieder im Zuschauerraum, um sich mit Freunden, Fans und Weggefährten über die Show, die Zukunft und sonstiges zu unterhalten.
Noch 9 Konzerte.
Auf Wiedersehen.
