Reunions können sich nur selten davon frei machen, einen gewissen faden Beigeschmack bei MusikfreundInnen zu hinterlassen. Ständig geistert die Frage durch die textsicheren Köpfe "Haben die genauso viel Bock wie ich, oder wollen die nur mein Geld, das ich für die halbgare neue 7inch und die aus dem Boden gestampften Shirtmotive am Merch hinterlasse?". LATTERMAN ersticken diese Diskussion einfach mal direkt durch Fakten im Keim. Eine Handvoll Shows in kleinen Clubs und AZs, maximal 10 Euro Eintritt, gute Vorbands. So muss es sein. Reich wird hier keiner. Dabei hatte es sich die Long-Island-Combo bis vor gut 2 Jahren wohlmöglich gar nicht träumen lassen, dass der Zuspruch für Shows jener Art mal so groß sein würde. Schließlich waren LATTERMAN nie dieses große Kultding wie in den Staaten oder wie es z.B. Hot Water Music hierzulande sind. Man darf mutmaßen, dass vo rallem die großartigen Shows der Nachfolge-Bands RVIVR und Iron Chic dafür sorgten, dass man LATTERMAN als Wurzel dieses Hippie-Punk-Kosmos wieder zunehmend auf dem Plattenteller servierte. Besser spät als nie.
In Münster war es für viele Anwesenden die erste LATTERMAN-Show. Und es war eine gute Show. Doch bevor Matt Canino und Co. ran durften, gab's wundervoll garagigen Sound der Underparts aus Köln(Hysterese, die erste Vorband, wurde leider verpasst). Schnörkellos, melodisch und irgendwie auch ein wenig britisch spielten sich die 4 Menschen durch ihr gut 30 minütiges Set, das immer wieder von mehr oder minder witzigen Textpassagen aus fragwürdigen Songs der Pop-Historie gelockert wurde. Abgelesen aus einem Notizbuch wohlgemerkt. Ideale Band zum Aufwärmen fürs Fäuste Recken.
LATTERMAN zeigten sich gut gelaunt und stets bemüht innere Geschlossenheit zu demonstrieren. Hatte es zuvor im Netz geheißen, dass die Band nicht immer komplett hinter den "queeren" und "deeskalierenden" Aussagen des Glitzerkleid tragenden Sängers stand, so wurde am heutigen Abend Einheit demonstriert. Und es funktionierte - der Mann hatte ja schließlich Recht. Zu Brüllern wie "Fear And Loathing On Long Island" oder "I Decided Not To Do Them" wurde gesungen und bewusst umsichtig getanzt und gestagedived. Was ebenfalls zur sehr angenehmen Atmosphäre beitrug, war der Umstand, dass entgegen der Erwartung ein vollgestopftes Sputnik Café vorzufinden (laut Homepage war das Konzert schon einen Tag vorher ausverkauft), verhältnismäßig viel Platz vor der Bühne war. Resultat: Wir alle hatten verdammt gute 55 Minuten, kaum blaue Flecken und kaum offene Songwünsche, obwohl es hätte auch ruhig noch 50 Minuten so weiter gehen können. Habt ihr das Cover von "No Matter Where We Go" vor Augen? Ja? Das beschreibt den Abend ganz gut.