22.08.2008-24.08.2008: Ieper Fest 2008 - Ieper (B)

22.08.2008
 

 


Nachdem das Groezrock Festival alljährlich als fester Festivalauftakt im Terminkalender als gesetzt gilt, sollte sich spätestens nach diesem Jahr auch das etablierte Ieper Fest in Belgien als Pflichtprogramm für den Ausklang der Open Air Saison etablieren. Zelebrierte man in der Vergangenheit bereits 15fach (nicht nur im Sommer) in Nähe der bezaubernden Kulisse des kulturell ansprechenden Städtchens Ieper den Hardcore, seine Wurzeln und Verwandtschaften, so verschlug es die Organisatoren dieses Jahr auf einen Acker, etwas außerhalb der Stadt.

Trotz einiger Wetterdefizite und weniger Aussetzer auf Seiten einiger weniger Besucher feierten an jedem der drei Tage ca. 3000 Musikfreunde frenetisch die Liebe zu ihrer Disziplin. Absolute DIY Attitüde seitens der Veranstalter, freundliche Helfer und Mitarbeiter, günstige Preise, leckeres veganes Essen und die totale Nähe zu den Bands machen das Wochenende unvergesslich. Weit und breit waren keine Securities zu sehen und auch nicht von Nöten, keine Fotogräben oder Absperrungen dafür jedoch positive und entspannte Atmosphäre sowie die regelmäßigen energetischen Eruptionen vor und auf der Bühne. Natürlich gab es im Vorfeld einige Änderungen bei den Bands und auch im Laufe des Festivals wurde ziemlich spontan und unkompliziert umstrukturiert, was zwar manchmal recht schlecht kommuniziert wurde aber dem Charme dieses Festivals keinesfalls in Mitleidenschaft nahm. Neben der Open Air Hauptbühne lag die Zeltbühne, in einem weiteren Zelt wurden Filme und Dokumentationen gezeigt.

Freitag:
Nach einer nächtlichen Anreise und dem Aufbau der Zelte auf einem mit Kuhfladen gespickten Zelt nahm das musikalische Treiben am nächsten Morgen also seinen Lauf mit LIONHEART und ihrem Bay Area Matalcore Geschoss. Um kurz vor 12.00 Uhr schien der Funke bei bedecktem Wetter jedoch nicht so recht auf die bereits fleißig versammelten Zuschauer überzuspringen. Nach der Ieper Show brach die Band übrigens wegen interner Querelen die Tour ab.

Unmittelbar im Anschluss folgte die erste Besichtigung der Zeltbühne, auf der der Genet (Veranstalter) Act MAUDLIN mit ihrem atmosphärischen, Sludge-mäßigem Soundomlett für positive Reaktionen im Publikum sorgten, obwohl sich jenes ob des Sounds eher durch Bewegungsarmut auszeichnete.

Im Anschluss lieferten die Tourmates von RUINER, COUNTING THE DAYS, auf der Mainstage eine deutlich energetischere Show ab als ihre Vorgänger und erheiterten die Menge nicht zuletzt mit ihrer ANDREW W.K. Coverversion von "Party Hard".

Besagte RUINER zeigten sich an diesem Nachmittag auf der Hauptbühne als erste anwesende Konsensband, bei der die Kids das erste Mal ausrasteten, die Bühne enterten und dem guten Rotschopf Rob Sullivan auf dem Buckel rumtanzten. Trotz einsetzendem Regen, und er wurde immer stärker, ließ sich hier niemand beirren und feierte die Bridge 9 Recken verdient ab.

Man sollte meinen, dass man im Zelt so ziemlich von den Launen dieses Augustwochenendes verschont bleiben sollte, doch Undichtigkeiten sorgten dafür, dass sich auch vor der Zeltbühne Matschpfützen bildeten, als hier PULLING TEETH ihren dreckigen Clevo Sound ausrollten. Erste Rutschpartien wurden von geschmeidigen Two-Steps begleitet während Frontderwisch Mike das Publikum in seinen Bann zieht und fleißig neue Anhänger sammelt.

VENDETTA aus Italien sind kurzfristig für BRIDGE TO SOLACE eingesprungen und hatten zusätzlich noch die unliebsame Aufgabe zum Unwetterhöhepunkt ihr Set auf der Mainstage zum Besten zu geben. Der eher unspektakuläre Soundmix der Mannen förderte nicht gerade den Zuschauerandrang und so mussten VENDETTA an diesem Tag den Pokal für die am schlechtesten Besuchte Show mit nach Hause nehmen..

Fast forward zu den holländischen Veteranen von BACKFIRE!. Mittlerweile ist es 17.00 Uhr, es hat aufgehört zu regnen und die Leute trauen sich wieder verstärkt vor die Bühne, wo besagte Haudegen den Mittelfinger in die Luft strecken. Zaghaft wagen sich die Zuschauer in den Matschpit und haben zunehmend Spaß daran, wie bei sämtlichen Moves Drecksalven von ihren Schuhen in alle Richtungen geschossen werden. Der Auftritt von BACKFIRE erntet das Attribut solide!

Im Zelt wurde zwischenzeitig fleißig umgebaut und die Veranstalter haben zumindest vor der Bühne Holzbretter ausgelegt, damit das Publikum auch seinen Spaß hat. Entsprechend kam es zu einigen Verschiebungen in der Running Order, die sich jedoch nicht negativ bemerkbar machten, nachfolgend jedoch für einige Verwirrungen beim Publikum sorgten. Eine der drei exklusiven Reunionshows von DIE MY DEMON wollten man sich nicht entgehen lassen, die wütend und aggressiv die neuen Rahmenbedingungen nutzten und ihre Rage auf das Publikum übertrugen. Eine gute Show, obwohl das Publikum nicht ganz die gewünschte Resonanz lieferte.

Das Wetter hatte ein Einsehen mit den New York Hardcore Posern von SKARHEAD, die sich auf Hits, Singalongs und sexistische Sprüche verstanden. Entsprechend euphorisch reagierte die Crowd und feierte die sich ordentlich in Szene setzenden Heroen bei einsetzendem Sonnenschein. Textsicher intonierte man Klassiker wie "Skared Love", "Hardcore", "Dogs Of War" oder das abschließende "Snickers" und ließ sich zu jeder Menge Stagedives hinreißen.

Als nächstes, ganz großes Highlight liefen die kanadischen FUCKED UP, eigentlich als Zelt Headliner vorgesehen, jetzt schon auf der Zeltbühne auf und sorgten damit für einige Verwirrung. Man musste frühzeitig weiterreisen und bot somit frühzeitig die wohl unterhaltsamste und imposanteste Bühnenshow des kompletten Festivals dar. Vokalist Pink Eyes spielte sich narzisstisch mit freiem Oberkörper an den Nippeln rum, übte einige WWF Moves an Unfreiwilligen, zog sich regelmäßig die Hosen runter und kletterte agiler als bei seiner Körperfülle anzunehmen auf dem Boxenturm herum.

Derweilen genossen WISDOM IN CHAINS sowohl die Strahlen der sich langsam senkenden Sonne als auch den Zuspruch seitens des mitsingbegierigen Publikums. Auch wenn die Mannen aus Pennsylvania bereits bei ihren Shows mit MADBALL fleißig Zuspruch fanden, sahnten sie hier noch mal gewaltig ab, die der Schweiß von der glücklichen Glatze von Mad Joe bei "Dragging Me Down" perlte.

THE BERZERKER waren durch die Aufräumaktion im Zelt in der Running Order nach hinten gerutscht und durften nun ihren Industrial / Metal / Grindcore Sound unter die Leute bringen, der nach dem fröhlichen Fingerpointen bei WISDOM IN CHAINS zunächst ein sehr extremes Kontrastprogramm darstellte. So richtig stieg das Publikum jedoch nicht auf die Australier ein deren Fanbasis durch den recht steifen Auftritt auch nicht gerade gewachsen sein sollte.

Die herbeigesehnten AS FRIENDS RUST waren bis dato noch nicht anwesend und so enternten die fiesen Bay Area Death-Thrasher von ALL SHALL PERISH die Arena um den Pit so richtig anzuheizen. Entsprechend motiviert ging die Meute dann auch zur Sache. Stagedives und Pitmoves en Masse und die bis dato publikumswirksamste Show hinterließ alle Anwesenden mit klirrenden Ohren.

Nichts gegen Hiphop, aber die Flows, die SKARHEAD Shouter Lord Ezec aka DANNY DIABLO wenig später im Zelt unter die Massen bringt können weder überzeugen, noch sorgen sie für irgendwelche Regungen im Publikum obwohl die Bandana einwandfrei sitzt. Schweißtreibender lieben es direkt im Anschluss die CANCER BATS mit dem letzten Set dieses Abends auf der Zeltbühne, die mit wehenden Kanada Fahnen begrüßt wurden. Vergessen ist der Auftritt vor einer Hand voll Kids vor einigen Monaten im Kölner Underground, denn heute wird gewonnen, bitte.

Nun ging es Schlag auf Schlag dem Ende entgegen. SWORN ENEMY dirigierten die Massen zu einer einzigen Moschsymphonie. So weit das Auge reichte stürzten sich Leiber in die Menschenfluten während die Instrumentalfraktion ihre Poserqualitäten unter Beweis stellte. Ein kurzer Gastauftritt aus dem SKARHEAD Lager rundete ein gewaltiges und vor allem dezimierendes Set ab, welches es erst einmal zu toppen galt.

Und es kam sogar noch besser! AS FRIENDS RUST haben von Leipzig nach Belgien so ziemlich jeden Stau auf der Autobahn mitgenommen und sind somit nach ganz hinten auf die Headlinerposition gerutscht und dementsprechend wurden sie auch gefeiert. Friedlicher, textsicher aber keinesfalls weniger energetisch hängt die Crowd an den Lippen des charismatischen Damien und reißen sich nur gelegentlich für einen Stagdive los. Ob "Perfect Stranglers", "Born With A Silver Spoon Up Your Ass" oder "Home Is Where The Heart Aches" ein seeliger Schauer lief einem den Rücken herunter. Natürliches Highlight war "Coffee Black" bei dessen Textzeile "And the Football Season is the only reason you stay alive�" die Zuschauer die Bühne stürmten um Damien unter einem riesigen Stage Pile förmlich zu begraben. Jener hatte übrigens zu Begeisterung aller auch einmal kurz MORNING AGAIN angestimmt, vielleicht kann man ja auf eine weitere Reunion hoffen�

Samstag:

Der zweite Festivaltag nahm seinen Anfang und der Besucherpulk kroch nach und nach aus den Zelten um einen deutlich trockeneren Tag zu erleben. Die müden und von der vielen Musik arg in Mitleidenschaft gezogenen Knochen wurden gereckt und gestreckt und die Vorfreude auf den abendlichen Headliner aus Australien baute sich sukzessiv auf. Aber auch sonst hatte der zweite Festivaltag einiges zu bieten. Zunächst viel einmal die schnelle Reaktion der Veranstalter positiv auf, die über Nacht Rindenmulch und Stroh auf das Festivalgelände gekarrt haben um einer zweiten Schlammschlacht zu entgehen, zu der es jedoch glücklicherweise nicht kam.

COMMON CAUSE lieferten an diesem Morgen den musikalischen Auftakt für die Schreiberzunft. Motiviert, druckvoll und im Geiste alter Youth Crew Heroen nahm man die Bühne in Beschlag, vor der sich das neugierige Publikum noch recht zurückhaltend gab und die ersten Sonnenstrahlen des morgens genoss.

TRIGGER THE BLOODSHED, die jünglichen Tourmates von SEE YOU NEXT TUESDAY hatten anschließend ihren Auftritt auf der Zeltbühne und konnten den in sie gesetzten Erwartungen keinesfalls gerecht werden. Trotz des über das gesamte Festivals hinweg guten Sounds auf beiden Bühnen, wirkte die Death/Grind Mixtur der imposant posenden Jungs doch eher ziemlich breiig und unausgegoren. entsprechend lichteten sich die ohnehin nicht gerade gut gefüllten Reihen im Laufe des Sets.

Deutlich überzeugender agierten hingegen SEE YOU NEXT TUESDAY mit einem technischen Inferno dass die Zuschauer ins Zelt lockte und sie gebannt auf die Bühne starren ließ, bevor die ersten Pits die Crowd aus ihrer Starre riss. Fortan ging es auf der Bühne und davor energetisch und hitzig zur Sache bevor man gemeinschaftlich die Jungs als erstes Highlight des Tages notierte.

Die US Jungs von MAINTAIN (ja, da gibt es auch mehrere von), HOMER oder auch LENGTH OF TIME konnten an diesem Tag nicht wirklich überzeugen und seien damit nur am Rande erwähnt, denn der nächste Höhepunkt sollte pünktlich zur TV prime Time mit der BETRAYED Reunionshow auf der Mainstage bereitstehen. Was für ein Upgrade, wenn man bedenkt, dass ursprünglich RINGWORM diesen Slot inne hatten. Der ex-CHAMPION Gitarrist Aram Arslanian hat eine Ausstrahlung sondergleichen und dirigiert gut gelaunt und mit intelligenten Ansagen die Show. Das Stage Dive Potential dieses Sets sollte im Laufe des Festivals nicht mehr zu toppen sein und keine andere Show setzte derart viel positive Energie ohne jegliche Aggression frei. Eine einzige Stage Dive Kür mit seinen unterschiedlichen Ausprägungsformen, von der sich langsam senkenden Sonne in ein romantisches Licht getaucht, zauberte der Masse ein breites Grinsen aufs Gesicht. Bei einer derartigen Euphorie bleibt zu hoffen, dass Arslanian und seine Kollegen vielleicht wieder Blut geleckt haben und man sie noch einmal in Deutschland erleben darf.

MÖRSER haben in der Zwischenzeit ihre Instrumente gewetzt um ihr brutales Kontrastprogramm zum Singalong-Material von BETRAYED pünktlich zum letzten Takt besagter Band unters Publikum zu shreddern. Trotz eines soliden Auftritts haben es die Bremer Musikanten an diesem Abend nicht ganz so einfach und müssen gar einige Anti-deutsche Ansagen ernten.

Einfacher hatten es da definitiv John Joseph und Konsorten, die als nächstes auf dem Programm standen. Aufgrund diverser Verzögerungen mit der Anreise wurde der Spoken Words Auftritt des CRO-MAG am Nachmittag verschoben, umso gespannter war man auf das All Star Ensemble BLOODCLOT. Jene konnten jedoch an diesem Abend nicht wirklich viel reißen und auch das Publikum schien entweder noch vom BETRAYED Auftritt ausgepowered oder wollte einfach nicht richtig abgehen. Leider viel dann ja auch wenige Tage später die Clubshow in Köln aus, dass der fade Live-Beigeschmack namens BLOODCLOT auch im Nachhinein nicht revidiert werden konnte.

Aber spätestens jetzt lag die gewisse Stimmung wieder in der Luft. Das gesamte Festivalgelände war heiß auf die Sunnyboys aus Down Under, die man zwar derzeit regelmäßig Live aufgetischt bekommt, aber jedes Mal erneut abräumen können. Nicht umsonst hat man ohne Probleme TERROR den Ruf als T-Shirt Konsensband Nummer eins abgelaufen und auch in Belgien scheint der neuste PARKWAY DRIVE Merch absolut en vogue zu sein. In entsprechender Erwartungshaltung und ob der guten Plätze wurde sich dann auch AMENRA gespart bzw. lediglich ein kurzer Blick in das blutverschmierte Antlitz des Fronters riskiert, bevor tapfer vor der Mainstage ausgeharrt wird denn hier sollte gleich der ultimative Abriss seinen Lauf nehmen. Die Playlist war die übliche und Hits wie "The Siren's Song" oder "Carrion" ließen nicht lange auf sich warten. Regelmäßig wurde die Bühne gestürmt doch Fronter Winston McCall war keine Körperkontakt zu eng und stets grinsend tobte er wie ein Derwisch über die Bühne. Spätestens bei "Romance Is Dead" brachen dann alle Dämme und die Bühne wurde komplett besetzt. Während sich die restlichen Bandmitglieder auf das kleine Drumpodest retteten, hangelte Äffchen Winston die oberen Bühnenstreben entlang. Ein weiterer grandioser Auftritt und gelungener Abschluss des zweiten Festivaltages von PARKWAY DRIVE.


Sonntag:

Der letzte Festivaltag begrüßt die internationalen Besucherscharen und ein letztes Mal stehen unzählige Hochkaräter auf dem Programm. Doch ein wenig angespannter zeigt sich das Ieper Festival an diesem Sonntag. Angefangen damit, dass den PETA Leuten ihr Banner in der Nacht geklaut wurde. Weiter geht es mit diversen Lebensmittelschlachten auf dem Campingplatz bis hin dazu, dass einzelne Zelte angezündet werden und die sympathischen Helfer erstmals ausrücken müssen. Vielleicht lag es ja am Wetter und den gefühlten Temperaturen, die erneut um gefühlte fünf Grad über Nacht abgesackt sind.

Vielleicht lag es aber auch an dem Testosteronüberschuss welchen Bands wie SURGE OF FURY auf der Mainstage in den Festivalvormittag pumpten. Wenig später ernteten die Luxemburger von DO ANDROÏDS DREAM OF ELECTRIC SHEEP mit ihrem spastischen Sound regen Beifall im Zelt. Man sprach sich dafür aus, das ganze Gewaltpotential doch eher positiv und kreativ zu nutzen und lieferte eine absolut überzeugende Show ab, die die japanischen Tourmates von ENDZWECK noch einmal zu toppen verstanden. Zwischen den Songs typisch japanisch bescheiden und zurückhalten stellte man vom ersten Ton eines Songs an dafür neue Weltrekorde im Instrumentenhochsprung auf und erntete den Sympathiepreis des Tages.

SHIPWRECK A.D. mussten mit nicht gerade idealen Rahmenbedingungen bei zunehmende schlechter werdendem Wetter vorlieb nehmen und sorgten dennoch für ordentlich Action und Bewegung vor der Bühne. Die poetische Midtempo-Atmosphäre der Bostoner Deathwish Krieger wurde erstaunlich gut angenommen und ließ die dunklen Wolken für kurze Zeit aus dem Fokus verschwinden.

Mit RISE AND FALL kam eine weitere Nachrückband zum Einsatz, die die ausgefallenen OUTBREAK mehr als würdig ersetzen sollten. Das belgische Gespann lief hier quasi zum Heimspiel auf und wurde frenetisch gefeiert. Frontmann Bjorn sog die Energie der Crowd in sich auf und strahlte über das gesamte Set hinweg eine gewaltige Intensität aus. Jetzt waren endlich wieder Stag Dives vermehrt an der Tagesordnung und nach dem rasanten Set stand ein weiteres Highlight des Tages fest.

Jenes wurde durch VERSE jedoch noch einmal locker getoppt. Ein absolut charismatischer und ausdrucksstarker Sean Murphy der sich in einem Paralleluniversum zu bewegen schien und regelmäßig die aufdringlichen Fanscharen abschüttelte zog die Besucher des Ieper Festivals in seinen Bann. Das neue "Aggression" Material wurde textsicher intoniert und fleißig abgefeiert. Zwischenzeitig musste die Bühne von einigen wasserscheuen Besuchern in Beschlag genommen die irgendwann jedoch entfernt wurden. Keine Frage, das Set hätte noch ewig so weitergehen können. Kleiner Wehrmutstropfen war das bereits anfangs erwähnte Aggressionspotential an diesem Tage. Dass einige Leute mit den Füßen voran jungen Zuschauern ins Gesicht springen müssen ist unnötig. Das anschließend in manchen Bereichen des Publikums allgemein sehr empfindlich auf jegliche Dives reagiert wird und die einige blutige Nasen daraus resultieren mindestens genauso.

Bevor dem Oldschool Sound weiterhin gefrönt werden sollte, hatten DESPISED ICON noch ihren Auftritt im Zelt wo noch einmal die dicke Deathcore Keule geschwungen wurde. Dennoch konnte man die Mannen in der Vergangenheit bei einer ihrer Clubshows deutlich ambitionierter und energetische agieren sehen, das diesjährige Ieper Set konnte damit lediglich als solide verbucht werden.

HAVE HEART begannen ihr Set im stetigen Regen. Monitore auf der Bühne wurden mit Planen abgedeckt und Patrick Flynn schlidderte regelmäßig auf der Bühne umher. Jene Widrigkeiten hinderten das Gespann jedoch nicht daran eine der besten Shows des Festivals hinzulegen. Ein durchgeknallter Fronter der sich regelmäßig in die Massen warf, Aggression aus allen Poren absonderte und das Publikum zum kollektiven Austicken inklusive waghalsigem Stagedive-Versuch vom Dach der Absperrung brachte, vertrieben jeden Gedanken an den Regen. Auch der endlos erscheinende komplette Stromausfall schmälerte nicht das Set, bei dem sich "Bostons" als klarer Publikumsliebling entpuppte.

Gespannt ging es im Anschluss ein letztes Mal zur Zeltbühne, wo man den neue eingeschlagenen Pfad von FEAR MY THOUGHTS nun endlich mal live erleben wollte. Leider vermochte die Bühnentheatralik nicht das gewünschte Feedback bei der Meute zu erzeugen, die scheinbar immer noch auf Oldschool Musik fixiert waren und sich alsbald erneut vor der Mainstage versammelten um auf H2O zu warten. Am neuen Material schien es jedenfalls nicht zu liegen..

Nun aber zum Comeback des Jahres, welches die Mannen von H20 ja selber ungern als selbiges betiteln. Mit einer anfänglichen Huldigung an HAVE HEART begann Toby Morse den Singalong Höhepunkt des Abends. "Still Here", "1995", "Fairweather Friend", "Thicker Than Water" und natürlich auch "5 Yr. Plan" wurden dem Pulk entgegengeschmettert und ernteten pure Euphorie. Schade eigentlich, dass keiner der illustren Gastfeatures des aktuellen Releases auf diesem Festival and diesem Tag vertreten waren - aber auch so lieferte man ein grandioses Set ab. Zwar mit wenigeren Ansagen und anderer Tracklist als noch beim Pressure Festival, dafür jedoch wesentlich intensiver durch die Nähe
zum Publikum. Egal in welchen Rachen Toby Morse sein Mic stopfte, an allen Ecken und Enden kannte man jede Zeiler der H2O Klassiker und des neuen Materials. Als krönender und neuer Abschluss der Show wurde ein letztes Mal der Szenezeigefinger mit "What Happened" erhoben.

Natürlich war dieses HIGHLIGHT an diesem Abend nicht mehr zu überbieten und der noisig-spastische Sound von THE LOCUST, die nun den Rausschmeißer mimten konnte Stimmungstechnisch nicht mehr viel reißen. Man nährte sich dem Publikum, holte das Schlagwerk vom Podest und brachte den brachialen Sound unter die gespannte Menge. Bereits vor einigen Jahren musste ein wenig ernüchternd festgestellt werden, dass eine typische THE LOCUST Liveshow ein wenig im Gegensatz zu den schrillen Heuschreckenkostümen (an diesem Abend dezent mit Fellapplikationen versehen) und natürlich auch dem extremen Sound
steht. Dieses Bild verfestigte sich an diesem Abend, denn trotz der äußerst ansprechenden Musik fehlte Live ein wenig der aktive Mehrwert und so trat der ein oder andere Festivalbesucher bereits den Heimweg an.

Das Ieper Fest 2008 klang also noisig aus und schickte begeisterte Musikfans in die frische Sommernacht. Bei einer derart sympathisch organisierten Veranstaltung kann ein Besuch im nächsten Jahr eigentlich nur zum Pflichtprogramm gehören.



Galerien:
Freitag:

Ieper Fest 2008 - Freitag - As Friends Rust - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Sworn Enemy - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Cancer Bats - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Danny Diablo - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - All Shall Perish - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Berzerker - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Wisdom In Chains - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Fucked Up - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Skarhead - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Die My Demon - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Backfire - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Vendetta - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Pulling Teeth - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Ruiner - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Kingdom - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Counting The Days - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Maudlin - (22.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Freitag - Lionheart - (22.08.2008)

Samstag:

Ieper Fest 2008 - Samstag - Parkway Drive - (23.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Samstag - Bloodclot - (23.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Samstag - Mörser - (23.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Samstag - Betrayed - (23.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Samstag - Length Of Time - (23.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Samstag - Homer - (23.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Samstag - Maintain (US) - (23.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Samstag - See You Next Tuesday - (23.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Samstag - Trigger The Bloodshed - (23.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Samstag - Common Cause - (23.08.2008)

Sonntag:

Ieper Fest 2008 - Sonntag - The Locust - (24.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Sonntag - H2O - (24.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Sonntag - Fear My Thoughts - (24.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Sonntag - Have Heart - (24.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Sonntag - Despised Icon - (24.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Sonntag - Verse - (24.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Sonntag - Rise And Fall - (24.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Sonntag - Shipwreck AD - (24.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Sonntag - Endzweck - (24.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Sonntag - Do Androids Dream Of Electric Sheep - (24.08.2008)
Ieper Fest 2008 - Sonntag - Surge Of Fury - (24.08.2008)