AGNOSTIC FRONT, jene Legenden des New York Hardcore, veröffentlichten kürzlich via Bridge 9 ihr „Victim In Pain“ Meisterwerk neu und feiern ihr 25jähriges Bestehen mit einer riesen Tour durch die Clubs und Festivals Europas. Mit im Gepäck: A CALL TO PRESERVE, THIS IS HELL und die deutschen Mitstreiter der CRUSHING CASPARS. Dass eine solche Tour für jede Band ein Vergnügen ist, außer für die Opener, bewies es aber am Samstagabend im Berliner SO36. So begann das Konzert scheinbar schon überpünktlich und als um 19.45Uhr THIS IS HELL auf der Bühne stehen, haben CALL TO PRESERVE bereits ihr Muss erfüllt.
THIS IS HELL waren dann eigentlich nur zu bemitleiden. Oder auch nicht. Wer hier unsympathischer agierte, das war die große Frage. Der Gig der New Yorker jedenfalls war so chaotisch, dass man es sich gar nicht vorstellen mag. So rief man noch vor dem ersten Song drauf auf, dass die Zuschauer bitte näher kommen sollen und würdigte die Nicht-Regung des Publikums mit einem scharf eingesetzten „Pussys“. Das Publikum noch vor dem Gig beleidigen? Nicht sehr schlau. Andererseits: Das Publikum ist schon jetzt so besoffen, dass es eigentlich völlig egal ist. Und mit den ersten Tönen von THIS IS HELL beweist sich dann auch, dass lediglich ein hartgesottener Fan wirklich wegen dieser Band hier ist. Der Rest macht: Nichts. Nach und nach schleichen sich ein paar Oi!-Punks nach vorn und pogen, als stünde gerade eine lokale Ska-Band auf der Bühne und THIS IS HELL bewegen sich (außer dem Gitarristen) kein Stück von ihrer Stelle. Ich wette, sogar die Proben der Band fallen energischer aus und selbst aus der Kritik an der Playlist ihrer Konzerte haben die Herren nicht sonderlich ernst genommen. „Permanence“ kommt mal wieder viel zu früh und auch sonst rasselt das „Sundowning“ Material nur so durch die Lustlosigkeit hindurch. Schade, aber irgendwie klar, wenn man bedenkt, dass die CRUSHING CASPARS eine Menge mehr an Zuspruch erhielten. Hier zeigte sich dann ansatzweise was vielleicht später bei AGNOSTIC FRONT los sein sollte und seltsamerweise ging die Rechnung aus metallischem Allerlei sehr gut auf. Doch man merkte deutlich: Das proppevolle SO36 wartet auf den Headliner: AGNOSTIC FRONT. Und was gibt es zu jenen groß zu sagen? Jeder, der sich nur halbwegs in seinem Leben mit Hardcore auseinandergesetzt hat kam an dieser Band nicht so richtig vorbei und bei allem Stumpfsinn, den man ihnen attestieren könnte, brüllt man trotzdem lauthals mit. Ob nun „Gotta Go“ oder „For My Family“, ob nun Songs vom Debüt oder den letzten Werken - AGNOSTIC FRONT beweisen, dass sie eine Institution in Sachen Hardcore sind und räumen auch heute Abend alles ab, was nur geht.