25.04.2019: JOYCE MANOR, THE MURDERBURGERS - Köln - Artheater

07.05.2019
 

 

JOYCE MANOR sind für einen Kurzaufenthalt zurück in Europa, nachdem sie schon im letzten Jahr mit „Million Dollars to Kill Me“ ihr mittlerweile fünftes Studioalbum veröffentlicht haben. Auf diesem wurde stringend der Weezer-Einschlag weiter verfolgt, sprich: Ruhige Töne angeschlagen.

Als Toursupport sind THE MURDERBURGERS mit an Bord. Laut Facebook-Post wollten JOYCE MANOR schon lange mit dem Punk-Trio aus Schottland touren. Mir persönlich sagt die Band gar nichts, genau so geht es allen meinen Bekannten am heutigen Abend. Tabula rasa. Aufs Parkett wird ein deutlich höherer Rock-Anteil gelegt als das bei der Hauptband der Fall sein wird, dafür klingen die MURDERBURGERS viel weniger eigenständig als JOYCE MANOR. Ein Durchschnitt aus den altbekannten Fat-Wreck-Bands dürfte das ganze umfassend beschreiben. Passend, da ja genau am kommenden Wochenende das Groezrock ansteht. Dort hätten die Schotten ebenfalls gut hingepasst, sind aber nicht Teil des Line-Ups. Im Gegenteil zu JOYCE MANOR, die die vierte Bühne am Samstag headlinen werden. Das jüngst veröffentlichte Album „What a Mess“ sei Fans des eher klassischen Pop Punks also ans Herz gelegt, live befeuchten die MURDERBURGERS allerdings eher wenige Augenpaare. Eher wundert man sich, dass das Artheater so verhältnissmäßig menschenleer ist.

Bis JOYCE MANOR ihr Set beginnen, hat sich dies glücklicherweise gebessert. Und auch im Laufe der Show scheinen noch ein paar Leute dazu zu stoßen, sodass das Artheater sich etwas füllt. Von ausverkauft ist es jedoch weit entfernt. JOYCE MANOR scheinen jedenfalls glücklich und spielfreudig, wie man sie kennt. Die Band schmeisst die besten Songs ihrer kompletten Bandgeschichte zusammen und kreiert daraus eine Setlist von um die 20 Liedern. Mit „Beach Community“ und „Constant Headache“ werden Fans der frühen Zeiten beglückt, mit „I’m Always Tired“ und dem catchigen „Chumped“ gar Fans der ersten Stunde. Trotz des erhöhten Rotzpunk-Faktors dieser Songs, in denen Frontmann Barry größtenteils schreit statt zu singen, fügt sich alles zu einem kohärenten Gesamtbild. Auch die ruhigeren Songs von Cody wie beispielsweise „Eighteen“ und „Last You Heard of Me“ kommen gut an, nur dass da eben Ruhe im Pogo ist und die Punks lieber mit dem Bier in einer Hand verträumt schunkeln. Leadgitarrist Chase reisst dann irgendwann eine Gitarrensaite, was seine drei Bandkollegen locker aufzufangen wissen. Hier zeigt sich eine der beeindruckendsten Seiten von JOYCE MANOR: Auf Zuruf kann die Band gewünschte Songs spielen. Mit „Five Beer Plan“ wird so die Zeit zum Saitenwechseln überbrückt, ohne dass es peinlich wird. Ganz im Gegenteil. Leider ist der Platz unmittelbar vor der Bühne eher spärlich mit Menschen bestückt. Das einzige junge Mädel in der ersten Reihe packt allerdings einen Konzertmove aus, den ich so noch nicht kannte: Ihren Lieblingssong schreit sie komplett mit ausgestrecktem Zeigefinger, der sich fast in Barry’s Nase bohrt, mit, hat dabei jedoch ihr Smartphone mit der freien Hand stets auf Brusthöhe im Anschlag, um das auch alles auf Kamera festzuhalten. Witzige Kombo aus „Ich bin total im Moment“ und „Meine Freunde müssen’s aber auch mitbekommen.“ – Trendfaktor. Gegen Ende des Sets gibt es dann mit „Fighting Kangaroo“ und „Big Lie“ nochmal mehr neues Zeug auf die Ohren – insgesamt haben JOYCE MANOR sich mit vier ganz neuen Songs diesbezüglich nicht übernommen. Es wird wohl eine spannende Frage sein, wie es auf einem eventuellen Album sechs weitergehen wird – noch ein drittes Album in die Kerbe von „Cody“ und „Million Dollars to Kill Me“ könnte etwas zu eintönig werden, selbst für die eingefleischtesten Fans. Live jedoch, das steht außer Frage, sind JOYCE MANOR immer ihr Geld wert.