Achtung, die Schwaben sind los! Hamburg lässt die Rollläden runter, sperrt die Türen zu und schickt die Kinder in den Keller. Die Spätzle-Esser von KARIES & WOLF MOUNTAINS sind im Hamburger Molotow zu Gast.
Stuttgart, Schwaben, Post-Punk. Stuttgart ist nicht nur Exportweltmeister von dicken, schmutzigen Autos und Bausparverträgen, sondern hat sich in den letzten Jahren auch zu der Post-Punk Metropole Deutschlands gemausert. DIE NERVEN, KARIES, WOLF MOUNTAINS, HUMAN ABFALL,... um einige davon zu nennen. Bestandteil fast jeder Band: Kevin Kuhn. Der Schlagzeuger, der sich vorrangig durch seine Mitgliedschaft bei DIE NERVEN einen Namen gemacht hat, ist auch an diesem Abend in Hamburg die größte Konstante und übernimmt direkt beim Vor- und Hauptband-Slot den Platz hinterm Schlagzeug.
Den Abend im Molotow eröffnen WOLF MOUNTAINS. Die Stuttgarter Band existiert seit 2013, veröffentlichte 2014 ihr Debütalbum „Birthdaysongs For Paul“ auf Kassette und hat nun (Ende September) ihr zweites Album „Superheavvy“ nachgelegt.
WOLF MOUNTAINS sind zu dritt, singen englisch und brechen im Vergleich zu KARIES oder DIE NERVEN öfter aus den engen Genre-Grenzen aus. Vom Grund-Genre Post-Punk über Grunge, Indie bis hin zu klassischem, straighten Punk. Der Gesang wechselt zwischen Gitarrist und Schlagzeug. Abwechslung ist somit allemal geboten. Und sind Bands mit singendem Schlagzeuger nicht eh die Coolsten?
Die Band ist gut aufgelegt, verlässt sich jedoch hauptsächlich auf die Bühnenpräsenz von Kevin Kuhn, der hinter seinem Schlagzeug den gewohnten Mix aus Genie und Wahnsinn liefert. Mit Krawatte und Hawaii Hemd wirkt das ganze sogar noch ein wenig verstörender als sonst.
Die erste Unterbrechung nutzt der Stuttgarter um einmal, voller Inbrunst und mit jeder Menge Vorbereitungszeit ins Mikrofon zu knurren. Und auch die folgenden Ansagen übernimmt der Schlagzeuger.
Zum letzten Lied wird noch einmal die Moral gelockert und die Instrumente getauscht, ehe sich die drei zurück ziehen,... bis Kevin Kuhn wieder vom Schlagzeug von KARIES grüßt.
Umgezogen, aber ohne Hose geht es für Kevin Kuhn nur wenige Minuten später weiter. Anders als bei WOLF MOUNTAINS steht jener nun jedoch kaum noch im Mittelpunkt. Zwar lässt sich der Stuttgarter seine gewohnten Faxen inklusive Grimassen nicht nehmen, wird durch die Bühnenpräsenz der Anderen jedoch in den Hintergrund gedrängt. KARIES starten mit einem Paukenschlag und nehmen innerhalb von Sekunden das MOLOTOW ein. Druckvoll, atmosphärisch, energiegeladen. Die Spannung in der Luft ist spürbar. KARIES sind da. Das Molotow ist da. Von Vorne bis Hinten wird mit gewippt und direkt vor der Bühne sogar leicht gepogt. KARIES schaffen eine unglaublich Atmosphäre und nehmen mit lauten, wie leisen Tönen den gesamten Raum ein.
Das Molotow leistet seinen Beitrag indem es an den richtigen Stellen ruhig (Ausnahmen bzw. einzelne Leute bestätigen auch hier die Regel) und an den noch richtigeren Stellen laut ist. Allem voran zwischen den Songs, wenn der Band mit tosendem Applaus Tribut gezollt wird.
Eine Band der großen Worte sind KARIES nicht. Kevin Kuhn hält sich zurück. Kurze präzise Ansagen und auch einmal Ruhe zwischen den Songs, wenn die Gitarre gestimmt wird, bestimmen den Abend. Aber auch das passt. Alles passt.
KARIES spielen sich live aus dem großen Schatten von DIE NERVEN. Alles passt.