24.-26.06.2010: Mach1 Festival - Flugplatz Montabaur

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Montabaur eigentlich ein verschlafenes Örtchen am Rande des Westerwalds verwandelt sich dieses Jahr einmal mehr in ein Anlaufpunkt für Festivaljünger aller Couleur. Das Mach 1 öffnet bereits zum 4ten Mal die Pforten. Nachdem man im letzten Jahr mit einem beachtlichen Lineup von der Bloodhound Gang bis zu regionalen Bands aufwarten konnte und so auch so genanntes Mainstream Publikum anzog, ist man dieses Jahr wieder etwas Szeneintern geworden. Jedoch warten mit der Wizo Reunion und Acts wie Hatebreed und Soulfly einige richtig große Brocken an diesem Wochenende, die mindestens wieder genauso viel Leute wie letztes Jahr nach Montabaur ziehen können.

Der Zeltplatz hat sich im Vergleich zum letzten Jahr nochmal vergrößert. Leider ist die Entfernung zum Festivalgelände immernoch sehr groß. Ich könnte mir wohl vorstellen dass diese Situation manche Festivalbesucher zu später Stunde extrem auf die Nerven geht. Ich selbst reise heute mit dem Auto an, so dass sich die Entfernung halbiert. Jedoch ist diese Entfernung auch der größte Kritikpunkt der mir jedes Jahr erneut bitter aufstößt. Klar, man kann es auch Faulheit nennen.

Das Festivalgelände hat sich im Vergleich zum letzten Jahr etwas verändert. Mit dem Kia Power Tent ist eine dritte Bühne hinzu gekommen. Hier spielen zum Beispiel junge regionale Acts auf. Außerdem werden die Wm Spiele im Zelt übertragen. Als ich ankomme beenden As seconds become Centuries ihr Set. Solide gespielter Metalcore ohne große Überraschungen. Die Kids vor der Bühne die sich schon zu so früher Stunde wortwörtlich zum Affen machen überraschen genauso wenig, also wieder raus aufs Festivalgelände.

Neben den zahlreichen Essens und Trinken Möglichkeiten auf dem Festivalgelände kann man nun auch ganz wie bei den großen Festivals Bungeejumpen. Leider fehlt grad beim Essen eine vegane oder vegetarische Alternative. Nix mit D.I.Y und Alternativen zur allgemeinen Esskultur. Die Preise insgesamt bewegen sich ebenfalls im Rahmen der großen Festivals.

Um kurz vor 7 beginnen Ritual auf der West End Stage ihr Set. Die Band aus dem Ruhrpott fällt heute ganz klar aus dem Rahmen. Darüber ist sich Ritual selbst stets bewusst und scherzt ein wenig darüber dass man sonst nur in Räumen die höchstens 10 Quadratmeter groß sind spielt. Insgesamt spielt man ein solides Set Angefangen mit Songs von der aktuellen EP die man mit welchen von der Wolves EP auflockert. Auch hier wenige Überraschungen. Der Sound auf der Bühne ist richtig gut . Klar erwartet man das bei einer so massiven PA, leider ist es trotzdem nicht immer der Fall. Und genau von dieser Tatsache profitiert die Band, so dass der schleppende Sound einige Leute anziehen kann. Auch wenn 2-Steps zu Ritual eher strange aussehen.

Nun ist der erste große Headliner dieses Abends an der Reihe. Sick of it All beehren nun schon zum zweiten Mal Montabaur mit ihrem Besuch. Nach 2007 hat sich einiges verändert die Band hat mit „Based on a true Story“ ein neues Album . Nach Death to Tyrants auch mehr als überfällig. Auch die Setlist wurde etwas geändert. Ein paar Klassiker gerade von der „ Call to Arms“ mussten verschwinden um den durchweg guten neuen Songs Platz zu machen. Die sympathischen NYHC- Veteranen sind immernoch extrem agil auf der Bühne, gerade die Koller Brüder. Den Ruf als eine der besten Livebands kann man heute wieder durchaus gerecht werden. Auf der Mainstage ist ebenfalls ein sehr guter Sound. Klassiker von „Step down“ bis „Scratch the Surface“ mit der dazugehörigen Wall of Death heizen das Publikum an. Zwar auch hier wenig Überraschungen aber Sick of it all überzeugt mal wieder durchweg.

Jetzt wieder kurz zur West End Stage. Durch das Bühnen Hopping verzichten die Veranstalter größtenteils auf Umbaupausen. Neaera ist als nächstes dran. Metalcore aus Münster . Auf diversen anderen Festivals konnte ich die Band schon sehen. Mittlerweile hat der Fünfer durch 4 Alben eine gewisse Fanbase aufbauen können, die sich auch auf dem Mach1 blicken lässt. Der sehr düstere Metalcore hin zum Deathmetal bleibt mir wenig im Ohr wahrscheinlich wegen der dazugehörigen Affinität. Durch den tadellosen Sound und das sympathische Auftreten der Band und die wirklich guten Livefähigkeiten die man sich nunmal über die Jahre angeeignet hat macht man aber auch hier nichts falsch.

Nun ist Soulfly an der Reihe. Es ist schon mal was, sich Max Cavalera nicht weit von der eigenen Haustür in Aktion anschauen zu dürfen. Zwar hätte ein Original Lineup von Sepultura, die ja mittlerweile ohne Max unterwegs sind, mich mehr aus den Socken gehauen. Aber auch Soulfly sind durch den charismatischen Frontmann namens Max Cavalera durchaus interessant. Das zeigt sich schon am Anfang des etwa eineStunden langen Sets in dem Max ,tight wie eh und je, seine Fähigkeiten unter Beweis stellt. Soulfly zockt sich durch ein Set geführt von Songs des „Primitive“ Albums bis hin zu neueren Sachen und Songs des neuen Albums „Conquer“. Das Highlight bildet definitiv das Sepultura Cover „Troops of Doom“. Da fast alle Soulfly Songs im Midtempo Bereich anzusiedeln sind zeigt Max in den Gefilden seiner alten Band nämlich nochmal richtig Power. Der Rest von Soulfly kann, auch durch den sehr guten Sound, überzeugen. Das Publikum ist begeistert und lässt grad in den vorderen Reihen die Matten schwingen.

Nach einer kleinen Runde über den Festivalplatz komme ich nochmals am Zelt an. Tiny y Son mussten den heutigen Auftritt leider absagen . Die Band aus Bremervörde hat sich durch die ständige Präsenz auf Konzerten im Westerwald einen Dauerslot auf regionalen Festivals gesichert. Als Ersatz spielt heute Between love and Madness. Zum Glück verpasse ich den Großteil des Sets, das eher peinlich als authentisch wirkt. Der Sänger versucht mit peinlichen Ansagen das noch peinlichere Publikum anzuregen nochmal alles im Pit zu geben. Irgendwie amüsant, musikalisch betrachtet einfach nur beliebig. So fällt es mir auch nicht schwer das Zelt nach 5 Minuten zu verlassen.

Death by Stereo sind als nächstes an der Reihe. Und was zum Teufel ist aus dieser Band geworden? Damals noch eine Daseinsberechtigung und durch Alben wie „Into the Valley of the Death“ den Querschnitt aus treibenden Skatepunk mit Metalanleihen geschaffen, nerven die Jungs um Efrem Schulz heute einfach nur. Nach dem wirklich schlechten neuen Album war so eine Wende zu erwarten. Es wundert mich also nur wenig dass die ganze Tour von offensivem Jägermeister Sponsoring begleitet wird. Angekommen auf dem Major? Manchmal eine nicht abzuwendende Entwicklung, aber hier einfach nur überflüssig. Die Leute feiern es dennoch ab und zerlegen den Platz vor der 2ten Bühne in Schutt und Asche. Nach etwa 5 Songs geht einem das ständige „Ohohoho und Ahaha“ gefolgt von Efrems Gesang nicht mehr aus dem Kopf. Mag für die einen eine positive Resonanz sein, mich langweilt das Ganze sehr schnell. Am Ende des Sets darf noch einmal jeder auf die Bühne und zeigen was er kann, also auch hier alles wie erwartet.

Nun spielt Wizo eine der Reunion Shows auf dem Mach1 und grad das hat mich vielleicht auch hierher gezogen. Wizo hat in den 90ern wie keine andere Band polarisiert und Ich wie auch viele andere Leute haben in den frühen Jugendjahren den Charme der provokanten Texte auf Skatepunkriffs schätzen gelernt. Ob mich das heute noch umhaut ist eine andere Frage. Doch als Axel mit seinen Jungs die Bühne betritt komm ich nicht mehr aus dem Staunen raus. Die Songs gehen noch so locker und eingängig wie vor 8 Jahren ins Ohr und durch den hohen Mitsingcharakter ist man spätestens bei „Kopfschuss“ als zweiten Song des Sets maßlos begeistert. Diese Energie überträgt sich aufs ganze Publikum und man findet heute Abend kaum jemand vor der Bühne der nicht mitgröhlt und die Band frenetisch feiert. Auch der Sound ist wieder ausgesprochen gut und Wizo rockt gutgelaunt durch ein Sets bestehend aus allen Hits der Band. Nebenbei werden auch 2 neue Songs gespielt die wenig begeistern, mit „Königin“ begibt man sich auch noch auf unterirdisch schlechtes Niveau. Auch die Animationsversuche von Axel auf der Bühne ziehen das Set unnötig in die Länge. Wenn man hiervon aber absieht, bekommt jeder was er will und auf der Bühne wird nochmal das vergegenwärtigt, wofür man diese Band damals geliebt hat. Das schwelgen in alten Erinnerungen bildet für mich den Kern. Sympathische Ansagen zeigen den politischen Konsens in dem sie sich selber immer noch sehen und mit „Kein Gerede“ und „die letzte Sau“ tritt man nach einer guten 1 ¼ Stunde von der Bühne.


Neuer Tag, Neuer Autor

Es ist Samstag und ich betrete pünktlich zu Evergreen Terrace ersten Tönen das Festivalgelände. Die Energie vom Vorabend hat sich leider noch nicht gezeigt, zumindest auf Seiten des Publikums. Evergreen Terrace ziehen routiniert ihre Show durch und man merkt den Jungs das ständige Touren an. Eine ausgewogene Setlist, mit vielen Songs der Wolfbiker und der Allmost Home, werden geboten. Lediglich hätte ich mir mehr Songs des Cover Albums Writers Block gewünscht. Dennoch nach der Hälfte des Sets springt auch der Funke über und es wird heftig getanzt. Fingerpointing, Windmüllen, und Circle Pits treffen hier auf Schweinepogo. Die Ansagen sind kurz und auf den Punkt gebracht, meistens wird noch erwähnt dass ja noch Me and Mark in dem Kia Zelt noch auftreten werden.

Mittlerweile haben sich auch die Gerüchte bestätigt die ich schon freitags gehört hatte: Raised Fist musste ihren Auftritt absagen. Dadurch hat sich auch die Running Order etwas verändert, sodass erstmal Six Reasons To Kill an der Reihe waren. Diese hatten in den Letzten Jahren schon mehrere Sängerwechsel, nachdem Bobonix Sänger [Thorsten] vor kurzem ausgestiegen ist, durfte ein Neuer ran.

Mit geputzten Nike Air´s, New Era Cap und frischen Tattoos ging die Dampfwalze namens Six Reasons To Kill los. Drückender Metalcore ohne Kompromisse. Muss man nicht mögen, kann man aber.

Von dem ganzen geknüppel braucht ich jetzt erst einmal eine Erholung für die Ohren und was eignet sich da Besser als die angekündigte Akustik Band namens Me And Mark.

Es wurde gemütlich. Die zwei Symphytischen Sänger packten alles aus was es für eine gute Show braucht. Gute Melodien, passende Stimmen, charismatische Ansagen und das ein oder andere Cover. So traffen Ramones-Klassiker auf Hatebreeds : I Will Be Heard.

Nach dieser kurzen Pause ging es wieder weiter mit lauter Gitarren Musik. Agnostic Front betraten zu einem, mit Pathos geschwängerten Intro alá 300. Und so ging es auch in der Show weiter. Zum größten Teil hat man sich selbst Zelebriert. Allem vor ran Vinni Stigma. Gesichtsakrobatik und Gepose sondergleichen, die man sonst vielleicht von Kiss erwartet, wurde geboten. Dem Publikum schien es zu gefallen.

Nach diversen Showeinlagen (Laut „Stigma Stigma“ rufen, während dieser Bier aus einem Trinkhorn trinkt) gab es noch ein kleinen Vorgeschmack auf den weiteren Abend für das Publikum. Jamie Jasta sang zusammen mit Roger Miret ein Paar Lieder.

Ich hatte genug und wollte nach Hause denn die Sonne brannte die Crowd nervte und das Geld ging ohnehin am Distro stand drauf. Aber die Running Order hatte noch einen kleinen Leckerbissen im Ärmel.

All For Nothing betraten pünktlich zum Sonnenuntergang, mit einem musikalischen Schlag ins Gesicht, die kleine Bühne.
All For Nothing heisst: Modernen Hardcore mit einer leichten Metalkante und einer Frontfrau bei der sich Leute fragen: „Wer war nochmal Walls Of Jericho?“. Für mich nebst Sick Of It All die stärkste Band des Wochenendes. Hatebreed hatte ich einfach schon zu oft gesehen und Lust auf Kickboxing hatte ich ohnehin nicht. Insofern wurde der letzte ansträngende Aufmarsch zum Parkplatz erklommen und die Heimfahrt bestritten.

Als Fazit wäre zu sagen: Das Mach 1 ist definitiv eine Bereicherung für die Region. Wo sonst bekommt man für recht wenig Geld so ein Lineup und ein authentisches Festival Feeling geboten.