''The Reason'' – ein Song, bei dem es im Jahre 2004, weder im Musikfernsehen noch im Radio, kein Entkommen gab. Die einen liebten ihn, die anderen hassten ihn. Dazwischen gab es fast nichts. Das gleichnamige Album brachte der Band den weltweiten Durchbruch – jede Menge Auszeichnungen inklusive. Dieser Erfolg sollte nie wieder überboten werden. Die letzten Alben wurden, wie zuletzt 2018, hauptsächlich nur noch in der Heimat, wo sie weiter erfolgreich waren, veröffentlicht.
War das Album damals, für mich als großer Fan des selbstbetitelten Vorgängeralbums, zwar eine kleine Enttäuschung, ließ es sich aber nicht verleugnen, dass auch ''The Reason'' einige Hits zu bieten hatte. Und als sich die Band nach so langer Zeit mal wieder in Deutschland blicken ließ, um das komplette Album zu spielen, wollte ich mir diese seltene Gelegenheit nicht entgehen lassen – wurden doch bei Ankündigung, neben dem Album, auch weitere Songs versprochen.
Leider ging der Abend deutlich früher los als angekündigt. TIDALWAVE standen wohl schon einige Minuten auf der Bühne, als ich das Columbia Theater betrat. Was mich aber viel mehr schockierte, war die geringe Anzahl an Menschen, die sich vor der Bühne versammelt hatten. Es war wirklich erschreckend leer. TIDALWAVE machten aber das Beste daraus, hatten, wie auch alle Anwesenden, sichtlich Spaß und holten sich somit am Ende auch ihren verdienten Applaus ab.
Als nach einer kurzen Umbaubaupause HOOBASTANK die Bühne betraten, starteten Sie ihr Set wenig überraschend mit ''Same Direction'', bekanntlich der erste Track auf ''The Reason''. Der Song eignet sich, wie auf Platte, auch nach all den Jahren noch hervorragend als Opener. Zwar hatten sich inzwischen ein paar Leute mehr im Columbia Theater eingefunden, dennoch sollte es bei einem, maximal zu einem Drittel gefülltem Club bleiben. Nichtsdestotrotz war die Stimmung bereits ab Song eins ausgezeichnet und die kleine Crowd machte Lärm, wie man es selbst auf deutlich stärker gefüllten Konzerten oft nicht erlebt. Dafür sorgte auch Song zwei des Abends ''Out Of Control'', der bis heute eines der aggressivsten Stücke der Band darstellt. Überhaupt zeigten sich HOOBASTANK kein Stück enttäuscht über den ausbleibenden großen Andrang. So verglich Sänger Douglas Robb, bei einer kleinen Zwischenrede, den Abend augenzwinkernd als kleine ''Houseparty'' und zeigte sich, wie der Rest der Band, mehr als Dankbar, dass, obwohl man sich seit über zehn Jahren nicht mehr hat blicken lassen, überhaupt Leute zur Show gekommen sind und über all die Jahre die Treue gehalten haben. Für meinen Geschmack, hätte man auch die Nebelmaschine gerne etwas reduzierter einsetzen können. Während der ersten Songs stand die Band in einer ganz schön dichten Wolke, sodass man vor allem Schlagzeuger Hesse erst im späteren Verlauf des Abends wirklich erblicken konnte. Gerade im Mittelteil des Albums hatten sich die für mich weniger gelungenen Songs eingeschlichen, die mich dann auch live nicht wirklich überzeugen wollten und leicht abschweifen ließen. Das Robb die Töne nicht immer perfekt traf – geschenkt. Leider kam dieses Problem aber ausgerechnet beim Überhit ''The Reason'' am deutlichsten zum Vorschein. Als kleine Notlösung wurde das Mikro bei den etwas anspruchsvolleren Stellen einfach in die Menge gehalten. Als man mit ''Disappear'' das reguläre Set beendet hatte, ließ die Band das obligatorische ''kurz von der Bühne verschwinden'' einfach weg und spielte den Zugabenteil direkt im Anschluss. Und mit diesem Abschnitt des Abends schaffte es die Band das Publikum weiter zu pushen und vor allem mich noch mal voll zurückzuholen. Als erste Zugabe gab es nämlich unerwarteter Weise ''Pieces'' vom Debüt, das bis heute meinen persönlichen Favorit der Band darstellt. Und wie sich an den ersten richtigen Moshpits des Abends zeigen sollte, war ich nicht der einzige, der sich sehr über diesen Track freute. Mit ''Running Away'' folgte noch ein weiterer Hit aus alten Tagen.
Trotzdem wollten es sich HOOBASTANK nicht nehmen lassen, zu zeigen, dass sie auch noch neue Musik veröffentlichen. So folgten zwei Songs von ihrem letztjährig erschienenen Album ''Push Pull'', die deutlich grooviger und weniger rockig klangen, aber positiv aufgenommen wurden, bevor der Abend mit ''Crawling in the Dark'' perfekt abgerundet wurde.
Man versprach, bis zum nächsten Besuch nicht wieder zehn Jahre verstreichen zu lassen. Bleibt zu hoffen, sollte es zu einem nächsten Mal kommen, dass es auch einen attraktiveren Ticketpreis gibt, der wohl einer der Gründe gewesen sein dürfte, weshalb so wenige Personen an dem Abend im Columbia Theater vorbeischauten.
Alle Bilder vom Abend: HOOBASTANK, TIDALWAVE