Es heißt immer, ohne Erwartungen kann man nicht enttäuscht werden. Der letztwöchige Besuch von WOLVES IN THE THRONE ROOM und WIEGEDOOD im BiNuu widerlegt diese These. Schön, dass diese Enttäuschung bereits eine Woche später relativiert wurde. TOGETHER PANGEA waren zu Besuch in Berlin und spielten eines der besten Konzerte des Jahres.
Meine beste Freundin betitelt TOGETHER PANGEA als ihre heimliche Lieblingsband. Ihr unheimlicher Favorit ist mir bis dato unbekannt, obwohl ich das wohl wissen sollte. Sorry, falls du das liest. Mir gefällt die Band auch ganz gut, wobei mir der direkte Bezug zur Musik der vier Typen aus LA eher fehlt. Ihre letzten Alben hab ich als „nice“ in Erinnerung und für die Hintergrundmusik auf der Autobahn eignet sich ihr letztes Album „Bulls And Roosters“ perfekt.
Der Maze-Club, ehemaliges SchwuZ, entwickelt sich allmählich zur perfekten Konzertlocation mit dezenter Untergrundattitüde. Teelichter weisen den Weg in den Keller, generell ist die Beleuchtung eher spärlich. Ca. 100-120 Menschen nahmen an diesem Abend teil, der Bühnenbereich (auf und davor) war damit nahezu überfüllt, dennoch ist die Band auf der Bühne bis in den hintersten Bereich des Raumes gut sichtbar. Treppen und in die Wände eingebrachte Hochebenen sind einfach ein Segen für alle kleinen Menschen.
Die niederländische Post-Punk/Garage-Band LOOKAPONY haben wir leider verpasst, den Start von TOGETHER PANGEA kurz nach neun Uhr bekamen wir aber mit Getränken versorgt pünktlich mit. Wie bereits erwähnt, hab ich die Band bisher immer als nett, aber unscheinbar wahrgenommen, so dass ich mich vorher nicht an einen einzigen Song bewusst erinnern konnte. Bereits mit dem Opener „Looked In Too“ war ich etwas irritiert, weil ich unverhersehbar diverse Passagen mitsingen konnte und die Melodie mir mehr als bekannt vorkam.
Das Wohlfühl- und „kommt mir aber bekannt vor“-Feeling ebte auch mit „Kenmore Ave“ und „Make Me Feel Wired“ nicht ab, im Gegenteil. Die Hitdichte der Songauswahl ist gewaltig, was auf den Alben (im Nachgang noch einmal gehört) nur in Ansätzen zu erahnen ist. TOGETHER PANGEA teilten ihr Set in drei Passagen auf: erst schnell und laut, dann gemäßigter und midtempo-artig, dann wieder schnell und laut. Dazu zu jeder Zeit tanzbar. Zum Ende des Abends begannen Teile des Publikums zu pogen, sprangen auf die Bühne, übernahmen dort diverse Gesangsparts des Sängers William Keegan, nur um dann anschließend stagedivend ins Publikum zu springen. Anmerkung: es handelt sich bei TOGETHER PANGEA um eine Post-Punk/LoFi-Garage-Punk-Band und nicht um Hardcorepunk aus Boston. Diese Publikumsaction hab ich, zumindest in Berlin, seit mindestens acht Jahren nicht mehr gesehen.
Mit „Better Find Out“ (an diesen Titel konnt ich mich tatsächlich vorab erinnern), hat die Band einen absoluten Überhit parat, welcher bereits recht weit zu Beginn des Sets gespielt wurde und weckte Assoziationen an CLOUD NOTHINGS und TWEENS. Vor allem Erstgenanntere wurden mir regelmäßig ins Gedächtnis gerufen, musikalisch ähneln sich beide Bands sehr, zwischen den Liveperformances aber liegen Welten: CLOUD NOTHINGS haben auf ihren Alben unzähliche Hits geschrieben und sind weit mehr eingängiger als TOGETHER PANGEA, aber (leider) eine unfassbar schlechte Liveband. Bei zwei Konzerten konnte ich mich bereits davon überzeugen. TOGETHER PANGEA hingegen strahlten Spielfreude aus, waren überaus eingespielt, technisch versiert und nahmen sich nur bedingt selbst ernst. Dass die Band vor kurzem erst Label, Management und Bookingagentur verlor, wirkte sich subjektiv so aus, als hätten sich TOGETHER PANGEA von massenhaft unnötigem Ballast befreit: kein Druck, kein Stress, nur Spaß. Und das Publikum wurde von Beginn an damit angesteckt.
Weitere Highlights waren „Money On It“, die Zugabe „Alive“, das Ende von „Snakedog“ (?) und die WEEZER-artige Hymne „Alison“. Nach ca. einer Stunde war das Konzert vorbei, welches an keiner einzigen Stelle langweilig wurde. TOGETHER PANGEA überzeugten ab der ersten Sekunde live, den dargebotenen Druckvollen Sound wünsch ich mir für die zukünftigen Studioversionen. Das Konzert im Maze war dennoch zweifelos eines der besten in diesem Jahr.