Opener an diesem Abend war die Gruppe BENJROSE. Die Band um Namensgeber Benjamin Rose betrat um 20 Uhr die Bühne und legte mit dem Song „Where Do We Go“ los. Ein bisschen Rock, ein bisschen Soul und auch ein bisschen Funk im Stil der früheren Motown Bands sorgten schnell für gute Laune im Publikum. Dieses war nebenbei erwähnt extrem gemischt: der jüngste Gast mit ca. 10 Jahren saß mit Ohrenschützern auf einer großen Stufe an der Seite, die wohl ältesten Besucher mit ca. 65 standen genau mittig im Saal und schunkelten fröhlich mit. DEAF HAVANA scheint mittlerweile also eine „Band für die ganze Familie“ zu sein.
BENJROSE zeigten 30 Minuten lang eine gute Mischung ihres Könnens. Zwischen den Songs nutzte Sänger Benjamin die Möglichkeit mit dem Publikum zu sprechen, erzählte dass er gar nicht so weit weg, nämlich in Osnabrück aufgewachsen, nun aber Wahl-Kölner sei. Er freue sich sehr diese Tour mit DEAF HAVANA spielen zu können und gab auch frei zu, doch ein bisschen aufgeregt zu sein. Besonders bei den funkigen Songs nutzte er die Bühnengröße komplett aus hatte sichtlich Spaß.
Mit „My Way“ von FRANK SINATRA als Intro betraten DEAF HAVANA um 21 Uhr die Bühne. Das Quartett aus Norfolk ist eine der wenigen Bands, die sich im Laufe ihrer Karriere neu erfunden haben. Während man die Gruppe 2008 ohne Probleme dem Genre Post-Hardcore zuordnen konnte, kam mit dem Ausstieg von Sänger bzw. Shouter Ryan Mellor und dem Album „Fools And Worthless Liars“ der musikalische Wechsel hin zum Pop-Rock. James Veck-Gilodi distanziert sich mittlerweile komplett vom ersten Album „Meet Me Halfway, At Least“, dies erklärt auch warum sich auf der Setlist kein Song von besagtem Album befand. Mit „I Will Try“ starteten die Engländer in ihr ca. einstündiges Set. Es folgten „Trigger“, „Sing“ und „Worship“. Der Sound ließ dabei leider zu wünschen übrig. Während Bass, Gitarre und Schlagzeug gut aufeinander abgestimmt waren konnte man besonders in den Strophen kaum ein Wort des Gesangs deutlich verstehen. Auch hatte Veck-Gilodi wohl erst Probleme mit seinen In-Ears, da er immer wieder Zeichen zum Tonpult gab. Zwischen den Songs erzählte der Sänger wie gerne DEAF HAVANA in Deutschland spielen und bedankte sich bei den gut 150 Besuchern dass sie das Konzert einem Besuch auf dem Weihnachtsmarktmit Glühwein vorgezogen haben.
Während sich Drummer Tom Ogden vollkommen mühelos durch die Songs spielte, Bassist Lee Wilson fast hinter den Rauchschwaden der Nebelmaschine verschwand und Gitarrist Matthew Veck-Gilodi als einziger so aussah als hätte er wirklich Spaß, schwächelte sein Bruder James besonders bei den Titeln, die er nicht an der Gitarre begleitete. Obwohl die Bühne im Bremer Tower nicht sonderlich groß ist versuchte er in Bewegung zu bleiben, dies endete jedoch mehr als einmal in sehr kurzatmigem Gesang. Speziell beim Song „Heaven“ vom aktuellen Album „Rituals“ kam der Gedanke auf, ob er sich Johnny Craig als Vorbild genommen hat. Leider konnte er viele Töne jedoch nicht halten, wodurch die Qualität deutlich gemindert wurde.
„Holy“ hingegen wurde souverän und stimmlich gut vorgetragen.
Nach gut einer Stunde verließ die Band die Bühne und ganz ehrlich: würde ich in einer Band spielen wäre ich bei diesem Applaus nicht für eine Zugabe zurückgekommen. Was war denn da los? Während des Konzertes schunkelte das Bremer Publikum zumindest munter vor sich her, das ein oder andere Mal wurde sogar gejubelte oder gehüpft aber der Applaus war so verhalten als hätte man gerade ein langweiliges Referat in der Schule oder Uni hinter sich gebracht. Glücklicherweise ließ sich die Band davon nicht beeindrucken und spielte noch zwei Zugaben. Mit „Hell“, ebenfalls vom aktuellen Album gab es dann zumindest Ansatzweise eine Erinnerung an die Screaming-Parts von früher. Beendet wurde der Abend mit „Caro Padre“.