Erstmalig fand das With Full Force Festival in diesem Jahr in Ferropolis, der "Stadt aus Eisen" statt. Im Vorfeld gab es über die sozialen Netzwerke teils kräftige Kritik für den Standortwechsel. Auch während des Festivals konnte an einigen Ecken skeptische Stimmen vernehmen. Doch wie war es nun, das "erste Mal" in Ferropolis?
Das Gelände:
Eines ist klar, die Wege sind länger geworden im Vergleich zum Flugplatz in Roitzschjora. Dafür wurden zwar Shuttle-Busse eingesetzt, die zwischen den Campingplätzen und dem Festivalgelände pendeln. Allerdings waren diese zu den Stoßzeiten (zu) sehr gefüllt. Hier besteht also Optimierungsbedarf. Ist man aber erstmal auf dem Gelände angekommen, bietet sich dem Aufe eine beeindruckende Kulisse für ein Festival. Die "Stadt aus Eisen" ist seine sehr besondere Spielstätte, die einen unheimlichen Charme versprüht. Zudem passt die Location zur musikalischen Ausrichtung des Festivals wie die berühmte Faust auf's Auge In Bezug auf das Ambiente hat das With Full Force Festival mit dem Umzug gewonnen! Ausreichend Getränke- und Speisestände lassen die Wartezeiten an selbigen kurz werden. Stoßzeiten, zu denen sich Schlangen bilden, lassen sich bei einer solchen Großveranstaltung einfach nicht vermeiden. Die Wege zwischen den vier Bühnen sind kurz. Mit Ausnahme der Big Wheel Stage sind auch alle Bühnen sofort ersichtlich. Die beiden Hauptbühnen "Ferox Stage" und "Impericon Hardbowl" werden abwechselnd bespielt. Im gleichen Turnus werden auch die etwas kleinere "Big Wheel Stage" und die kleinste Bühne des Festivals, die "Metal Hammer Stage" bespielt. Natürlich gibt es Überschneidungen im Programm, bei vier Bühnen ist das aber auch kein Wunder. Vor der "Ferox Stage" und dem "Impericon Hardbowl" ist der Boden asphaltiert. Auf der einen Seite gibt es weder Matsch noch Staub zu bemängeln, aber ein Sturz kann im Eifer des Gefechts sehr schmerzvoll sein.
Die Bands:
Vier Bühnen, drei tage, also ein breit aufgestelltes, musikalisches Programm. Allerdings nicht am ersten Tag. Windhosen und starke Böen huschten über das Gelände. Es begann zu regnen, dann zu hageln. Endlich im Auto angekommen, begann das Warten. Über facebook und die Festival-App wurden Zwischenstände zur Situation gegeben. Kurz nach 20:00 Uhr wurde das Programm mit DEEZ NUTS fortgesetzt. Dabei fiel mir auf, dass mein Foto-Equipment beim Unwetter Einiges abbekam. Daher brach ich den ersten Festivaltag und verfolgte den Auftritt der DEEZ NUTS nicht weiter. Auch das Festival musste erneut das Programm unterbrechen. Dieses Mal endgültig.
Am zweiten und dritten Festivaltag konnte das Programm allerdings wie geplant fortgeführt werden. BAD OMENS spielten beim With Full Force Festival ihre allererste Show auf deutschem Boden und wurden herzlich empfangen. Mit ihrem selbst-betitelten Debütalbum spielte die Band insgesamt neun Shows in Europa, beim With Full Force Festival eine exklusive Show in Deutschland.
KNORKATOR-Sänger Gero Ivers ("Stumpen") präsentierte sich gewohnt humovrvoll und mit Bewegungsdrang auf der Bühne. Während der ersten Songs reif er seinen Sohn auf die Bühne, der ins Mikrofon sprechen sollte. Der kleine Mann fühlte sich auf der großen Bühne sichtlich unwohl und sprach nur nach mehrmaligem Überreden ins Mikrofon. Eine eher unnötige Aktion, auch wenn dadurch technische Schwierigkeiten überbrückt werden konnten.
KVELERTAK spielten im Anschluss auf der "Big Wheel Stage" alles nieder. Die Mischung aus Black Metal, Rock'N'Roll und Hardcore Punk ist ebenso ausgefallen wie fesselnd. Absolut empfehlenswert! Die DROPKICK MURPHYS stellten wieder einmal ihre Live-Qualitäten unter Beweis. Eine große Schar an Fans versammelte sich vor der "Ferox Stage" und tanzte sich bei untergehender Sonne in Feierlaune. Crowdsurfer nach Crowdsurfer flog in Richtung des Bühnengrabens und die Band zockte sich begeistert durch ihr Set.
Headliner des zweiten Tages: IN FLAMES. Die Schweden spielten sich – wie gewohnt – freudig durch ihr Set und hatten sichtlich Spaß auf der Bühne. Für all Diejenigen, die den "disco shit" (Zitat von Anders Friden) der Band nicht hören wollen, da sie auf einem Metal-Festival seien, hatte Sänger Anders eine klare Ansage: "Go to your fu**ing tent. That's the IN FLAMES way." Das Set bestand sowohl aus Klassikern sowie Songs des neuesten Albums "Battles".
Eines vorweg: auch am dritten Tag konnten die Bands wie geplant auftreten. Nachdem u.a. MORGOTH und EMIL BULLS auf der "Ferox Stage" spielten, durften am späten Nachmittag NORTHLANE auf der "Impericon Hardbowl" Bühne auftreten. Mit dem hoch gelobten Album "Mesmer" im Rücken zeigen sich NORTHLANE auf der Bühne in exzellenter Verfassung. Dabei ist es allein schon eine Augenweide Drummer Nic Pettersen zu beobachten, der mit einer unnachahmlichen Präzision zu Werke geht. Sänger Marcus hatte sich augenscheinlich am Fuß verletzt, denn er humpelte, teils kräftig, über die Bühne. Das hielt ihn aber nicht davon ab sich durch die Songs zu singen und zu schreien.
Nachdem DIE KASSIERER ihre eher peinliche Show beendet hatten, kamen COMEBACK KID furios auf die Bühne. 50 Minuten Vollgas waren angesagt! Alle Kräfte, die noch vorhanden waren, wurden mobilisiert um den Hardbowl auf links zu drehen. Wow! ROYAL REPUBLIC durften als Nächstes! ROYAL REPUBLIC? Ehrlich gesagt musste ich zwei Mal auf das Line-Up schauen, denn mit ROYAL REPUBLIC hatte ich beim With Full Force Festival nicht gerechnet. Das ging offensichtlich nicht nur mir so, denn vor der Bühne war es für den späten Slot ziemlich leer. Die Band nahm dies mit Humor und zog ganz einfach ihr Ding durch.
TERROR wurden wenig später ebenso gefeiert wie dir ARCHITECTS. Bei beiden Bands hatte die Security alle Hände voll zu tun, denn Crowdsurfer folgte auf Crowdsurfer auf Crowdsurfer...Sänger Sam (ARCHICHTECTS) kommentierte den Auftritt seiner Band via Instagram:
"One of the most insane shows we've ever played as a band. Tom Searle that was for you my dear friend."
Fehlt noch der Headliner des dritten Tages: KREATOR! Mit Skepsis begann für mich das Konzert, denn ich war mir unsicher, ob KREATOR sogenanntes "Headliner-Material" sein könnten. Doch ich wurde eines besseren beleht. Ein wirklich beeindruckendes Bühnenbild, meterhohe Flammen, satter Sound und eine gut aufgelegte Band. Ein würdiger Abschluss der "Ferox Stage". Doch das war noch nicht das Ende. Für alle, die noch nicht genug hatten, ging es im Rahmen des "Saturday Night Fever" nochmal in die Vollen.
Fazit:
Das 24. With Full Force Festival war ein Experiment. Nach so vielen Jahren das Gelände zu wechseln ist sowohl für die Veranstalter als auch für die Fans kein leichter Schritt gewesen. Das neue Gelände hat aber definitiv Potential und einen unfassbaren Charme. Nehmen die Veranstalter die Kritik und Verbesserungsvorschläge nicht auf die leichte Schulter, steht dem Festival vermutlich eine rosige Zukunft und ein gelungener 25. Geburtstag bevor! Bis zum nächsten Jahr!
Fotogalerien:
- Donnerstag: https://www.allschools.de/photoGallery/show/WITH_FULL_FORCE_-_Graefenhainichen_-_Ferropolis_22_06_2017_1498213928024
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