"Ach, der macht auch Musik?''. Das ist heutzutage oft die Reaktion, wenn man jemandem erzählt, dass man auf eine Show von OLLI SCHULZ geht. Das der Mann hauptsächlich Musiker ist und schon lange auf Bühnen gestanden hat, bevor er im TV oder Radio aktiv war, ist vielen gar nicht bewusst. Aber das ist letztendlich auch gar nicht so schlimm. Schließlich kann so eine Präsenz im TV ja auch seine Vorteile haben, wie dieser Abend zeigt. Denn der Alte Schlachthof in Dresden war seit Wochen ausverkauft. Bis man sich entschied, kein Sitzkonzert zu veranstalten und kurzerhand die Stühle rausschmiss. Das schuf Platz für mehr Leute und eine erneute Verfügbarkeit von Tickets.
Einen Supportact gab es an diesem Abend leider nicht – Schade eigentlich, weil, abgesehen vom relativ hohen Ticketpreis von 35 Euro an der Abendkasse, der Großteil des Publikums an einem Samstagabend vermutlich kein Problem damit gehabt hätte, länger vor der Bühne zu verweilen.
So war es dann bereits 20:30 Uhr Zeit für OLLI SCHULZ. Bevor er jedoch die Bühne mit seiner Band enterte, gab es noch ein kurzes und ziemlich witziges Video-Intro zu sehen. Nach dem Opener ''Wachsen (Im Speisesaal des Lebens)" wurde mit "Schockst nicht mehr" direkt ein Song von der neuen, eher verhalten aufgenommen Platte "Scheiß Leben, gut erzählt" gespielt. Ja, der Song klingt defintiv anders, dass betonte auch Schulz selbst nochmal. Schlecht an, kam der Song deshalb aber nicht – ganz im Gegenteil. Es wurde deutlich lauter im Saal, als es zuvor noch der Fall war.
Und wer OLLI SCHULZ schon einmal live erlebt hat, der weiß: Keine OLLI SCHULZ-Show ohne Storys. Böse Zungen behaupten ja, viele kommen nur deshalb auf seine Konzerte. Ob da viel Wahres dran ist, sei mal dahingestellt. Es ist aber nun mal eine Tatsache, dass er immer gute und witzige Geschichten aus seinem Alltag zu erzählen hat. Und mal Hand aufs Herz: Das macht den Hamburger ja auch so sympathisch. Wir haben beispielsweise erfahren, warum er Moderator Markus Lanz denn jetzt eigentlich so hasst oder wie er auf einer Preisverleihung mit den (teilweise stark angetrunkenen) Mitgliedern der SCORPIONS abhing. Fotos und Videoaufnahmen, die während der Show im Hintergrund an die große Leinwand geworfen wurden, untermalten das Erzählte sowie seine Songs.
Tolle ausgewogene Setlist (Auch Songs aus Zeiten, als er noch mit der Band OLLI SCHULZ UND DER HUND MARIE spielte, waren dabei), witzige Storys, guter Sound und ein tolles Bühnenbild – eigentlich hatte der Abend alles, was eine gelungene OLLI SCHULZ-Show ausmacht. Doch irgendwie wollte er an diesem Abend bei mir einfach nicht überspringen – der letzte Funke. Der, der das Konzert zu einem Highlight macht, an das ich auch noch in ein paar Jahren denke. Wie ich nach dem Konzert erfuhr, ging es wohl nicht nur mir so. Für mich persönlich verloren gerade die ruhigen, nachdenklichen Songs im großen Alten Schlachthof leider ihre Wirkung – kein Vergleich zum Auftritt im Dresdner Beatpol im Jahre 2014. Nur hin und wieder, zum Beispiel bei ''Skat spielen mit den Jungs'', blitzte diese besondere Atmosphäre dann aber zum Glück doch noch durch.
OLLI SCHULZ gelingt es große Hallen zu füllen – es sei ihm definitiv auch gegönnt, gar keine Frage. Aber so muss ich doch gestehen, dass ich mich ein bisschen auf die, noch am selben Abend angekündigte, Akustik-Tour im Herbst freue, bei der die Säle vermutlich etwas gemütlicher ausfallen werden.
Bilder vom Abend gibt es hier zu sehen: OLLI SCHULZ