Grundsätzlich ist es ja etwas befremdlich, sich um 18 Uhr am Samstagabend auf den Hamburger Kiez zu begeben. Doch um 19:00 Uhr sollte tatsächlich pünktlich die Show beginnen. Den Vortritt hatte HANNAH GEORGAS mit Band. Die kanadische Singer-Songwriterin wird in ihrer Heimat bei den Juno Awards regelmäßig als ‘Songwriter of the Year‘ nominiert und veröffentlichte zuletzt das ebenfalls “Hannah Georgas“ betitelte Album im Oktober 2012.
Irgendwie erinnerte das rothaarige zierliche Persönchen doch ziemlich an FLORENCE AND THE MACHINE – aber das muss ja nichts Schlechtes sein. 30 Minuten lang durfte sie dann ihre älteren und neueren Songs zum Besten geben. Da das Docks schon seit Wochen ausverkauft war, konnte sich HANNAH GEORGAS über einen proper gefüllten Innenraum freuen und – im Gegensatz zu den meisten Konzerten mit ruhigeren Tönen – hat es das Publikum sogar geschafft nicht durchweg durch Gemurmel aufzufallen.
Die Band präsentierte eine solide Mischung aus sehr ruhigen, dunklen und auch schnelleren Nummern, wie “Shortie“. Insgesamt war es ein sehr guter Live-Auftritt, der mir deutlich besser gefallen hat als die Album-Versionen der einzelnen Songs. Das Publikum war gleich vom ersten Song an (“The Deep End“) gepackt. Direkt darauf folgte der Song “Enemies“, der mich persönlich textlich wie musikalisch sehr berührte. Schön war, wie die Band miteinander harmonierte und den Auftritt sichtlich genoss; und nicht nur ihr Repertoire runter spielte. HANNAH GEORGAS lieferte ein wunderbares Paket aus Melancholie, Verliebtheit, Traurigkeit und Hoffnung ab. Völlig verdient verabschiedete das Publikum die Band nach 30 Minuten mit begeistertem Applaus.
Setlist:
1. The Deep End
2. Enemies
3. Robotic
4. Lovers Breakdown
5. Shortie
6. Millions
7. Lovesick
8. Waiting Game
Um Punkt 20:00 Uhr ebnete das Intro “The Ballad Of Three Amigos” mit den Zeilen: ‘One for each other and all for one / The three brave Amigos are we / Brother to brother and everyone / A brave Amigo’ in bodenständiger Western-Country-Manier den Weg auf die Bühne für CITY AND COLOUR.
Auf dieser Tour wird Herr Green von einer neuen Bandkonstellation begleitet. Jack Lawrence (THE RACONTEURS, DEAD WEATHER) am Bass , dessen Optik doch einen Vergleich zu Mike Myers in Waynes World nicht ganz abwegig erscheinen lässt, Dante Schwebel (HACIENDA, DAN AUERBACH) an der Gitarre, Doug MacGregor (CONSTANTINES) sowie Matt Kelly an der Pedal Seel Guitar und dem Keyboard waren mit von der Partie.
CITY AND COLOUR eröffneten mit “The Lonely Life“, welches seit einigen Tagen mit bewegten Bildern als offizielles Video im Internet kursiert. Sofort war das ganze Haus wieder einmal verliebt in Dallas Green und es gab kein Entkommen. Es bedurfte keiner großen Worte zur Begrüßung – davon aber auch im Laufe des Abends keine geben. Dazu später mehr.
In den darauf folgenden zwei Stunden nahm die Band uns mit einschlägigen Favorites, wie “Comin‘ Home“, “Body In A Box“ und “Grand Optimist“ mit auf eine Reise durch sämtliche Alben der letzten Jahre.
Jeder der schon einmal das Vergnügen hatte, braucht eigentlich keine Erklärung zur Performance von Dallas Green. Jeder Ton sitzt. Man hört es nicht nur, was einem da geboten wird, man spürt es. Immer – so auch dieses Mal – transportiert Dallas Green so viel Emotion und Energie mit seinen Songs, dass sie die recorded versions wie müde Versuche aussehen lassen. Bei Songs wie “As Much As I Ever Could” und “Hope For Now” konnte man quasi spüren, wie der ganze Raum das Atmen einstellte; als wäre die Musik allein genug, um am Leben zu bleiben. Der Begriff ‘Atemberaubend‘ wurde für solche Momente geschaffen.
Das Publikum lauschte ohne zu sprechen – sang zaghaft, respektvoll mit und war zwei Stunden verzaubert.
Nach den ersten fünf Songs überließ die Band Dallas Green die Bühne und er performte einige Songs etwas intimer; nur mit Gitarre und Mundharmonika. Hin und wieder kündigte er den einen oder anderen Song mit derselben Zusammenfassung an: ‘Another love song about a complicated situation‘. Dort verbarg sich dann doch ein wenig (Galgen-)Humor.
Dabei sollte es im Grunde aber bleiben. Es war schon schade, dass die Band insgesamt, Dallas Green im Speziellen, vor lauter musikalischem Anspruch vergaß den einen konzentrierten Gesichtsausdruck auch mal durch zu wechseln. So ernst wie das ganze aussah, wurde es schon irgendwann anstrengend die ganze Ernsthaftigkeit nicht auf die eigenen Stirnfalten schlagen zu lassen.
Gesprochen wurde, wie anfangs kurz erwähnt, nur äußerst spärlich. Songs wurden nicht angesagt und eine wirkliche Interaktion mit dem Publikum ließ auf sich warten. Vielleicht ist das insofern verständlich, dass bereits einige Gigs der Tour hinter der Band liegen – dennoch machte es punktuell den Eindruck, dass sie einfach keine große Lust haben. Der Drummer ließ sich nicht abbringen; gab im wörtlichsten Sinne im Schweiße seines Angesichts alles. Alle anderen verzogen so gut als möglich keine Miene.
Überraschend gut war nicht nur der Sound sondern auch die Lichtshow. Letztere war perfekt abgestimmt und unterstrich sowohl musikalisch das Konzept, setzte aber auch gezielt die einzelnen Musiker perfekt in Szene.
Insgesamt war es ein wunderbarer Abend mit wunderbarer Musik und wunderbaren Menschen…
...and Amigos forever we'll be.
Setlist (2 Songs fehlen)
1. The Lonely Life
2. Grand Optimist
3. As much as I ever could
4. Sam Malone
5. Ladies and Gentlemen
6. Body in A Box
7. Comin’ Home
8. Northern Wind
9. Little Hell
10. Sleeping Sickness
11. The Golden State
12. Waiting…
13. Thirst
14. Fragile Bird
15. Hope For Now
16. The Girl
17. Two Coins
18. Death’s Song